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Zarte Bande. Auf der Suche nach einem Date lernt Mary (Seana Kerslake, rechts) die Sängerin Jess (Tara Lee) kennen.

© Edition Salzgeber

„Ein Date für Mad Mary“ im Kino: Hochzeitsbegleitung verzweifelt gesucht

In seinem Langfilmdebüt „Ein Date für Mad Mary“ beleuchtet der irische Regisseur Darren Thornton eine komplizierte Frauenfreundschaft.

Jahrelange Freundschaften können bereichernd sein. Die beste Freundin, die auf der Hochzeit eine Rede hält und dabei Geschichten aus der gemeinsamen Schulzeit erzählen kann. So sollte es auch bei der Hochzeit von Charlene (Charleigh Bailey) sein. Mary, ihre Kindheitsfreundin und Trauzeugin, schreibt in ihrer Gefängniszelle auf, was sie über Charlene sagen will. So beginnt „Ein Date für Mad Mary“, immer wieder hört man während der 82 Filmminuten den inneren Monolog der Hauptdarstellerin Seana Kerslake. Ihre Worte sind liebevoll, was zunehmend nicht mehr der Realität entspricht.

Mary saß sechs Monate im Gefängnis, weil sie eine junge Frau verprügelt hat. Sie ist wütend, aber auch selbstbewusst. Doch bald wird klar, dass Mary vor allem einsam ist – und Charlene ihre einzige Bezugsperson. Die aber meidet Mary zunehmend, ruft nicht zurück, auch nicht, nachdem Mary aus dem Gefängnis kommt, drei Wochen vor Charlenes großem Tag. Ihre beste Freundin passt nicht mehr zu ihrem bürgerlichen Leben.

Kerslakes Mimik bleibt undurchdringlich, trotzdem verharrt die Kamera auf ihrem Gesicht. Die Schnitte sind unruhig, sie geben dem Film ein Gefühl von Rastlosigkeit, etwa wenn Mary nach einer Prügelei mal wieder aus einer Bar fliegt. Nur die Gesichter der Schauspielerinnen sind ein Ruhepol.

Jogginghose gegen Skinny Jeans

Die Zeit, das Auseinanderdriften, schafft Enttäuschungen. Vergeblich versucht Mary, wieder eine Verbindung zu ihrer besten Freundin herzustellen, auch wenn ihr nicht ganz klar ist, wann dieses „Früher“ war. Charlene ist vor allem mit sich selbst beschäftigt, sie taucht im Film vor allem in Mailbox-Nachrichten und Chats auf. Die ehemals besten Freundinnen interagieren nur direkt miteinander, wenn es um die Hochzeitsplanung geht.

Charlene wirft Mary vor, dass sie sich nicht weiterentwickelt hat. Dabei wirkt sie selbst wie ein Teenager: selbstsüchtig, unsensibel und arrogant. Regisseur Darren Thornton stellt die Unterschiede zwischen den Mädchen vielleicht ein wenig zu deutlich aus – Jogginghose gegen Skinny Jeans, Sweatshirt gegen Bluse.

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Aber Mary versucht alles, ihrer Freundin das Gegenteil zu beweisen. Bei einer Partnervermittlung sucht sie einen Begleiter für die Hochzeitsfeier, wieder vergeblich. „Ein Date für Mad Mary“ will kein chic flick sein, es gibt am Schluss keine romantische Wendung. Marys Geschichte kommt ohne männliche Rettung aus.

Leider bietet der Film auch keine psychologischen Erklärungsversuche an. „Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt“, schluchzt Mary einmal. So geht es nicht nur ihr. Fragen nach ihrem aggressiven, asozialen Verhalten will der Film nicht beantworten.

OmU: Moviemento, Zukunft

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