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Zeit für Nachschub. Ein Comic-Stand auf dem Fumetto-Festival im Frühjahr 2016.

© Lars von Törne

Update

Leserumfrage: Die besten Comics des Jahres - die Leserfavoriten

Auch in diesem Jahr wollten wir von unseren Leserinnen und Lesern wieder wissen: Was waren 2016 Ihre Comicfavoriten? Hier die Antworten.

So viele gute Comics, so wenig Zeit: Um den Lesern der Tagesspiegel-Comicseiten die Auswahl zu erleichtern, was die Lektüre lohnt, haben wir auch in diesem Jahr wieder eine doppelte Kür der besten Titel veranstaltet. Zum einen wählte eine Fachjury ihre Favoriten der vergangenen zwölf Monate. Zum anderen waren wieder unsere Leserinnen und Leser gefragt. Wir wollten wissen: Was war für Sie der beste Comic des vergangenen Jahres?

Hier nun die abschließend aktualisierten Empfehlungen unserer Leserinnen und Leser:

Der Comic "Junker" (Carlsen) hat mir gefallen, weil er sehr schön Zauberberg-Atmosphäre atmet: Reiche Damen oder andere Müßiggänger mit tatsächlichen oder vermeintlichen Erkrankungen geben sich in guter Bergluft ihren Liegekuren in der frischen Bergluft hin. Simon Spruyt entfaltet ein zwar schwarz-weißes, aber dennoch buntes Panorama der Kurgäste. Wie bei Thomas Mann bewegt sich alles auf den Untergang der alten feudalen Welt hin, auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu. Anhand der Geschichte der beiden Söhne des alten Kriegshelden von Schlitt können wir diese Entwicklung verfolgen. Der eine ist stark der alten Welt mit ihren festgefügten Standesgrenzen verhaftet, der andere zwar nicht an einer neuen Gesellschaft, aber an neuer Technik interessiert. Für beide Jungen ist eine militärische Laufbahn auf einer Kadettenakademie vorgesehen. Der Comic gleicht einem Gedankenexperiment, in dem Spruyt eine alternative Hinführung zu dem verhängnisvollen Krieg zwischen 1914 und 1918 darstellt. Vielleicht lässt sich dies so verstehen, dass die Situation am Vorabend des Ersten Weltkriegs so war, dass es auf jeden Fall zu dem fatalen Ereignis kommen musste. Spruyt zeichnet nur die Mitglieder der Familie von Schlitt und den gottgleich über allem stehenden preußischen König als Individuen, die anderen sind durch ihre Smiley-Gesichter als austauschbare und gesichtslose Masse definiert.
Anja Friedl-Muschweck

Beliebt: "The Wicked & The Divine".
Beliebt: "The Wicked & The Divine".

© Image

Ich möchte „The Wicked + the Divine“ von Kieron Gillen, Jamie McKelvie, Matt Wilson und Clayton Cowles empfehlen. Alle 90 Jahre reinkarnieren zwölf Götter in Form von Menschen und leben für zwei Jahre auf der Erde. Zugegebenermaßen wirft der Plot noch einige Fragen auf, jedoch sind Idee und Story sehr originell. Zudem ist das Artwork eine wahre Freude und die Umsetzung der starähnlichen Götter unterhält hervorragend - beispielsweise Lucifer bzw. Luci, hier eine Siebzehnjährige deren ursprünglicher Name auf dem Titel eines Songs der Beatles beruht, ausgezeichnet durch höhnisch, sarkastischer Art. Ich freue mich jetzt schon darauf weiter zu lesen.
Laura Glötter

Mein Comic des Jahres ist der Webcomic "Twisted" von Gabriel DeVue, dessen erster Band dieses Jahr (endlich!) in gedruckter Form auf dem Comicsalon Erlangen vorgestellt wurde. "Twisted" erzählt die Geschichte von vier psychopathischen Serienmörderinnen und deren halbwegs freiwilligen Zusammenschluss. Die Story fesselt von der ersten Seite an: Düster, abgedreht und voll von tiefschwarzem Humor lernt der Leser die Protagonistinnen und die Welt in der sie sich bewegen kennen, die trotz Überspitzung erschreckend stark an unsere erinnert. Am meisten sticht der Comic aus meiner Sicht durch die unverwechselbaren Hauptcharaktere hervor. Keine Helden, keine Antihelden, keine Auserwählten, keine Normalmenschen. Böse, aber nicht alle nur sinnlos bösartig. Jede einzigartig in ihrem Hintergrund, ihrer Entwicklung und ihrem Verhalten. Unterstrichen wird alles von einem wahnsinnig tollem Zeichenstil, der ein wenig an einen kantigen Tim Burton-Thriller erinnert. Die Zeichnerin setzt Techniken und Raffinessen wie Panelaufteilung, Perspektiven und Ansichten geschickt ein, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. Klare Empfehlung meinerseits!
Sonja Frenzel

