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Das Haus Bastian (l.) am Berliner Kupfergraben.

© Thilo Rückeis

Haus Bastian Berlin: Rückzieher von Bastian richtet Scherbenhaufen an

Der Sammler Heiner Bastian widerruft seine Schenkung an die Staatlichen Museen und behält das Galeriehaus gegenüber der Berliner Museumsinsel. Die Preußenstiftung reagiert mit "großem Unverständnis".

„Das ist ein großer Tag für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz“, hieß es im Oktober 2016 enthusiastisch, als die Familie Bastian bekannt gegeben hatte, dass sie ihr Haus „Am Kupfergraben 10“ zu schenken gedachte. Vis-à-vis der Museumsinsel sollte darin das pädagogische Programm der Staatlichen Museen eine Heimat bekommen. Ein halbes Jahr später kommt Knall auf Fall die nächste Nachricht: Heiner Bastian und die Seinen ziehen ihre Schenkung zurück – aus emotionalen Gründen, wie der Kunsthändler, Sammler und einstige Beuys-Sekretär zur Begründung erklärt. Die Bindung an das von David Chipperfield in einem zweijährigen gemeinsamen Prozess entworfene Galeriegebäude sei doch zu groß.

Die Preußenstiftung steht nun vor den Scherben, nachdem sie noch in diesem Jahr den Bau übernehmen und 2018 darin ein Zentrum für kulturelle Bildung und Vermittlung eröffnen wollte, das sich hier am perfekten Platz befunden hätte. Befremden und Ärger über diesen Rückzieher lesen sich deutlich aus der spärlichen Mitteilung vom Mittwoch heraus: „Die SPK hat diesen äußerst überraschenden Schritt mit großem Unverständnis und Bedauern zur Kenntnis genommen, zumal alle Gespräche im Zusammenhang mit der Schenkung bis zuletzt in bestem Einvernehmen verliefen.“

Die Stiftung muss sich nun nach einem anderen Ort in der Nähe der Museumsinsel umschauen, da es in der James-Simon-Galerie, dem ebenfalls von Chipperfield entworfenen neuen Eingangsgebäude für die Museumsinsel, zwar Garderoben, Cafeteria, Museums-Shop und Räume für Vorträge und Sonderausstellungen gibt, die Pädagogik aber offensichtlich vergessen wurde. 2018 soll es eröffnet werden.

Das Haus sollte nicht nach Reinhold Würth benannt werden

Was noch ärgerlicher ist: Ursprünglich wollte der Unternehmer und Mäzen Reinhold Würth das Haus „Am Kupfergraben 10“ zu einer ungenannten Summe nicht nur übernehmen, um es der Stiftung zu schenken, sondern auch das pädagogische Programm mitfinanzieren. Ebenfalls aus emotionalen Gründen, wie es damals hieß, da der Name Würth im künftigen Titel des Gebäudes Verdruss bereitete, übernahm Bastian überraschend dann die Schenkung selbst. Die Begeisterung war sogleich groß. Würth zog sich daraufhin auch als Sponsor für kulturelle Bildung zurück. Die Finanzierung wollte die Stiftung dafür allein übernehmen, auch wenn es ihr nicht geschmeckt haben dürfte. Nun ist sie beides los: den Förderer für ihre Vermittlungsprogramme und das Haus.

Im Gespräch mit dem Tagesspiegel bedauert Heiner Bastian zwar seinen späten Entschluss, aber neben den Steuern und Gebühren für die Schenkung, die ihn zunehmend ärgerten, wurde ihm das Herz für einen Abschied zu schwer: „Das ist nicht irgendein Haus in einer verlassenen Topographie!“ Nachdem die Galerie contemporary fine arts als Mieter ausgezogen ist, wird sich die Galerie von Bastian junior in den Räumen ausbreiten. Zugleich soll es bauliche Änderungen geben: Eine Wand im Entree wird voraussichtlich entfernt, um die Lobby für ein Café und die Auslage der selbst produzierten Bücher zu vergrößern. Gegenwärtig weilt Aeneas Bastian noch auf der Kunstmesse Tefaf in New York. Nach seiner Rückkehr werden die weiteren Schritte besprochen, nachdem der bittere Brief an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gerade erst herausgegangen ist.

So viel steht nach allen emotionalen Irrungen und Wirrungen für Bastian fest: Das Haus soll niemand anderem gegeben, nicht vermietet, schon gar nicht verkauft werden. Als Hausbesitzer hat er das Recht, sich umzuentscheiden. Den Schaden aber haben die düpierten Staatlichen Museen. „Die Zukunft liegt vor uns,“ so Bastian. Die Preußenstiftung muss sie erst einmal wiederfinden.

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