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Lady in schwarz. Niemand verbindet Operngesang, Gospel und Stimmbandterror so gekonnt wie die 61-jährige Diamanda Galás.

© Olivier Ouadah

Diamanda Galás im Funkhaus Nalepastraße: Die dunkle Diva

Lange war es still um die Sängerin und Schwulen-Ikone Diamanda Galás: Vor Kurzem hat sie zwei Platten herausgebracht - und nun ihr erstes Berlin Konzert seit Langem gegeben.

Während in Kiew beim Eurovision Song Contest maximaler Frohsinn verbreitet wird, gehen im Konzertsaal des Funkhauses an der Nalepastraße alle Lichter aus. Die Königin der Nacht setzt sich an ihren Flügel, und ein großes Wehklagen beginnt. Der Kontrast zwischen dem ESC und der Musik von Diamanda Galás, die nach Jahren der Stille endlich wieder ein Konzert in Berlin gibt, könnte nicht größer sein. Dennoch kann man beobachten, dass die Berliner Queerszene nicht geschlossen Fähnchen für Deutschland schwenkt, sondern sich nicht wenige für das Gegenprogramm entschieden haben. Die 61-jährige Sängerin hat sich schon in den Achtzigern als Aids-Aktivistin einen Namen gemacht, die dunkle Diva ist durchaus eine Schwulen-Ikone.

Das Funkhaus ist ausverkauft, die Zuhörer sitzen im Halbkreis und man spürt, wie der Raum vor geballter Erwartungshaltung vibriert. Diamanda Galás hatte lange kein Album veröffentlicht, jetzt hat sie gleich zwei Platten herausgebracht, tritt wieder auf und ist nun tatsächlich hier. Ganz in Schwarz natürlich. Immer noch gefriert das Blut in den Adern, wenn sie singt und kreischt.

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Operngesang, Gospel und Stimmbandterror verbindet niemand wie Diamanda Galás. Dabei bringt sie all diese Elemente gerne auch in einem einzigen Stück unter. Sie singt erst wie Nina Simone, dann wie Maria Callas, und schon im nächsten Moment scheint sie sich den über Jahre angesammelten Schmerz von der Seele zu kreischen. Dazu spielt sie wie eine Jazzpianistin, die sich vor allem auf die tiefen Register ihres Instruments konzentriert und es liebt, wenn der Flügel grollt. Sie sitzt seitlich zu ihrem Publikum, tut so, als sei sie alleine im Raum, richtet aber auch ein paar Worte an das Auditorium. Auf Deutsch sagt sie, wie sehr sie sich freue, endlich wieder in Berlin aufzutreten. Die in San Diego aufgewachsene Griechin ist in verschiedenen Sprachen zu Hause. Sie singt auf Deutsch, Griechisch, Spanisch und Englisch.

Über die Jahre hat sich Diamanda Galás von der kompromisslosen Avantgarde-Performerin zur Sängerin gewandelt, die ihren Stimmbandfuror weit kontrollierter einsetzt als früher. Gelegentlich lässt sie sich noch elektronische Effekte auf die Stimme geben, verleiht ihr mehr Hall, lässt sie klingen wie ein Düsenjet. Doch ist sie heute mehr die Frau am Klavier, die auch einen Song von Sinatra so singt, dass selbst ein Sinatra-Fan nicht sofort aus den Latschen kippt. Das Publikum rast vor Begeisterung, noch einmal wird die schwarze Lady für eine Zugabe ans Klavier geleitet und ein großes Konzert geht zu Ende.

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