Meine Favoriten: "Love Nest" und "Vortex" von Charles Burns, da die raren Veröffentlichungen von diesem Ausnahmekünstler immer ein Fest sind. "Die Todeskarte" von Mike Mignola: Nach 22 Jahren krönt Herr Mignola mit der Todeskarte seine Hellboy-in-Hell-Storyline mit der besten Arbeit seiner Karriere. Ein Meisterwerk von Design und Storytelling.
Michael Lauterbach

Nicht nur für Fernfahrer: Bela Sobottkes neues Buch.
Nicht nur für Fernfahrer: Bela Sobottkes neues Buch.

© Promo

Als großer Comic-Fan und ehemaliger Fernfahrer (und mittlerweile Spediteur) kann es dieses Jahr für mich nur eine Empfehlung geben: "UTAs Truckstop" von Bela Sobottke. Ich kenne die Comics schon seit Jahren aus dem UTA Kundenmagazin (was es so leider nicht mehr gibt) und habe mich total gefreut, die ganzen Trucker-Geschichten von Kurt und Uta nun noch einmal als kleines Buch zu lesen. Ich habe das Buch auch einigen Leute aus der Branche geschenkt und es kam überall gut an (es gab einige Geschichten, in denen meine Kollegen und ich uns selbst wiedererkannt haben!). Also, auch wenn es ein ungewöhnlicher Vorschlag ist, aber das Büchlein macht Spaß!
Theo Neumann

Meine Manga Empfehlung des Jahres 2016, ist ganz klar Genji Otoris "Blood Stained Snow". Darin wird der Leser in eine japanisch angehauchte Welt entführt, in der die böswillige Macht der Drachen und deren nicht minder grausamen Gefolgsleute auf die Menschheit losgelassen wird. Genji schafft es dabei unter anderem durch akzentuierte Mimik und Gestik, detailverliebte Hintergründe und den perspektivisch anspruchsvollen Actionszenen den Leser zu fesseln und diesen mit Rikka und Ichiro mitfiebern zu lassen. Dadurch sind die wöchentlichen auf www.patreon.com/genjiOtori und tapastic.com/episode/510991 veröffentlichten Seiten viel zu schnell verschlungen und des kann stets gerätselt werden, wer das nächste Update überlebt, ähnlich wie bei den Folgen von Game of Thrones ;-) Neben der Hauptgeschichte werden zusätzlich interessante Details aus dem Leben der Figuren auf Patreon in Gag-Comics veröffentlich, welche zum Schmunzeln und Lachen einladen. Der Manga ist für jeden empfehlenswert, der ein Faible für actionreiche Kampfszenen und Realitätsnähe hat.
Jan Ehrensperger

Hier gibt es weitere Favoriten unserer Leser

Erst im Web, jetzt auch als Buch: "A House Divided".
Erst im Web, jetzt auch als Buch: "A House Divided".

© Carlsen

Wenn es um meinen Comic Favoriten für 2016 geht, muss ich gar nicht lange überlegen. Das ist ganz eindeutig “A House Divided 1 – Ein gefährliches Erbe” von Haiko Hörnig und Marius Pawlitza, erschienen beim Carlsen-Verlag. Die Geschichte über die Waise Henrietta, die aus heiterem Himmel das Haus ihres kürzlich verstorbenen Onkels erbt, hat mich von der ersten Sekunde an mitgerissen. Als Leser ist man hautnah dabei wenn Henrietta all die Mysterien und Geheimnisse ihres neuen Zuhauses erkundet – und das sind eine ganze Menge. Denn wie sich herausstellt war ihr Onkel nicht nur ein legendärer Magier, auch sein “Haus”, das in Wirklichkeit ein riesiger Turm ist, hält so einige Überraschungen für Henrietta bereit (u.a. einen Haufen höchst charmanter Banditen, sehr pflichtbewusste Soldaten und diverse andere Kreaturen und magische Phänomene). Ich konnte den Comic auf jeden Fall nicht mehr aus der Hand legen – Story und Artwork geben sich hier die Klinke in die Hand und machen “A House Divided” zu einem wunderbaren Leseerlebnis. Für Fans von Mystery, Adventure und charmanter Comedy ein absolutes Muss im Comic Regal :)
Katrin Felder

