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Aberwitzige Handlung: Eine Szene aus „Mickey’s Craziest Adventures“.

© Egmont

Micky-Maus-Hommagen: Die Rückkehr der Knopfhose

In neuen Hommage-Bänden holen prominente zeitgenössische Comicautoren den Charme der frühen Micky-Maus-Comics in die Gegenwart.

Oh Schock: Vor den Augen von Micky Maus verschwindet Kommissar Hunter spurlos auf dem belebten Gehweg, von einem „Schrumpfomaten“ auf Mikrobengröße verkleinert. Wird er von Passanten zertrampelt werden oder kann Micky ihn retten? Eine von vielen offenen Fragen in der aberwitzigen Handlung von „Mickey’s Craziest Adventures“, dem Fragment einer vergessenen amerikanischen Micky-Maus-Heftserie aus den 60ern, das nun als Faksimile vorliegt.

Welch glücklicher Zufall, dass ausgerechnet die französischen Comiczeichner Lewis Trondheim und Nicolas Keramidas diesen Comicschatz auf einem Flohmarkt entdeckten. Die fehlenden Teile in dem turbulenten Fortsetzungs-Abenteuer um Micky und Donald voller versunkener Kulturen, Legenden und Science- Fiction-Elementen kann der Leser mühelos mit etwas Fantasie ergänzen ...

Ein seltener Flohmarktfund? Beinahe

Natürlich ist das Ganze ein Fake, den Herausgeber-Trick kennt man schon lange aus der Literatur. Obwohl der vermeintliche Flohmarktschatz samt Gilb, Flecken und abgerissenen Ecken verblüffend echt aussieht, hat der Zeichner Keramidas nicht nur (wie behauptet) das Cover, sondern alle „erhaltenen“ Seiten gezeichnet. Um die Fälschung möglichst authentisch aussehen zu lassen, orientierte er sich am Stil des Italieners Giorgio Cavazzano, der die Maus in den 60er/70er Jahren zeichnete, und spitzt dessen expressiven, leicht schrägen Strich noch zu. Lewis Trondheim wiederum beschränkte sich diesmal auf das Szenario, frönt hier ganz seinem absurden, oft fiesen Humor.

Sanfter Humor: Das Cover von „Micky Maus – Eine geheimnisvolle Melodie“.
Sanfter Humor: Das Cover von „Micky Maus – Eine geheimnisvolle Melodie“.

© Egmont

Der Band ist Teil einer neuen Reihe des Egmont-Verlags: In Frankreich initiiert vom Verlag Glénat, bekamen Zeichner und Autoren Gelegenheit, in Absprache mit Disney ein eigenes Abenteuer um Micky Maus zu zeichnen.

Zeitgleich erscheint „Micky Maus – Eine geheimnisvolle Melodie“, vom Schweizer Zeichner Bernard Cosendai alias Cosey („Jonathan“). Micky (der wie bei Trondheim/Keramidas Knopfhose trägt) ist hier ein Hollywood-Drehbuchautor, der zum Ende der Stummfilmära für seinen Helden Dog the Dog (später Pluto) ein Weltraumabenteuer ersinnt.

Eine wichtige Rolle spielt dabei eine Melodie, die während einer nächtlichen Zugfahrt von einer mysteriösen Sitznachbarin Mickys gesummt wird... Man ahnt schnell, welche Herzensdame er hier kennenlernt.

Wilder Witz: Das Cover von „Mickey’s Craziest Adventures“.
Wilder Witz: Das Cover von „Mickey’s Craziest Adventures“.

© Egmont

Cosey nähert sich liebevoll und mit sanftem Humor den Ursprüngen der Maus: er zitiert aus ihren Anfängen als Animationsfilmfigur, Disneys musikalischen „Silly Symphonies“-Kurzfilmen der 30er sowie den Comics von Floyd Gottfredson. Dabei glückt ihm eine eigenständige poetische Geschichte, die der heute im Schatten der Ducks stehenden Figur gerecht wird und ihren ursprünglichen Charme zurückholt.

Lewis Trondheim und Nicolas Keramidas : Mickey’s Craziest Adventures, Egmont, 48 Seiten, 29 Euro.
Cosey: Micky Maus – Eine geheimnisvolle Melodie, Egmont, 64 Seiten, 29 Euro

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