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Unter Bäumen. Bild ohne Titel aus Margot Wallards Serie „Natten“.

© Galerie Nilsson

Fotografien von Margot Wallard: Die Geheimnisse der Nacht

In der Kolumne "Kunststücke" geht es diesmal um Fotografien der Französin Margot Wallard, zu sehen in der Berliner Galerie Dorothée Nilsson.

Viele Male ist die französische Fotografin Margot Wallard, geboren 1978, durch die Wälder ihrer schwedischen Wahlheimat Värmland gelaufen, um den Schmerz über den Tod ihres Bruders und seines Partners zu verarbeiten. Meist war es schon Nacht, als sie auf Fotopirsch ging, wenn die Fledermäuse durch die Luft sausten und die Umrisse von Bäumen, Wurzelwerk und aufgeschreckten Pferden hinter einem Koppelzaun für Sekunden im Blitzlicht aufleuchteten. Natten (Nacht) war darum der passende Titel der Fotoserie, mit der die Künstlerin bereits auf mehreren Fotomessen auf sich aufmerksam machte. Zwölf Arbeiten daraus sind derzeit in der nordisch orientierten Galerie Dorothée Nilsson zu sehen, zu Preisen zwischen 1600 und 2700 Euro.

Ob es überhaupt möglich ist, mit Fotografien eine eigene schwierige Seelenlage zu bewältigen, Trauer und Verzweiflung gleichsam von sich zu stoßen, mag umstritten sein. Ungewöhnlich ist diese Absicht schon, weil die sichtbare Realität immer etwas Objektives bleibt und die symbolische Bedeutung der Dinge dem Künstler gegenwärtig ist, sich aber dem Betrachter nicht leicht – oder auch überhaupt nicht – erschließt. Natten ist eher eine fotografische Serie mit Einsprengseln herkömmlicher, dann nicht immer überzeugender Fotoinszenierungen wie jenem weiblichen Akt, der auf felsigem Untergrund unbequem in der Sonne ruht. Das bleibt zum Glück Ausnahme in Wallards sonst tiefschwarzer Serie kleiner, mittels Scanner und technischer Bearbeitung perfekt gearbeiteter Kunstwerke.

Aber gerade die Geheimnisse der Nacht ziehen romantische Seelen seit Jahrhunderten in ihren Bann. So auch hier: das Spiel mit vagen Umrissen von Sträuchern und Nachtgetier. Dazwischen einmal ein schönes Landschaftsbild mit eigenen kahlen Zeichen. Dass die Sonne hier nicht durch die Wolken dringt, versteht sich fast von selbst. Margot Wallard sucht die Dinge und Situationen nach ihrem Symbolwert aus – nach dem, was sie ihr selbst bedeuten. Ob der Betrachter dabei mitgehen kann, bleibt offen. Er muss es ja nicht.

Galerie Dorothée Nilsson, Potsdamer Straße 65, bis 27. Januar

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