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Der Berliner Künstler Ryan Mendoza und die Nichte der US-Bürgerrechtlerin Rosa Parks, vor dem Haus von Rosa Parks in Berlin.

© Monika Skolimowska/dpa

Ikone der Bürgerrechtsbewegung: Rosa Parks Haus kehrt in die USA zurück

Das Haus der US-Bürgerrechtlerin im Wedding kehrt in die USA zurück. Ein Verlust für Berlin.

Von Andreas Busche

Natürlich ist es richtig, dass es jetzt dorthin zurückkehrt, wo es herkommt – und historisch gesehen auch hingehört. Doch die Umstände der Rückkehr irritieren. Im Oktober letzten Jahres brachte der US-Künstler Ryan Mendoza das Haus, in dem die 2005 verstorbene Bürgerrechtsikone Rosa Parks über 40 Jahre lebte, mit Hilfe ihrer Nichte Rhea McCauley nach Berlin.

Weder die Stadt Detroit noch öffentliche US-Einrichtungen zeigten Interesse am historischen Gebäude, das die Behörden am liebsten abgerissen hätten. So landeten die Einzelteile des Hauses auf Umwegen in einem Weddinger Hinterhof, wo Mendoza es wieder für die Öffentlichkeit errichtete.

Die Bürgerrechtsikone Rosa Parks bei einer Zeremonie im Jahr 1999.
Die Bürgerrechtsikone Rosa Parks bei einer Zeremonie im Jahr 1999.

© William Philpott/Reuters

Zweifellos ist die Biografie von Rosa Parks in erster Linie mit der amerikanischen Geschichte verbunden. Die Weigerung der damals 42-Jährigen, ihren Sitzplatz im Bus einem weißen Mitfahrer zu überlassen, markierte 1955 den Beginn des „Busboykotts von Montgomery“, einem Schlüsselereignis der Bürgerrechtsbewegung. Doch Parks’ Name ist heute auch ein Synonym für Zivilcourage und den Kampf gegen Rassismus und Intoleranz. In Kreuzberg zum Beispiel gibt es die Rosa Parks Grundschule.

Kulturhistorisches Bewusstsein von Alltagsobjekten

In einer Zeit, in der die Berliner Politik endlich über die Umbenennung von Straßen, deren Namensgeber ihren Ruhm in der Ära des deutschen Kolonialismus begründeten, diskutiert, und Rassismus wieder gesellschaftsfähig wird, hätte der Stadt das Rosa-Parks-Haus gut zu Gesicht gestanden. Zwar besitzt das Gebäude nicht die Geschichte des berühmten Busses, in dem Parks ihren „Sitzstreik“ begann (der steht heute im Henry Ford Museum), aber das im vergangenen Jahr in Washington eröffnete National Museum of African American History and Culture zeigt vorbildlich, welches kulturhistorisches Bewusstsein auch Alltagsobjekten innewohnt. Das ist nicht zuletzt auch ein Auftrag des geplanten Humboldt Forums.

Über ein Jahr hatte die Stadt Zeit, sich zu überlegen, was sie mit dem historischen Haus machen könnte, nachdem es nur einer privaten Initiative zu verdanken ist, dass es überhaupt noch existiert. Ohne Ergebnis. Nun ist das Haus wieder demontiert und befindet sich auf dem Weg in den US-Bundesstaat Rhode Island, wo das Gebäude im April ausgestellt wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen Provenienzdebatte ist das eine gute Nachricht. Rosa Parks’ Geschichte ist Teil der US-Erinnerungskultur. Das Problem nur: Bisher weiß niemand, wie es nach der Ausstellung im April weitergehen wird. Noch hat keine amerikanische Institution Interesse am Schutz des Hauses angezeigt. Die Zukunft ist weiter ungewiss. Ein Versäumnis auch der Berliner Kulturpolitik.

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