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Von Alkohol und Sex befeuert: Eine Seite aus dem besprochenen Buch.

© Egmont

„Love In Vain – Robert Johnson 1911-1938“: Der Blues-Meister und der Teufel

In dem biografischen Comic „Love In Vain – Robert Johnson 1911-1938“ feiern Mezzo und Jean-Michel Dupont den großen amerikanischen Musiker.

Der Teufel weiß Bescheid. Schließlich war er in dieser Nacht an einer Highway-Kreuzung in Mississippi selbst dabei. Er hatte dem betrunken am Wegesrand liegenden Typen die Gitarre gestimmt und dann einen Pakt mit ihm geschlossen: Er bekam die Seele dieses Herumtreibers und der konnte dafür ab sofort phänomenal gut Gitarre spielen.

Dies ist eine der vielen Legenden, die sich um das kurze Leben des 1911 geborenen Musikers Robert Johnson ranken. Und natürlich darf sie auch in der nach dem Song „Love In Vain“ benannten biografischen Graphic Novel der Franzosen Mezzo (Zeichnungen) und Jean-Michel Dupont (Text) nicht fehlen. Die beiden geben dem Teufel sogar die Erzählerrolle – eine gute Entscheidung, werden dokumentarische Unschärfen so automatisch abmildert.

Robert Johnsons wächst in ärmlichen und unsteten Verhältnissen auf Baumwollplantagen im Süden der USA auf. Als Junge beginnt er Mundharmonika zu spielen, später auch Gitarre. Er arbeitet als Baumwollpflücker und wird mit kaum 18 Witwer, als seine erste Frau im Kindbett stirbt. Anschließend verschreibt sich Johnson völlig der Musik und zieht durch die Städte des Mississippi-Delta, Tennessee und Arkansas.

Seine Lieder ziehen immer noch umher

Diese von viel Alkohol und Sex befeuerte Zeit fangen Mezzo und Dupont mitreißend ein, wobei sie nebenbei auch ein Porträt des schwarzen Amerikas in den frühen Dreißigern skizzieren. Die mit breitem Strich gezeichneten Querformat-Panels werden von Schwarz dominiert – immer im Zentrum Robert Johnson mit Hut, Nadelstreifenanzug und Gitarre. So zeigt ihn eines der wenigen überlieferten Fotos.

Auch seine legendäre erste Plattenaufnahme mit dem Produzenten Don Law in einem Hotel in San Antonio hat das französische Duo in „Love In Vain“ festgehalten - leider nur auf einer Seite. Johnsons Eskapaden zwischen den Sessions nehmen doppelt so viel Platz ein.

Dunkle Seiten. Das Buchcover.
Dunkle Seiten. Das Buchcover.

© Egmont

Dafür steht am Ende des kurzen Bandes eine schöne Würdigung des Blues-Meisters, der von Eric Clapton bis zu den Rolling Stones zahllose Musiker beeinflusste: Acht seiner Songtexte sind auf Englisch und Deutsch abgedruckt, daneben jeweils eine ganzseitige Zeichnung von Mezzo. Eines der Stücke ist „Me And The Devil Blues“, in dem der Teufel beim Sänger anklopft und ihn mitnimmt. Die letzten Zeilen lauten: „You may bury my body/ Ooh, down by the higway side/ So my old evil spirit/ Can get a Greyhound bus and ride“.

Vielleicht was das tatsächlich der letzte Wille des Johnson, der schon mit 27 Jahren starb: Sein ruheloser Geist sollte auch nach dem Tod weiter unterwegs sein können, weshalb er neben einem Highway beerdigt werden wollte.

Wo genau er tatsächlich begraben wurde, ist umstritten. Dafür ziehen seine Lieder immer noch umher, genau wie seine Legenden. „Love In Vain“ ist ein schöner Anlass sich mit beidem eingehender zu beschäftigen.

Jean-Michel Dupont & Mezzo: Love in Vain. Robert Johnson – 1911-1938, 72 S., 22,99 €.

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