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Berliner Wahrzeichen. Scharouns Philharmonie.

© Schirmer/Berliner Philharmoniker

Gespräche über Hauptstadtfinanzierung: Berliner Philharmoniker bald in Bundesregie?

Der Bund und der Berliner Senat verhandeln darüber, wie die Hauptstadtaufgaben bezahlt werden. Ein Hauptthema: die Kultur

Verhandelt wird auf höchster Ebene. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Michael Müller sprechen über Details des neuen Hauptstadtvertrags. Wie stark, wo und auf welche Weise engagiert sich der Bund finanziell in Berlin? Die Kultur nimmt dabei, neben Sicherheitsfragen und Grundstücksgeschäften, eine herausragende Stelle ein.

Das bisherige Abkommen läuft Ende 2017 aus. Kein Grund zur Eile, eigentlich. Aber im September wird ein neues Abgeordnetenhaus gewählt, ein günstiges Verhandlungsergebnis würde im Wahlkampf nicht schaden. Und nächstes Jahr ist Bundestagswahl. In deren Kraftfeld will man mit dem Thema Hauptstadtfinanzierung nicht hineingeraten.

Es ist nicht wirklich strittig, dass der Bund mehr Geld gibt, auch für Kultur. Mächtig wächst das Humboldt-Forum auf, in der Hauptsache ein Bundesprojekt. Auch das Land Berlin hat in dem künftigen Super-Museum eine ordentliche Ausstellungsfläche zu bespielen, rund 4000 Quadratmeter. Der Anteil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit den globalen Sammlungen ist um ein Vielfaches größer. Hier soll auch ein Veranstaltungszentrum entstehen. Die Betriebskosten des Humboldt-Forums, werden wenn es einmal – im Herbst 2019? – eröffnet ist, auf 50 Millionen Euro veranschlagt. Ein schöner Brocken, aber wenn man per Bundestagsbeschluss ein Riesengebäude mitten in die Stadt pflanzt und museologisch hoch hinaus will, an die Weltspitze, dann ist eine solche Summe realistisch.

Das Humboldt-Forum ist das wichtigste Projekt von Kulturstaatsministerin Monika Grütters – zu Recht. Aber seit Jahren sind noch weitere prominente Institutionen für eine Übernahme durch den Bund im Gespräch, etwa die Staatsoper. Um das Haus Unter den Linden geht es in den Verhandlungen jetzt aber eher nicht.

Was repräsentiert Berlin?

Von Seiten des Bundes gibt es vielmehr Interesse an den Berliner Philharmonikern. Das Orchester hat Weltrang, aber es ist zugleich eine städtische Einrichtung – von größter Bedeutung für die Menschen in Berlin. Ein finanzielles Engagement des Bundes, wie es Grütters vorschwebt, würde hieran nichts ändern. Die Autonomie ist schon dadurch gewahrt, dass die Philharmoniker ihren Chefdirigenten selbst wählen. Den sucht kein Staatssekretär, keine Ministerin aus.

2017 plant der Senat für die Philharmonikerstiftung Zuwendungen in der Höhe von 17,5 Millionen Euro. Eine Entlastung des Berliner Kulturetats um eine vergleichbare Summe wäre schon etwas. Freilich müsste der Bundesfinanzminister zustimmen. Und für die Berliner Seite stellt sich die Frage, ob die Stadt etwas verlöre, würden die Philharmoniker, die allerdings auch schon als Stiftung organisiert sind, vom Bund bezahlt.

Würde ein Stück Identität verschwinden? Wo verläuft die Grenze zwischen Berlin-Berlin und Hauptstadt-Berlin? Es gibt sie nicht oder immer weniger. Eine urberlinische Veranstaltung wie die Berlinale wurde in den Fünfzigerjahren für West-Berlin als Bundeseinrichtung gegründet. Inzwischen repräsentieren die Berliner Filmfestspiele die gesamte Stadt überall auf der Welt, sie sind Berlin.

Oder die Akademie der Künste: alte preußische Tradition, berlinischer geht es gar nicht, der Bund trägt das Ganze. Das Haus der Kulturen der Welt war zu Beginn mischfinanziert – nun lange schon in Bundesregie. Die Berliner Festspiele ohnehin. À propos: Zu den Festspielen gehört der Martin-Gropius-Bau mit seinen exquisiten Ausstellungen, einmalig in der Diversität des Angebots. Es müssen ja nicht unbedingt die Philharmoniker sein. Der Bund, da er die Bedeutung der Kultur für Berlin partout erkannt hat und sich mehr und mehr engagiert, könnte dies im Gropius-Bau tun. Das Haus braucht eine bessere finanzielle Ausstattung, es gehört dem Bund, und es ist eine genuine Berliner, also hauptstädtische Einrichtung.

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