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So sehen Siegerinnen aus. Die bulgarische Regisseurin Ralitza Petrova auf dem Filmfest von Locarno.

© Alexandra Wey/dpa

Filmfest Locarno: die Gewinner: Hauptpreis geht an Krimi „Godless"

Die bulgarische Regisseurin Ralitza Petrova gewinnt mit ihrem gesellschaftskritischen Krimi "Godless" den Goldenen Leoparden.

Die Jury des 69. Internationalen Filmfestivals Locarno hat entschieden wie erwartet: Der Goldene Leopard geht an den sozialkritischen Krimi „Godless“ („Gottlos“), eine bulgarisch-dänisch-französische Produktion der Regisseurin Ralitza Petrova (Bulgarien). Auch deutsche Filme gehörten zu den Highlights des wichtigen europäischen Filmfestivals, das am Samstagabend mit der Preisverleihung zu Ende gehen sollte. Die rumänisch-deutsche Koproduktion „Vernarbte Herzen“ des Regisseurs Radu Jude (Rumänien) über das Leben des Dichters Max Blecher (1909-1938) erhält die nach dem Goldenen Leoparden wichtigste Ehrung, den Spezialpreis der Jury.

Mit ihren Entscheidungen bestätigten die von dem mexikanischen Regie-Star Arturo Ripstein geleiteten Juroren das Vorhaben des Festivals, traditionelles Erzählkino und Experimentelles gleichermaßen zu fördern. Dem entsprechen auch die weiteren Ehrungen. Als bester Regisseur gekürt wurde der Portugiese João Pedro Rodrigues für „Der Ornithologe“, eine verästelte poetische Ballade um Fragen des Glaubens. Der impressionistische österreichisch-italienische Filmessay „Mister Universo“ des Wiener Regie-Duos Tizza Covi und Rainer Frimmel bekam eine besondere Erwähnung.

Besonders osteuropäische Filme überzeugten

Die Bulgarin Irena Ivanova wurde für ihre kompromisslose Darstellung einer in Verbrechen verstrickten Altenpflegerin in „Godless“ als beste Schauspielerin prämiert, der Pole Andrzej Seweryn als bester Schauspieler für seine Interpretation des Malers Zdzislaw Beksinski (1929-2005) in dem polnischen Spielfilm „Die letzte Familie“. Das Drama spiegelt vor allem die Zeit um den Fall des Eisernen Vorhangs.
Die Hoffnungen deutscher Filmschaffender auf den Publikumspreis erfüllten sich in diesem Jahr nicht. Die beiden außerhalb des Wettbewerbs gezeigten Spielfilme „Paula“ und „Vor der Morgenröte“ hatten zu den Favoriten gezählt. Doch die Zuschauer entschieden sich für „Ich, Daniel Blake“ (Großbritannien/Frankreich/Belgien) des englischen Regie-Veteranen Ken Loach. Die ergreifende Geschichte eines Mannes im gesellschaftlichen Abseits hatte im Mai beim diesjährigen Festival von Cannes bereits die Goldene Palme bekommen.
In knapp zwei Wochen wurden in Locarno 279 Filme gezeigt. Die Retrospektive widmete sich dem deutschen Kino der Adenauer-Ära. Als Festivalgäste wurden unter anderen Mario Adorf, Jane Birkin, Harvey Keitel, Roger Corman und Howard Shore begrüßt. Emotionale Höhepunkte waren Isabelle Hupperts Erinnerungen an Michael Cimino und Ahmad Kiarostamis Gedenken an seinen Vater Abbas Kiarostami. Tsp/dpa

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