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Die Büste der Käthe Kollwitz im Museum in der Fasanenstraße.

© Doris Spiekermann-Klaas

Exilmuseum in Berlin geplant: Muss Käthe Kollwitz gehen?

Berlin soll ein Exilmuseum bekommen - und das Käthe-Kollwitz-Museum dafür nach 30 Jahren aus Charlottenburg vertrieben werden. Ernsthaft?

Eine Idee geistert durch die Stadt. Ein Exilmuseum soll in Berlin errichtet werden. Herta Müller hat die Sache vor ein paar Jahren einmal angestoßen, zu den treibenden Kräften hinter den Kulissen gehört André Schmitz, der frühere Kulturstaatssekretär. Allerdings wird nicht deutlich, was der Sinn und Zweck dieses Exilmuseums sein soll. Kulturstaatsministerin Monika Grütters unterstützt die Initiative im Prinzip: „Deutschlands Geschichte ist gezeichnet von Künstlerinnen und Künstlern, die fliehen und im Exil leben mussten.“ Sie gibt aber zu bedenken: „Ein Haus des Exils sollte nicht in erster Linie ein Museum sein, sondern muss ein Ort der Begegnung werden. Die gegenwärtige weltpolitische Situation drängt mehr denn je Künstlerinnen und Künstler aus ihrer Heimat fort.“

Das Thema ist bereits sehr präsent im Berliner Kulturbetrieb

Deswegen hat sich am Maxim Gorki Theater das Exil Ensemble gegründet, mit Schauspielern aus Afghanistan, Syrien und Palästina. Deshalb gibt es „Multaka: Treffpunkt Museum“, mit Geflüchteten als Guides. Wenn über ein Museum des Exils nachgedacht wird, dann muss man sich erst einmal umschauen, wie präsent das Thema im Berliner Kulturbetrieb ist. Barrie Kosky spielt an der Komischen Oper Komponisten, die durch das Exil in Vergessenheit geraten waren. Die Akademie der Künste bewahrt Nachlässe von geflüchteten Schriftstellern auf. Exil – das lässt sich nicht an einem Ort fassen. Und es ist wichtig und richtig, dass sich viele Theater, Museen, Konzert- und Literaturhäuser und Forschungseinrichtungen auf lebendige Weise damit beschäftigen. So wird ein möglichst großes und vielfältiges Publikum erreicht.

Ein schwerer Geburtsfehler

Das in Rede stehende Exilmuseum hat einen schweren Geburtsfehler. Ab 2019 soll es in der Fasanenstraße eingerichtet werden, bei der Villa Grisebach. Dafür müsste das private Käthe-Kollwitz-Museum weichen, das dort seit 30 Jahren untergebracht ist. Das Haus gehört der „Stiftung Bernd Schultz in Erinnerung an Hans Pels-Leusden“. Schultz, der ehemalige Kunsthändler, gehört zu dem Kreis, der das Exilmuseum plant. Die Kunst der Pazifistin Käthe Kollwitz vertreiben, um Platz für Künstler aus dem Exil zu schaffen – das wäre eine grobe Geschmacklosigkeit. Bernd Schultz ist ein gut vernetzter West-Berliner Kulturgrande. Will sich die graue Eminenz der Villa Grisebach selbst ein Denkmal setzen? Der Verein der Freunde des Kollwitz-Museums ist alarmiert. Ihm wurde bereits ein Ausweichort in Neukölln angeboten. Kollwitz ins Exil? Meinen Schultz und Schmitz das wirklich ernst?

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