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Die Klassik-CD der Woche: C.P.E. Bach

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Klassik von C.P.E. Bach: "Lass dich gehen"

Carl Philipp Emanuel war zu Lebzeiten berühmter als sein Vater Johann Sebastian Bach. Der Cembalist wollte Musik machen, die "das Herz in Bewegung setzt". Jetzt würdigt eine neue CD den Komponisten.

Auf diesen Jubilar darf man sich lokalpatriotisch freuen, denn Carl Philipp Emanuel trägt zu Recht den Titel „der Berliner Bach“. Vor 300 Jahren wird er geboren, lernt beim Vater in Leipzig, studiert Jura an der Viadrina und entwickelt sich rasch zu einem der führenden Cembalisten. Friedrich II. nimmt ihn noch als Kronprinz in seine Kapelle auf. Nach der Thronbesteigung beginnt ein fast drei Jahrzehnte währender Dienst als Hofcembalist – eine schwierige, für Bach oft auch demütigende Zeit. Er darf den Monarchen bei seinem ersten Flötenkonzert in Charlottenburg begleiten, doch er gehört nicht zu den Stars der Kapelle, die auch als Komponisten geschätzt werden.

Bachs Versuche, woanders in Lohn und Brot zu kommen, weiß Friedrich II. zu unterbinden. So werden die bürgerlichen Berliner Salons zu seiner eigentlichen Bühne. Ekstatisch geht er am Cembalo auf Seelensuche, will „das Herz in Bewegung setzen“. Ein derartig überspanntes Verhalten ist als Begleiter des oft stundenlang Flötenkonzerte blasenden Königs undenkbar.

Bachs Förderer ermutigten ihn, sich "gehen zu lassen"

Carl Philipp Emanuel Bach wird zu Lebzeiten berühmter als sein Vater, und Haydn räumt gerne ein, viel von ihm gelernt zu haben. Es ist seine die Formen des Barock sprengende Subjektivität, die in ein neues Musikzeitalter weist. Davon kündet auch die erste CD im Jubiläumsjahr: Die Berliner Barock Solisten haben sie mit Gottfried von der Goltz als Konzertmeister eingespielt. Den vibrierenden Kern der Aufnahme bilden zwei der sechs Sinfonien, die Gottfried van Swieten bei Bach in Auftrag gab. Der spätere Förderer von Haydn, Mozart und Beethoven ermutigte Bach, sich in ihnen ganz „gehen zu lassen“. Das Ergebnis ist mitreißend, zu neuen Ufern strebend.

Wie sehr Bach sich als Ausdrucksmusiker sieht, der Emotionen nicht dem herrschenden Geschmack opfert, verrät das Oboenkonzert auf der CD: Im langsamen Satz weiß er die Satzbezeichnung „mesto“ (traurig) nahezu endlos zu steigern. Philharmoniker-Solist Jonathan Kelly macht daraus ein winterliches Vergnügen, bevor sie weiterstürmt, die Musik Carl Philipp Emanuels. Am 8. März geben ihm die Berliner Barock Solisten ein Jubiläumskonzert im Kammermusiksaal. Vormerken!

Erschienen bei Deutsche Harmonia Mundi

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