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Götterbombe: Eine Szene aus dem aktuellen zweiten Sammelband.

© PAnini

Jason Aaron und Esad Ribic: Hammerhart - „Thor“ mit Tiefgang

Jason Aaron gelingt mit seiner Neuinterpretation des Comic-Klassikers die Verquickung von Science-Fiction, Vikingerepos und Religionskritik.

Der Autor Jason Aaron kennt sich aus mit Verbrechen und Gewalt. Seine bislang noch nicht ins Deutsche übertragene Serie „Scalped“ gehört fraglos zu den spannendsten und dreckigsten, die das Krimi-Genre hervorgebracht hat. Nur folgerichtig ist es da, dass auch seine vielgelobte Interpretation von „Thor – Gott des Donners“ jetzt im Kern eine Mörderhatz geworden ist. Mit dem Unterschied, dass der Detektiv hier kein Undercover-Agent im Indianerreservat ist, sondern ein Gott, der seinen Hammer auf gleich drei Zeitebenen schwingt: Da ist der plündernde und promiske Thor des Jahres 893, da ist der gereifte Thor der „Avengers“-Gegenwart und da ist der abgekämpfte, einäugige und einarmige Thor der fernen Zukunft. Gemein ist ihnen allen, dass sie sich konfrontiert sehen mit dem „Götterschlächter“, so der Name des Killers und des ersten, die ersten sechs Hefte der Serie umfassenden Sammelbandes, der vergangenes Jahr auf Deutsch erschien.

Zwischen „Conan“ und Kubricks „2001“

In Bilder gesetzt hat das alles der Kroate Esad Ribic, der die Geschichte mit dem nötigen schwelgerischen Pathos umsetzt – irgendwo zwischen der Fleischlichkeit von Brian Woods „Conan“ und der kosmischen Vergeistigung von Kubricks „2001- Odyssee im Weltraum“.

Nun folgt mit „Die Götterbombe“ der zweite Band auf Deutsch, der die amerikanischen Marvel-Hefte sieben bis elf umfasst und den ersten Handlungsbogen beendet. Teil zwei legt zwar deutlich mehr Gewicht auf die Arbeit mit dem Hammer als die mit dem Kopf, insgesamt ist Jason Aaron allerdings doch gelungen, eine Geschichte zu schreiben, die zu gleichen Teilen prahlerisches Vikingerepos, blutige Sci-Fi-Oper und Religionskritik ist.

Um Längen interessanter als der Kinofilm

Wer mag, findet hier durchaus einige Anstöße, sich zwischen den Met-Gelagen und Sternenfahrten mit der vom Killers gestellten Frage zu beschäftigen, ob eine Welt ohne Religionen nicht tatsächlich eine bessere wäre und welche doppelbödige Funktion Götter für die Verzweifelten haben.

Zwischen Met-Gelagen und Sternenfahrten: Die Cover der beiden bislang erschienenen Bände.
Zwischen Met-Gelagen und Sternenfahrten: Die Cover der beiden bislang erschienenen Bände.

© Panini

Das schönste aber ist, und das kann man Aaron nicht hoch genug anrechnen, ist die Eigenständigkeit seiner Geschichte. In einer Zeit, in der aus Gründen des Marketings kaum noch ein Heft ohne permanente Crossover und Gastauftritte auskommt, agiert dieser Thor in einem nahezu hermetischen Kosmos, ohne dass ihm ständig andere „Avengers“ in die Arbeit fuhrwerken.

Alles in allem ist dieser Thor also um Längen interessanter als die familientaugliche Kinofassung des langhaarigen Marvel-Helden.

Jason Aaron & Esad Ribic: „Thor, Gott des Donners – Götterschlächter“ & „Götterbombe“, Panini, 140 Seiten bzw. 112 Seiten, je 14,99 Euro

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