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Hartmut Schröder als Don Giovanni.

© Christian Brachwitz/Festival Schloss Britz

"Don Giovanni" beim Festival Schloss Britz: Casanova im Kuhstall

Selten gespielte Opern auf die Bühne zu bringen hat beim Festival Schloss Britz Tradition. In diesem Jahr wagt man sich an "Don Giovanni" von Giuseppe Gazzaniga.

Langsam biegen die ersten großen Sommerfestivals in die Zielgerade ein. Im Bayreuther Festspielhaus scheuert sich die vereinigte Wagnerschaft noch zwei Wochen lang am Sitz des Vordermanns die Knie auf. Fast ebenso lang kann man in Salzburg noch seine beste Abendgarderobe zur Schau tragen, zum Beispiel bei Mozarts „Don Giovanni“, gespielt von den Wiener Philharmonikern und natürlich bis in die Nebenpartien teuer besetzt. Dass man große Oper auch mit deutlich geringeren Mitteln machen kann, beweist seit einigen Jahren das Sommerfestival Schloss Britz. Im ehemaligen Kuhstall, mittlerweile zu einem vollwertigen Theater umgebaut, wird dort jedes Jahr eine Opernproduktion realisiert, meist eher selten gespielte Werke.

Auch in Britz steht diesmal „Don Giovanni“ auf dem Programm, allerdings nicht die omnipräsente Mozart-Version. Giuseppe Gazzaniga (1743 – 1818) widmete sich dem Stoff ebenfalls und schuf 1787 eine einaktige Oper, die einige Monate vor der Version seines österreichischen Kollegen zur Uraufführung kam. Ohrwürmer wie Leporellos Registerarie hat Gazzaniga nicht geschrieben. Aber der in Neapel ausgebildete Italiener, der später vor allem in der Lombardei wirkte, vermag unterhaltsam zu komponieren. Das festivaleigene Kammerorchester unter der Leitung von Stefan Roberto Kelber schafft einen dichten Klang und setzt angenehm starke Akzente.

Das gelingt auch fast allen Sängern. Einen tollen Auftritt legt Tobias Hagge als Don Giovannis Sidekick Pasquariello hin, sein Bassbariton ist angenehm samtig und hochbeweglich. Andrea Chudak ist eine zauberhafte Elvira, in den Mittellagen fühlt sie sich hörbar wohl und auch in den Spitzen ist sie meist kraftvoll. Einzig im Duett mit Katharina Müller (Donna Anna, Maturina) ist sie unsicher und versucht das durch hohe Lautstärke zu kompensieren. Ingo Witzke ist hervorragend als Komtur besetzt, sein angenehm erdiger und reifer Bass ist für die Rolle wie geschaffen. Einzig Hartmut Schröder kann in der Titelrolle nicht komplett überzeugen. Sein Tenor wirkt oft kraftlos und ermüdet.

Die Inszenierung von Tatjana Rese irrt ziellos umher zwischen zündenden und verpuffenden Gags, raffinierter und komplett inkonsequenter Personenführung sowie explizit anzüglichen und kreuzbraven Momenten. Als echte Achillesferse entpuppt sich das extra für diese Inszenierung geschriebene Vorspiel von Bettina Bartz, das wie eine theaterpädagogische Produktion für Grundschüler wirkt. Glücklicherweise gelingt es den Musikern und Sängern, mit Gazzanigas Oper dann wieder Spannung in den Abend zu bringen.
Wieder am 22. und 23. August, 19.30 Uhr, sowie am 24. August, 16 Uhr. Infos unter: www.festival-schloss-britz.de

Moritz Eckert

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