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Diagnostischer Blick: Dr. Strange auf dem Comic-Cover seiner modernen Herkunftsgeschichte.

© Panini

Comicverfilmung „Doctor Strange“: Zaubern, bis der Arzt kommt

Am Donnerstag kommt „Doctor Strange“ mit Benedict Cumberbatch ins Kino. Passend zum neuen Marvel-Film legt Panini eine moderne Entstehungsgeschichte der Figur wieder auf.

Es ist für ihn kein Hexenwerk, sondern klinischer Alltag: Dr. med. Stephen Strange operiert auch die kompliziertesten Krankheitsfälle ohne Schnitzer und rettet als erfahrener Chirurg täglich Leben – einer dieser Mediziner, die offenbar über „heilende Hände“ verfügen. Doch dabei geht es dem arroganten Arzt weniger um seine Mitmenschen als um Geld, Ansehen und Ruhm.

Doch wie jäh das High-Society-Leben aus den Fugen geraten kann, schilderten die Spider-Man-Schöpfer Stan Lee und Steve Ditko bereits 1963: Dr. Strange kommt bei einem schweren Autounfall mit dem Leben davon, allerdings werden seine Knochen und Nerven in beiden Händen derart in Mitleidenschaft gezogen, dass er nicht mehr chirurgisch arbeiten kann. Und mit der verlorenen Fingerfertigkeit ist auch alles andere futsch: seine Motivation, seine Reputation und sein Vermögen.

Zwischen Greenwich Village und interdimensionalen Astralebenen

Mit diesem Karriereabstieg beginnt auch Dr. Stranges moderne Neuinterpretation „Anfang und Ende“ von J. Michael Straczynski, Sara Barnes und Zeichner Brandon Peterson: Auch hier endet der ehemalige Chefchirurg auf der Suche nach Heilung auf der Straße, bis er von einem tibetanischen Wunderheiler erfährt. Als Mann der Wissenschaft glaubt Strange zwar mehr an evidenzbasierte Medizin als an Heilerhokuspokus.

Zauberlehrling: Benedict Cumberbatch als Doctor Strange.
Zauberlehrling: Benedict Cumberbatch als Doctor Strange.

© dpa

Aber als sich der „Altehrwürdige“ trotz Stranges anfänglichem Hadern seiner annimmt und seinen Geist für das Surreale, Transzendente und Unfassbare öffnet, erweist sich der Exchirurg als würdiger Zauberlehrling und wird von seinem neuen Meister sogar zum „Obersten Magier“ ausgebildet. Fortan beschützt Dr. Strange mit seinem treuen Helfer Wong die Erde vor machtbesessenen Metawesen wie dem Oberdämonen Dormammu oder dem verräterischen Baron Mordo – was sich sowohl in Stranges magischem Zuhause, dem Sanctum sanctorum im New Yorker Stadtteil Greenwich Village, als auch auf interdimensionalen Astralebenen abspielt.

Straczynskis durchdachten Dialogen und Petersons aufwendig detaillierten Bildern gelingt es vorbildlich, Stranges Wandel vom eingebildeten Egozentriker zum altruistischen Alle-Welten-Beschützer darzustellen. Und bei all dem Mystizismus stellen sie auch das Zaubererzubehör nicht allzu abgedreht dar – wie das Auge des Agamotto, den Mantel der Levitation oder das Buch der Vishanti.

Durch die Pforten der Wahrnehmung: Benedict Cumberbatch durchschreitet als Dr. Strange Dimensionsportale.
Durch die Pforten der Wahrnehmung: Benedict Cumberbatch durchschreitet als Dr. Strange Dimensionsportale.

© Promo

Mehr davon gibt es ab Donnerstag auch im Kino. In „Doctor Strange“ wird der Magier von Benedict Cumberbatch („Hobbit“, „Sherlock“, „Hamlet“) gespielt. Dabei mischen aber auch jede Menge anderer hochkarätiger Hollywoodkollegen wie Rachel McAdams, Chiwetel Ejiofor, Mads Mikkelsen oder Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton mit. Wie so oft in den Marvel-Filmen lautet die erfolgreiche Zauberformel erneut: Starke Charaktere, ein gewisser Hang zur Selbstironie sowie schwindelerregende Technik- und 3D-Effekte. Ziemlich magisch.

J. Michael Straczynski, Sara Barnes und Brandon Peterson: Anfang und Ende, Panini, 148 Seiten, 16,99 Euro

Leonard Hillmann

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