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Juraj Valcuha

© Konzerthaus Berlin

Konzerthausorchester Berlin: Der Neue stellt sich vor

Ein Ginastera-Prokofjew-Rachmaninow-Abend mit Juraj Valcuha, dem neuen Erste Gastdirigenten des Konzerthausorchesters

Zwischen Sinfonieorchestern und ihren Chefs wirken meist Beziehungsmodelle, die so alt sind wie das gemeinsam geprobte Kernrepertoire. Es darf nur einen obersten Taktstockschwinger geben, der in der Welt bitteschön was hermachen soll. Hat er sich erst einmal gebunden, wird es den Musikern meist fad, wenn er allzu oft vor sie tritt. Im Konzerthaus bahnt sich jetzt eine ungewöhnliche Konstellation an, die in den nächsten Jahren gleich drei Dirigenten regelmäßig an den Gendarmenmarkt führen soll.

Iván Fischer wird nach dieser Saison Ehrendirigent und leitet weiterhin eigene Projekte und eine Abo-Reihe. Christoph Eschenbach wird 2019 Chefdirigent, mit beinahe 80 Jahren dann frei von jeder Eifersucht. Dazu kommt als Erster Gastdirigent mit dieser Spielzeit ein junger, international bereits stark gefragter Maestro: Juraj Valcuha, 1976 in Bratislava geboren. Sein Antrittskonzert fällt jetzt zusammen mit dem Finale der Rostropowitsch-Hommage im Konzerthaus. Der Weg in den Großen Saal führt vorbei an Monitoren, auf denen der legendäre Cellist und energische Dirigent Musiker lobt, die freiwillig nachsitzen, bis sie ihren Part beherrschen. Rostropowitsch rühmt ihr „musikalisches Gewissen“ – und bleibt spontan bei ihnen.

Valcuha überzeugt mit der Suggestionskraft seines Taktschlags

An Gewissenhaftigkeit bleibt Juraj Valcuha den Musikerinnen und Musikern des Konzerthausorchesters nichts schuldig an diesem Abend, dessen erste Hälfte mit zwei von Rostropowitsch unmittelbar beeinflussten Werken durchaus Stacheln zeigt. Alberto Ginastera zollt in seinen „Glosses sobre temes de Pau Casals“ dem anderen großen Cellisten des 20. Jahrhunderts ebenso Tribut wie der gemeinsamen katalanischen Heimat – gedanklich ein herber, auch surrealer Ort, wie man in diesen turbulenten Tagen gerade wieder erfahren kann.

Valcuha wählt hier einen Mittelweg, ohne glühendes Werben, ohne gehärtete Fronten, wahrt den Fluss der Musik. Zusammen mit dem wunderbaren Cellisten Truls Mørk musiziert er danach Prokofjews „Sinfonisches Konzert für Violoncello und Orchester“: zwei Musiker, die sich gut kennen und beide nicht den zuspitzenden, auch mal aggressiv dreinfahrenden Part übernehmen wollen. Mørk rührt dabei immer ans Herz, während sich Valcuha etwas hinter leicht getragenen Tempi versteckt. Bei Rachmaninows „Sinfonischen Tänzen“ kann der Neue dann die Suggestionskraft seines atmenden Taktschlags unter Beweis stellen, der das Konzerthausorchester mit Freuden folgt.

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