Meine Comic-Favoriten des letzten Jahres sind die "Süsswasserpiraten"  von Christian Schmiedbauer (jaja Verlag). Mit bayrischem Wortwitz verbinden die beiden Freunde Kauboi und Kaktus in ihrem Abendteuer "Wild-West-Livestyle" und Heimat. Liebevoll und abwechslungsreich gestaltet schippern die beiden Halbpiraten zum Beispiel auf Fotomontagen Flussabwärts. Neben Jonny-Cash, der eine Gastrolle als must-have-Country-Idol belegt, ist übrigens Papa Tequila, der Opa mit Sombrero, mein absoluter Held.
Andrea Bertl

Mein Favorit ist ganz klar "Die Verwerfung" von Lukas Kummer, erschienen im Zwerchfell-Verlag. Einen Comic wie "Die Verwerfung" kannte ich davor nicht. Lukas Kummer vermittelt eine lebendige historische Atmosphäre, die weit über die geschönte oder künstliche Ästhetik der meisten Alben mit solcher Thematik hinausgeht. Gerade deswegen gelingt ihm aber auch der Brückenschlag in die Gegenwart. Die Szenerie ist bei Kummer eben nicht nur Kulisse für exotische Abenteuer. Stattdessen formuliert Kummer mit seiner Geschichte ein echtes, ehrlich gemeintes und dringliches Anliegen.
Christian Muschweck

Unkonventionelle Heldin: "Squirrel Girl".
Unkonventionelle Heldin: "Squirrel Girl".

© Panini

Mein Favorit ist die neue Marvel-Serie „Squirrel Girl“. Eine Comic-Superheldin ist meist eine dralle Schönheit, die ihre leicht bekleideten Kurven ins Bild dreht: Zeichner und Leser ganz dem männlichen Blick verhaftet. Deswegen war es verwunderlich, Wonder Woman zur UN-Botschafterin für Frauenrechte zu machen. Squirrel Girl hingegen ist kein sexy Model, sondern einfach eine intelligente, freche, etwas chaotische Frau, die ihr Informatikstudium beginnt und nebenbei Superschurken bekämpft, was auf eine originelle Weise geschieht, die sich angenehm von der üblichen Kostümträgerrauferei abhebt.
Michael Budde

Die beste Graphic Novel 2016 ist für mich Franziska Walthers »Werther reloaded« (Kunstanstifter). Die Verbindung von altem Text (Goethe »Die Leiden des jungen Werther«), der komplett neu und anders interpretiert wird, finde ich spannend. Anders als im originalen Text geht es nicht um die romantische Liebe und Hingabe, sondern um das Erwachsenwerden eines typischen Großstadt-Hipsters.
Frank Fibian

Als Comic des Jahres 2016 empfehle ich "Stern - Band 1. Der Totengräber, der Tramp und der Mörder von Frédéric Maffré", erschienen bei Splitter. In leisen, unaufgeregten Bildern erzählt der Comic eine ebenso unaufgeregte, aber hintergründige Geschichte. Es geht um Schuld, Rache und die Figuren entblößen sich nach und nach in ihrer moralischen Vielschichtigkeit, keine der handelnden Personen ist je 'gut' oder 'böse', die meisten von ihnen schleppen Erlebnisse und Taten mit sich herum, die sie nicht mehr loslassen. Das alles komprimiert sich in der Figur des Totengräbers Stern, der schweigsam und zurückgenommen eine faszinierende Hauptfigur ist, die dem Leser als vermeintlich unbeteiligter Beobachter zur Identifikation angeboten wird. Aber in Stern sind die Dinge nie einfach. Genauso wenig wie im Leben. Die Geschichte und ihre Figuren haben mich nicht mehr losgelassen, gerade durch die scheinbare Schlichtheit der Zeichnungen, Handlungen und Dialoge trifft einen die Tiefe der Geschichte mit voller Wucht. Stern ist der richtige Comic für eine Zeit, in der allzu oft vergessen wird, dass die Dinge eben nie einfach sind und es schon gar keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen gibt.
Sarah Werner

Hier gibt es weitere Favoriten unserer Leser

Leserfavorit: "Mikel".
Leserfavorit: "Mikel".

