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Enfants jouant, rue Edmond-Flamand, Paris (1952)

© Sabine Weiss

Fotografie von Sabine Weiss: Kecker leben

Endlich: Die Galerie Hilaneh von Kories macht die Schweizer Fotografin Sabine Weiss in Berlin bekannt.

Paris – ein Fest für Fotografen. So könnte man, in Abwandlung des Romantitels von Ernest Hemingway, die Anziehungskraft der französischen Hauptstadt auf „Lichtbildner“ beschreiben, die im Schatten von Notre Dame und in den angesagten Quartiers Fuß fassten. Im Alltagsleben fanden sie, was sie suchten: ein intaktes Leben. So erlebte es 1946 auch Sabine Weiss, als sie mit 22 Jahren nach Paris kam. Hier lernte sie bald ihren späteren Ehemann, den englischen Maler Hugh Weiss, kennen, knüpfte Kontakte mit Magazinen wie „Life“ und „Vogue“ und wurde schon 1952 auf Empfehlung von Robert Doisneau in die Fotoagentur Rapho aufgenommen.

Kinder zum Lachen zu bringen, fiel Sabine Weiss nicht schwer

Es wurde Zeit, die Grande Dame der „humanistischen Fotografie“, der man ihr Werk zurechnet (was auch immer dieser schwammige Begriff bedeutet), in Berlin mit einer repräsentativen Auswahl vorzustellen. Die Galerie Hilaneh von Kories bietet knapp 30 Arbeiten (2800 Euro pro Baryt-Print) an. „Ein gutes Bild ergibt sich von selbst“, soll die heute 93-Jährige einmal gesagt haben. Das ist natürlich nicht ganz so. Denn ein gutes Bild setzt ein rasches Erfassen der Situation, einen Blick für das Ungewöhnliche und Übung voraus. Kinder zum Lachen zu animieren, ob in Paris oder im Maghreb, den Sabine Weiss mehrmals erkundete, fiel nicht schwer. Größere Behutsamkeit war bei dem Clochard geboten, der auf einer Bank seinen Rotwein-Rausch ausschläft, oder bei den sich küssenden Liebespaaren.

Ein eigenes Kapitel sind ihre Künstlerporträts

Ihre schönsten Aufnahmen gelangen Sabine Weiss Anfang der fünfziger Jahre. Wie nebenbei dokumentieren ihre Aufnahmen die scheinbar ungetrübte, heiter anmutende Gelassenheit der Pariser – oder einiger von ihnen. Wie anders fiel dagegen das Porträt eines jungen Bergarbeiters im Norden des Landes aus. Aus dem geschwärzten Gesicht trifft uns ein Blick ohne Illusionen über das, was ihn im Leben erwartet. Ein eigenes Kapitel bilden die Künstlerporträts. Ellen Fitzgerald, Alberto Giacometti, die junge Jeanne Moreau und die kecke Françoise Sagan blicken in ihre Kamera. Die Fotografin ist klug genug, Distanz zu wahren und Raum für den Hintergrund zu lassen.

Auch in dieser Serie fehlt nicht der ernst stimmende Kontrast, hier in Gestalt der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen, von der Sabine Weiss 1965 auf ihrem Krankenlager empfangen wurde. Ein Buch in der Hand haltend erwidert sie, wie aus einer anderen Welt schon, den Blick der Fotografin hinter der Kamera.

Galerie Hilaneh von Kories, Belziger Str. 35; bis 28.1.2018, Di-Fr 14-19 Uhr

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