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Mit Begeisterung. In der Jungen Deutschen Philharmonie spielen Musiker im Alter von 18 bis 28 Jahren.

© Achim Reissner

Junge Philharmonie im Konzerthaus: Leuchtzeichen

Mit Leidenschaft und jugendlichem Übermut: Die Junge Deutsche Philharmonie überzeugt im Konzerthaus unter Leitung des finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste.

Der Abend beginnt in vollkommener Dunkelheit. Erst als der erste Akkord erklingt, fällt ein Lichtkegel auf den Dirigenten. Dann wird es langsam immer heller im Saal, bis die Kronleuchter funkeln, während stark rhythmisierte Klänge das Konzerthaus erfüllen. Das Stück, mit dem die Junge Deutsche Philharmonie ihr Gastspiel am Gendarmenmarkt eröffnet, „Laterna Magica“ von der finnischen Komponistin Kaija Saariaho, wird durch eine Lightshow begleitet. Was zur Musik passt: Denn die Komposition selber will Farben sichtbar machen, durch die Stimmungen, die von der Musik vermittelt werden. Soweit die Theorie. Abgesehen vom beeindruckenden Anfang allerdings erinnert das Lichtdesign dann aber doch zu oft an die Beleuchtung eines Casinos. Die klassizistischen Säulen des Konzerthauses wirken, in Pink angestrahlt, wie aus Plastik. Das Orchester dagegen überzeugt unter der Leitung von Jukka-Pekka Saraste restlos, die zwischen 18 und 28 Jahre alten Musikerinnen und Musiker meistern die rhythmischen Finessen aller drei Stücke des Abends mit Bravour. Und haben auch noch sichtlich Spaß dabei.

In Sergei Prokofjews drittem Klavierkonzert zeigt der russische Pianist Nikolai Luganski Virtuosität, ohne sich dadurch unangemessen in den Vordergrund zu rücken. Das Zusammenspielt von Orchester und Solist ist spannungsreich, es entsteht ein dynamisches Auf und Ab, das bis zuletzt spannend bleibt. „Den elementaren Willen zum Leben“ zu vertonen, war das Ziel des dänischen Komponisten Carl Nielsen, als er mitten in den Massakern des Ersten Weltkriegs 1916 seine vierte Sinfonie schrieb. Dieser Wille kommt in der Interpretation des jungen Orchesters besonders gut zum Ausdruck. Es wird mit Leidenschaft musiziert, vor allem das furiose Paukenduell im Finale sprüht vor jugendlichem Übermut.

Stilistisch wie auch in der Besetzung des Orchesters bietet der Abend eine große Vielfalt, völlig unterschiedliche Klangwelten tun sich den Zuhörern auf. Wie schade, dass der Saal halb leer bleibt. Der Stimmung allerdings tut das keinen Abbruch: Die Anwesenden johlen und pfeifen, was das Zeug hält. Denn auch der Altersdurchschnitt des Publikums liegt hier deutlich unter dem normaler Abokonzerte. Eine gelungene Bildungsmaßnahme.

Elias Pietsch

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