© Reprodukt

Hier mein absoluter Comic Favorit für 2016 - und ich bin Comic-Vielleser: "Mikel" von Mark Belido und Judith Vanistendael. Eine herzerweichende Geschichte um einen warmen Gefühlsmenschen, der durch seinen neuen Job vermeintlich zu einer eiskalten Maschine wird. Die Zeichnungen von Judith Vanistendael sind großartig, jede noch so kleine Facette ihrer Charaktere wird so liebevoll und in Ganzheit dargestellt, dass die "Helden" des Buches einem wie echte Freunde vorkommen. Ein Augenschmaus mit spannender Geschichte!
Julia Burghardt-Wentzel

Ich möchte sehr gern den Web-Comic »Lins« von Elizabeth Pichllii« von Elizabeth Pich nominieren. Auf Instagram und damit unglaublich kurz und knackig erzählt, repräsentieren die Strips einerseits Zeitgeist, sind dabei urkomisch und überraschen auch immer wieder mit einem sensiblen und liebevollen Blick auf die Welt.
Franziska Walther

Ich würde als besten Comic des Jahres den Manga "A silent Voice" (Koe no Katachi) von Yoshitoki Oima vorschlagen. Darin wird die Geschichte eines gehörlosen Mobbingopfers und ihres Peinigers geschildert. Aus der Sicht des Peinigers. Das ist an vielen Stellen schwer zu ertragen, doch die einfühlsame Charakterisierung und emotionale Geschichte machen es trotzdem oder gerade deshalb unmöglich, den Manga aus der Hand zu legen. Die Geschichte hat mich sehr berührt und ich halte sie für sehr lesenswert auch für Menschen, die normalerweise keine Manga zu Hand nehmen. In Deutschland sind bisher zwei Bände erschienen, in Japan ist der Manga in sieben Bänden abgeschlossen. Vor kurzem ist dort zudem eine Anime-Verfilmung erschienen.
Adrian Richter

Einer meiner Lieblingscomics des Jahres war "Tales from the Couch". Die Macher des Comics sind Nerds mit sehr gelungenen und lustigem Blick auf Themen, die einen Nerd begeistern können. Es wird jede Woche ein neuer Comic veröffentlicht, der ein aktuelles Thema verwurstet.
Michael Schlinge

Unvorhergesehen kommt ein Comic im richtigen Moment, mit einem weiten Denken: James Tureks "Motel Shangri-La". Ein Reiseführer zum entlegenen Ort der menschlichen Güte. Ein Comic wie ein Versprechen, dass nicht nur die Sprache der Vernichtung zu hören ist, mit der Trump alles übertönt, kein Geschrei, sondern leise berührende Worte. Dieses Buch ist eine wirkliche Inspiration. Ich kann nicht aufhören, immer wieder mal eine Seite aufzublättern.
Waldemar Heppner

Autobiografisch: Nils Oskamps "Drei Steine".
Autobiografisch: Nils Oskamps "Drei Steine".

© Panini

Auch in diesem Jahr haben sich wieder ein paar Favoriten für mich ergeben:
"Drei Steine" von Nils Oskamp ist zwar kein neuer Titel, wurde aber dieses Jahr auch gezielt für den Shop- und Buchhandel und erweitert erneut veröffentlicht, was vermutlich auch der Grund sein dürfte, warum ich erst jetzt darauf aufmerksam wurde. Die biographische Graphic Novel schildert geradezu beängstigend stimmungsvoll den braunen Untergrund in der Stadt Dortmund und wie wenig schon seit so vielen Jahren dagegen unternommen wird. Nicht immer auf dem Punkt getroffen, aber sehr atmosphärisch und gut recherchiert. Die Hintergrundinfos im Buch sind daher auch sehr lesenswert. Eine gelungene Graphic Novel, die einen nachdenklich zurücklässt.
"Der Mann, der Lucky Luke erschoss" von Matthieu Bonhomme ist eine gelungene Hommage an Lucky Luke. Man spürt schon die Distanz, die er zu der Figur Lucky Luke hat, weswegen es glatt ein wenig verwundert, dass er ein solches Projekt umgesetzt hat. Gleichzeitig wird aber auch eine komplett neue Seite gezeigt und Lucky Luke in ein Licht gerückt, wie man ihn so in keinem anderen Comic gesehen hat. Das verbunden mit einem tollen Artwork und einer gelungenen Story, führt zu einem für sich stehenden Comic, der toll zu lesen ist und das Prädikat Hommage mit leichten Anspielungen an das Original wunderbar gerecht wird. Auch für Nicht-Lucky-Luke Leser geeignet.
Und zum Abschluss noch zwei Gesamtausgaben von Klassikern, die durch Charme und einer großartigen Auflage bestechen:
"Die Dingodossiers" von Goscinny und Gotlib aus dem Toonfish Verlag, sowie "King und Kong" von Cauvin und Mazel aus dem Finix Verlag. Sicherlich jetzt keine narrativen Meisterwerke, aber herrlich nostalgisch mit einer ganz eigenen Qualität. Zudem glänzen beide Gesamtausgaben durch ihre wunderbare Verarbeitung. Gerade King und Kong ist eine optimale Veröffentlichung von Fans für Fans. In diesem Jahr ist mir in dem Punkt keine bessere Publikation unter die Augen gekommen, als dieser Band von Finix.
Holger Wedeking

