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Zum Ersten, Zweiten, Dritten. Auktionator Jussi Pylkkanen nimmt die letzten Gebote für Picassos „Frauen von Algier“ entgegen, um dann bei 180 Millionen Dollar den Hammer fallen zu lassen.

© AFP

Das teuerste Bild der Welt: Picassos Haremsdamen erzielen Rekordpreis

Weltrekord für Picassos „Frauen von Algier“: Ein Telefonbieter zahlte bei der Frühjahrsauktion von Christie's in New York 180 Millionen Dollar.

Die vier Haremsdamen liegen, lagern, kokettieren mit den Blicken des Betrachters. Picassos „Frauen von Algier“ spielen offensiv mit ihren Reizen. Über 60 Jahre, nachdem der Maler sie für die Leinwand komponierte, konnte das Quartett erneut mit seinen Verführungskünsten überzeugen. Ihr jetziger Herr und Besitzer ist bereit, 180 Millionen Dollar für sie zu zahlen, ein Weltrekord. Beim Auftakt der Frühjahrsauktionen von Christie’s in New York ging es zwölf Minuten hin und her zwischen den Bietern, mehr als 30 Gebote lagen vor, das vom Auktionshaus mit 140 Millionen geschätzt worden war.

Wie so oft hat es am Ende ein Telefonbieter erworben, der sich auf diese Weise Anonymität bewahrt. Mit Kunst lässt sich zwar bestens renommieren in der Welt der Reichen, denn das Werk eines Jahrhundertkünstlers an der Wand imponiert mehr als jede Luxusjacht im Hafen von Miami oder das Chalet in der Schweiz. Vermutlich aber verschwindet Picassos Bild in einem Safe, er dient dort als blue chip, als Garant auf Wertsteigerung in Zeiten eines überhitzten Marktes. Wie groß gegenwärtig die Begehrlichkeiten sind, zeigt sich beim nächsten Weltrekord, der am gleichen Abend bei Christie’s aufgestellt wurde: diesmal für Skulptur. Alberto Giacomettis „Zeigender Mann“ erzielte 141,3 Millionen Dollar.

Der Bildhauer überholt sich damit selbst. Die bislang teuerste Skulptur, „Schreitender Mann“, stammt ebenfalls von ihm und erbrachte vor fünf Jahren nur 35 Millionen Dollar weniger.

Picasso stößt als Maler Francis Bacon vom Thron des teuersten Künstlers. Sein Triptychon „Three Studies of Lucian Freud“ erbrachte vor zwei Jahren 142 Millionen Dollar. Noch steigen die Preise, denn der Markt ist zunehmend leergefegt von Inkunabeln der Kunstgeschichte. Mit Picassos „Frauen von Algier“ ist wieder ein Hauptwerk in den Kreislauf des Handels gelangt. Das Bild steht am Ende einer 15-teiligen Serie, die Picasso 1954 kurz nach dem Tod von Henri Matisse malte.

„Les Femmes d’Alger“ bezieht sich auf das gleichnamige Gemälde Eugène Delacroix’ von 1834 und ist eine Hommage an den Malerfreund Matisse, dessen Odalisken ebenfalls von Delacroix inspiriert waren. Intensive Farben und opulente Formen, Lust und Anspielungsreichtum begegnen dem Betrachter in den Gemälden der drei Künstler. Picasso aber fegt die lethargische Schwüle des Harems mit der aggressiven Spitzigkeit des Kubismus aus dem Gemälde heraus. Schmerz und Eros begegnen sich nun darin. Der neue Besitzer des Bildes bezahlt für diesen Lustgewinn einen hohen Preis.

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