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Ilka Brombach, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Filmuniversität Babelsberg und Leiterin von „Moving History“-

© Christine Fenzl

Festival des historischen Films: Vom Mythos der RAF

„Moving History“ im Filmmuseum Potsdam zeigt Spiel- und Dokumentarfilme über den Deutschen Herbst. Fünf Fragen an die Festivalleiterin Ilka Brombach.

Von Andreas Busche

Vom 20. bis 24. September findet im Filmmuseum Potsdam erstmals „Moving History“, das Festival des historischen Films, statt. 13 Spiel- und neun Dokumentarfilme gehen der Frage nach, inwieweit Filmbilder unser Geschichtsverständnis prägen. Fünf Fragen an Festivalleiterin Ilka Brombach von der Filmuniversität Babelsberg.

Frau Brombach, woher kam die Idee zu einem Festival des historischen Films?

In den letzten 15 Jahren ist in Deutschland eine Konjunktur von Geschichtsfilmen zu beobachten: im Kino, im Fernsehen, dank digitaler Archive. Wenn man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, spielen audiovisuelle Medien also eine wichtige Rolle. Wir wollen für diesen Diskurs ein Forum schaffen, indem wir das Publikum mit Filmemachern, Historikern, Kuratoren und Filmwissenschaftlern zusammenbringen.

Für Ihre Premiere haben Sie ein Thema gewählt, das längst ein Mythos ist: die RAF.

Zum Thema „2. Juni 1967“ zeigen wir Roman Brodmanns Fernsehdokumentation „Der Polizeistaatsbesuch“, dessen Aufnahmen von den sogenannten Jubelpersern heute als Zeitdokumente gelten. Diese Medienbilder haben dazu beigetragen, dass der 2. Juni als Anfangspunkt für die Radikalisierung der Studentenproteste betrachtet wurde.

Der Film entstand noch in jener bewegten Zeit. Wie verhält sich die Wirkung dieser Bilder zu Filmen, die sich rückblickend mit der RAF beschäftigen?

Dem gegenüber stehen jüngere Produktionen wie der Fernsehfilm „Das Wochenende“ von Nina Grosse oder Andres Veiels „Wer wenn nicht wir“, die das Verhältnis der Generationen in den Vordergrund rücken. Familiengeschichten, in denen die Kinder der Täter und Opfer eine Rolle spielen. Diese Filme zeigen nicht zuletzt, dass der deutsche Terrorismus der siebziger Jahre durchaus schon ein Medienphänomen war – und gleichzeitig, wie sich der Blick verändert hat.

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Gibt es denn historische Bilder, die von der Kinogeschichte überschrieben wurden?

Vielleicht nicht überschrieben, sicher aber neue Diskussionen angestoßen haben. Das Dokudrama „Todesspiel“ von Heinrich Breloer wurde bei seiner Ausstrahlung 1997 für seine staatstragende Haltung kritisiert. Es hieß, Breloer versuche, eine politische Auseinandersetzung mit der RAF abzuschließen. Christian Petzolds „Die innere Sicherheit“ war eine unmittelbare Gegenreaktion. Er bietet eine ganz andere Lesart, indem er fragt, ob sich die Linke in diesen Jahren von der Gesellschaft abgespalten hat. Ob es also ein Erbe dieser Radikalisierung ist, dass sich heute kaum noch linkes Gedankengut in der Mitte der Gesellschaft findet.

Zählt aus pädagogischer Sicht das Dokumentarbild mehr als die Fiktionalisierung?

Ich möchte keinen Graben aufwerfen zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Ich scheue mich auch zu sagen, dass das Kino dazu neigt, die politischen Dimensionen in der Auseinandersetzung mit Geschichte einzuebnen. Das Tolle ist doch, dass es nicht über einen exklusiven Bildungszugang verfügt, sondern historische Ereignisse in populäre Erzählformen überführt. Das Publikum bringt im Kino seine Teilhabe an dieser Geschichte zum Ausdruck.

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