Unbedingt auf jede Comic-Bestenliste des Jahres 2016 gehört „Paula – Liebesbrief des Schreckens“.  Paula macht mit ihrer Familie Urlaub am Campingplatz und trifft dabei Toni. Durch einen unglücklichen Zufall wird der Liebesbrief, den sie an diesen schreibt, öffentlich. Natürlich versucht Paula der Peinlichkeit zu entgehen und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die wahre Verfasserin zu vertuschen. Mit tollen Zeichnungen gelingt es des Österreicherin Sandra Brandstätter die richtige Ferien-Stimmung einzufangen und eine witzige, lockere und authentische Geschichte zu erzählen. Hoffentlich bleibt der Band nicht Paulas einziges Abenteuer, denn das Buch ist für alle, die ihre eigene Kindheit nicht komplett vergessen haben, bestens geeignet.
Stephan Thuswaldner

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Work in Progress: Katharina Greves "Das Hochhaus".
Work in Progress: Katharina Greves "Das Hochhaus".

© Promo

Mein Comic-Favorit des Jahres: DAS HOCHHAUS von Katharina Greve: Jede Woche am Dienstag veröffentlicht Katharina Greve im Internet auf www.das-hochhaus.de einen neuen, in reduziertem und akkuratem Strich gezeichneten Comicstrip und baut damit Stockwerk um Stockwerk ihr Comichaus weiter. Wenn man die 102 geplanten Etagen als ein Gesamtwerk sieht, wird das wohl der längste Online-Cartoon! Die einzelnen Zeichnungen und Themen sind lustige, manchmal böse Kommentare zu allen möglichen alltäglichen Lebenssituationen oder dem Weltgeschehen.  Eine geniale Idee am Hochhaus sind für mich die Handlungsfäden, die sich zwischen manchen Etagen spinnen. Dadurch werden die einzelnen Episoden zu einer großen Geschichte. Spannend ist auch, die manchmal recht subtilen aktuellen Anspielungen im Nachbarfenster zu erraten. Echt beeindruckend ist, durch das gesamte Haus hoch und runter zu scrollen. Dadurch erschließt sich die besondere Form dieses Webcomics, der so nur online funktioniert.
Martin Schneider

Meine TOP 3 für das Jahr 2016:
Mezolith (Cross Cult). Mezolith beschreibt die steinzeitliche Welt Großbritanniens aus der Sicht des jungen Poika. Autor Ben Haggarty und Illustrator Adam Brockbank entführen uns hier in eine Welt, wie sie vor 10.000 Jahren gewesen sein mag: die junge Menschheit kämpft um einen eigenen Platz und für das Überleben des Stammes, angesichts von Magie, lebendigen Mythen und mysteriösen Gefahren. Eine wunderschöne Reise durch ein Land vor unserer Zeit, auf der sich naiver Aberglaube und exotische Realität zu einem faszinierenden Ganzen vermengen.
In The Pines - 5 Murder Ballads (avant-verlag). Als Erik Kriek diesen Band zu Papier brachte, ahnte er noch nicht, dass der Literaturnobelpreisträger 2016 Bob Dylan heißen würde. Als großer Fan und Kenner der amerikanischen Country- und Folkmusik war es ihm schlicht ein Bedürfnis, das zu unrecht verschmähte Erbe der Balladendichtung, einem größeren Publikum näher zu bringen. So präsentiert er in diesem Band fünf düstere Interpretationen amerikanischer Songklassiker, in denen von Mord, Eifersucht und verzweifelter Liebe berichtet wird.
Rat Queens - Gemetzel, Gold und große Klappen (dani books). Bereits 2014 in meiner Hitlist, erschien Rat Queens gerade rechtzeitig zum diesjährigen Comicsalon in Erlangen. Dass ich selbst -als Übersetzer- nicht ganz unbeteiligt daran war, tut der Sache keinen Abbruch. Schließlich gelangen so die liebenswerten Krawall-Nudeln Hannah, Violet, Dee und Betty auch in die Hände deutscher Leser. Der explosive Mix aus knallharter Action, einfühlsamer Charakterzeichnung und volltrunkenem Mädelsabend, ist ein sicherer Garant dafür, dass hier kein Auge trocken bleibt.
Marc Schmitz

Ich schlage "Süßwasserpiraten" Kauboi und Kaktus von Christian Schmiedbauer vor. Ich finde neben der witzigen Geschichte die Zeichnungen graphisch super und farblich einen Augenschmaus.
Birgit Hecker

O Canada: "We Stand on Guard".
O Canada: "We Stand on Guard".

© Cross Cult

Ich würde gerne den Comic "We Stand on Guard" ins Rennen schicken. "We Stand on Guard" erzählt die Geschichte einer US-Invasion in Kanada, um die Süßwasservorräte des Landes zu erschließen, da der Klimawandel die USA in Bedrängnis brachte. Seitdem die USA nun Kanada besetzt halten, führen die Kanadier einen Guerillakrieg um ihr Land zurückzugewinnen. "We Stand on Guard" ist ein Auszug aus der kanadischen Nationalhymne. "We Stand on Guard" umreißt als Grundlage eine reale Bedrohung die uns in naher Zukunft ereilen wird. Denn die Süßwasservorräte werden knapp und diese reale Bedrohung, wird hier auch zum ersten Mal auf das Comicmedium übertragen um auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Es ist daher logisch die USA in den Fokus zu rücken, da Sie für ihre verschwenderische Art bekannt sind und auch sich sehr widerstrebend in Sachen Klimaschutz zeigten. "We Stand on Guard"  zeigt aber auch den Krieg in seiner schonungslosen und politischen Form Dabei setzt der Zeichner z.B. auf schonungslose Darstellung von Gewaltakten. Aber auch den Versuch z.B. die Guerrilakämpfer mithilfe von Manipulationen auf ihre Seite zu ziehen und zu instrumentalisieren. Aber auch hier zeigt sich auch, wie wichtig Freiheit ist für den Menschen, indem auch nicht davor zugeschreckt wird für eben diese Freiheit  zu den äußersten Mitteln zu greifen. Ich halte die Zeichnungen und Kolorierungen für äußerst detailliert und farblich hervorragend abgestimmt um auch die Facetten der Thematik und der Handlung hervorzuheben. So kann sich der Leser äußerst genau hineinversetzen.
Christopher Jahn

Mein Lieblingsbuch war aus diesen Jahr: "Love Live School Idol Project" (Egmont Manga). Um was geht's? Die Junge Honoka geht gerne zur Schule. Als die Schule aufgrund zu geringer Bewerberzahlen geschlossen werden soll, ist Honoka untröstlich und beschließt kurzerhand mit ihren Freundinnen, eine School Idol Gruppe zu gründen (Japanische Popstars für Schüler), um die geliebte Schule für neue Schüler attraktiver zu machen und sie so vor der Schließung zu bewahren. Warum war es das Highlight 2016 für mich? Nun, ich höre sehr gern ihre Lieder, zum Beispiel das 2. Opening des Animes Sore wa Bukutachi no Kiseki, und höre auch generell gerne japanische Musik. Ich war zuerst skeptisch, wie man aus einem Musik-Anime eine Story machen konnte, aber ich muss sagen, das Ergebnis ist sehr gut geworden und hat mich positiv überrascht.
Jan-Niklas Graefe

Mein Favorit: "Kill or be killed" von Ed Brubaker und Sean Phillips (Image Comics). Ich bin schon lange Fan der beiden, und irgendwie schaffen sie es immer wieder meine Erwartungen zu erfüllen bzw. zu übertreffen. In diesem Fall ist es wieder die tolle Darstellung der Charaktere und der wunderschöne Stil der Zeichnungen. Brubaker lässt seinen Figuren viel Raum, sie sind immer genau so wichtig wie die Geschichte an sich bzw sie sind die Geschichte. Niemals zu übertrieben, immer nachvollziehbar. Ein Meister Geschichtenerzähler. Dazu kommt der kantig klare Zeichenstil von Phillips, toll.
Daniel Grollmisch

Hier gibt es weitere Favoriten unserer Leser

Road Comic: Das Cover von James Tureks "Motel Shangri-La".
Road Comic: Das Cover von James Tureks "Motel Shangri-La".

© Avant

Meine Empfehlung für den Comic des Jahres ist "Motel Shangri La" von James Turek. Der in Deutschland lebende Amerikaner Turek schafft auf den Seiten des Comics den Spagat zwischen Splashpanels und Totalen und den Kleinigkeiten, die in den "Kisten" eines normalen Panels von ihm ordentlich verpackt werden. Die Handlung hat Independent-Film-Charakter und erinnert an einen Road Movie: In der amerikanischen Wüste treffen sich die Leute irgendwo im Nirgendwo, am Motel Shangri La, wo ein Sandsturm sie dann überrascht. Trotz der anthropomorphen Tiere handelt es sich um keine Funny-Animal-Geschichte. Tureks klarer aber detailverliebter Stil lädt dazu ein auf jeder Seite zu verweilen, auch deshalb fand ich "Motel Shangri La" ein Werk, dass ich nicht einfach schnell durchlesen und dann weglegen konnte. Und das macht dann ja auch einen guten Comic aus: Dass man Bild und Wort genießen kann.
Jesco Brodersen

Ich empfehle vom wunderbaren Christian Schmiedbauer den Comic "Kauboi und Kaktus". Witzige Abenteuer eines ungleichen Paares mit viel Witz und Humor.
Michael Basmer

Mein Favorit ist "Circus Irritans" von Katharina Netolitzky aus dem Verlag Schwarzer Turm. Die Geschichte über einen Flohzirkus, dessen Stern am sinken ist und der durch die Ausstellung eines Monsters aus dem Sumpf wieder aufsteigt, ist dramaturgisch großartig bis zum lovecraftschen Finale aufgebaut. Die Zeichnungen und die Gestaltung der Charaktere sind toll und das Ganze wird durch eine sehr stimmige Coloration abgerundet.
Timo Schütz

Meine Comics des Jahres:
Aisha Franz‘ „Shit is real“: Mit klaren Zeichnungen erzählt Aisha Franz von einer jungen Frau, die auf der Suche nach sich selbst und einem Neuanfang ist und sich dabei fast verliert. Ich liebe Aishas Stil, der an Kinderzeichnungen erinnert. Mein Buch des Jahres.
Luke Pearsons „Hilda und der Mitternachtsriese“: Endlich wieder ein neuer Hilda. Ein Comic für Kinder und Erwachsene.
Die „Fräulein-Rühr-mich-nicht-an“-Reihe, die mit vier Bänden leider viel zu kurz ist, ist nun als Gesamtausgabe erschienen. Blanche, eine junge Frau sucht in der großen Stadt nach ihrem Glück und landet in einem Bordell, wo sie als Frau, die sich nicht anfassen lässt, Karriere macht. Ich mochte diesen starken Frauencharakter sehr.
Katharina Richter

Wöchentlich in der "FAZ": "Glückskind heit der aktuelle Strip von Flix, der zuvor für den Tagesspiegel zeichnete.
Wöchentlich in der "FAZ": "Glückskind heit der aktuelle Strip von Flix, der zuvor für den Tagesspiegel zeichnete.

© Flix/FAZ

Mein absoluter Favorit dieses Jahr ist "Glückskind" von Flix und erscheint wöchentlich in der FAZ. Glückskind zeigt die Beziehung zwischen Vater und Tochter und ihre Ängste, ihre Liebe und ihre Harmonie für- und zueinander und gibt mit seinen aktuellen Bezügen zum Weltgeschehen dieses auf humorvoller Weise pointiert wieder. Ich freue mich jede Woche Montags darauf (von wegen Garfields "I dont like Mondays"!), einen neuen Comicstrip von Glückskind zu erleben und in diese tolle Welt einzutauchen. Flix kommt mit seiner Arbeit an das herausragende Werk von Bill Watterson ("Calvin und Hobbes") heran und setzt dem Genre seinen eigenen Stempel auf. Pure Unterhaltung und Spaß in Comicstrip-Form.
Philipp Steuerwald

Der beste Comic dieses Jahres ist für mich "Running Girl" von Yi Luo, erschienen beim Reprodukt Verlag. Die Geschichte hat mich beim Lesen tief berührt und ich konnte nicht aufhören, in den wunderschönen, zarten Aquarell-Zeichnungen zu schwelgen. Ich folge Yis (Web-)Comics schon seit einiger Zeit und habe mich sehr gefreut, ihr Print-Debüt lesen zu können.
Katharina Netolitzky

Mein Comic des Jahres ist noch relativ jung. Es handelt sich um "Invincible Iron Man" #1 von Brian Michael Bendis und Stephano Caselli. Als großer Iron-Man-Fan wusste ich nicht, was ich von der Ankündigung halten sollte das jetzt eine junge schwarze Frau der Held sein sollte. Marvel hat ja bereits mit Ms. Marvel bewiesen, dass sie mit Charakteren die nicht weiß sind und sonstwie dem entsprechen was der durchschnittliche amerikanische Comicfan erwartet , nicht nur erfolgreich sein können sondern auch gute Arbeit abliefern. Andererseits war es immer Tony Stark der für mich einen großen Teil des Reizes der Serie ausgemacht hat. Bendis schafft es aber hier innerhalb eines Heftes eine junge Frau darzustellen, von der man mehr erwarten möchte. Sie ist nicht so sarkastisch und schlagfertig wie Tony, dafür hat sie mehr Herz und Neugier. Die Serie verspricht für mich ein voller Erfolg zu werden.
Stefan "Starocotes" Immel

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Künstlerleben: Eine Seite aus Anna Haifischs "The Artist".
Künstlerleben: Eine Seite aus Anna Haifischs "The Artist".

© Reprodukt

Mein Favorit dieses Jahr ist "The Artist" von Anna Haifisch. Es ist berührend, urkomisch, erschreckend und sehr ästhetisch, wie die Comickünstlerin das wildbewegte Künstlerleben auf den Punkt zeichnet. Könnte ich immer wieder neu durchlesen und mich freuen.
Lisa Frühbeis

Mein Comic des Jahres ist: "Der Mann, der Lucky Luke erschoss" von Matthieu Bonhomme. Tja was soll man noch groß zu diesem Meisterwerk sagen. Große Dramatik, lebendiger Zeichenstil und ein furioses Revival eines alten Helden.
Stefan Hallaschka

Meine Empfehlung ist "Schisslaweng" von Marvin Clifford. Der Zeichenstil ist detailreich und die Mimiken sind klasse gezeichnet. Man erkennt sich häufig wieder in seinen Comics, die über seinen erlebten Alltag erzählen.
Maik Wiersbinski

Mein Favorit ist eine Zeichnung von www.kritzelkomplex.de. Die Comics überzeugen durch Einfachheit und kreativer Darstellung des aktuellen Weltgeschehens. Und alles in schwarz-weiß. Besonders gelungen finde ich die Würmer, welche ein Abbild des menschlichen Lebens verkörpern.
Norbert Caroli

Mein Favorit sind die Comics von Steve Haines und Sophie Standing: "Pain is really strange" (2015) und "Trauma is really strange" (2016), erschienen bei Singing Dragon. Sie beschreiben in einfacher Sprache und originellen Bilder, was Schmerz und Trauma mit uns machen, wie sie unser Leben beeinflussen; erklären auf verständliche Art, wie Schmerz und Trauma funktionieren (nach dem aktuellen Stand der Forschung); und geben Hilfestellungen und Ideen, was Betroffene tun können, um sich selber zu helfen (auch hier neuester Stand). Ich finde ein toller Weg, über solche schwierigen Themen aufzuklären! Leider gibt es die beiden Comics bislang nur auf Englisch.
Anne Pascale Frohn

Der alte Mann und das Meer: Ein Panel aus "Ozean der Liebe".
Der alte Mann und das Meer: Ein Panel aus "Ozean der Liebe".

© Splitter

Mein Favorit: "Ein Ozean der Liebe" von Lupano und Panaccione, erschienen bei Splitter. Diese Graphic Novel ist einfach wundervoll, sehr liebevoll gezeichnet und erzählt (ganz ohne Text!). Die Charaktere sind sehr ausdrucksstark, witzig und unterhaltsam. Die Story ist stimmig und spannend wenn auch vorhersehbar.
Sally

Meine Comicempfehlung für 2016 ist der Titel: Matthieu Bonhomme: "Der Mann, der Lucky Luke erschoss", erschienen bei Egmont Comic Collection. Schon der Titel ist aufregend! Die Geschichte ist nicht nur humorvoll, sondern verfilmungswürdig gut! Ein Western mit Tiefgang. Dazu die originelle Kolorierung. Zeichnungen, die Lucky Luke erfreulich erwachsener zeigen, als die "normale" Serie. Eine schöne Hommage, die -trotz finalem Titel- nummeriert ist und auf weitere Bände hoffen lässt.
Markus Gruber, Chefredaktion www.ComicRadioShow.com

Ich nominiere diesen Comic von Eylou Flynn ("is lieb?"), weil er erstens herrlich zum derzeitigen "Zeitgeist" zu Passen scheint und Herr Flynn das Comic-Zeichnen nicht hauptberuflich macht und dementsprechend - trotz der oft hohen Qualität seiner 'Kritzeleien' - auch nicht davon leben kann. Ich würde ihm wünschen, dass dies in Zukunft möglich sein wird.
Dierk Solas

Mein Favorit ist David Mazzucchellis Graphic-Novel "Asterios Polyp". Mit klarem Strich und pointierten Dialogen führt er in den Episoden durch Asterios Polyps Vergangenheit, Gegenwart und sein Innenleben. Rückblenden und Metaebenen werden dabei elegant ein- und ausgeklinkt, die Charaktere sind vielschichtig, interessant und sehr bizarr, die Handlung bleibt immer Fließend , genau wie die meist locker auf die Seiten geworfenen Panels, die Mazzucchelli mit gehörigem Variantenreichtum arrangiert.

Mario Helmke

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