Bundestagswahl: „Die Grünen passen mir nicht mehr“
Seine Christian-Ströbele-Plakate hatten nicht nur in Kreuzberg Kult-Charakter. Jetzt wechselt Comiczeichner Gerhard Seyfried endgültig zur Linken.
Herr Seyfried, Sie haben jahrelang als Plakatzeichner für die Grünen in Kreuzberg Hans-Christian Ströbeles Image geprägt. Warum zeichnen Sie jetzt für die Linke?
Der Wegfall von Ströbele war ein Grund, er tritt ja aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl an. Zweitens passen mir die Grünen nicht mehr. Mittlerweile ist die Linke ja buchstäblich die einzige Partei, die sich gegen Kriegseinsätze einsetzt. Deshalb habe ich denen zugesagt. Außerdem konnte ich da eine Menge komischer Leute zeichnen, das ist für mich als Künstler auch ganz gut.
Ihre Fans sind ja nicht mit allen Positionen der Linken einverstanden, auf Facebook gibt es negative Rückmeldungen zum Thema Putin oder Wagenknechts Position zur Einwanderung. Teilen Sie die Kritik?
Das Gemecker muss einem wurscht sein, und das Plakat kommt ganz gut an. Ich kann nicht behaupten, mich mit der Parteipolitik der Linken intensiv auseinandergesetzt zu haben. Mir ist die Haltung zu den Kriegseinsätzen wichtig, das reicht als Argument.
Sie haben im vergangenen Jahr ein Plakat für eine Zukunftsvision nach dem Ende des Flugbetriebs in Tegel entworfen, jetzt könnte es für die Offenhaltung eine Mehrheit geben. Sind Sie dafür?
Ja, weil ich nicht mehr an die Eröffnung des BER glaube. Es ärgert mich, wie viel Geld da reingepumpt wurde und wird. Ich hoffe, dass eine Mehrheit für die Offenhaltung von Tegel stimmt.
Sie sind Comiczeichner, Schriftsteller, Historiker. Woran arbeiten Sie im Moment?
An einem neuen Comicalbum. Auf vielfachen Wunsch meiner Fans wird es ein Zwille-Comic, also über meine Anarchofigur. Das wurde mal wieder Zeit, das letzte mit ihm ist zwanzig Jahre her. Es geht um Kreuzberg und Gentrifizierung, aber auch augenzwinkernd um den Streit zwischen Graphic Novel und Comic. Aber natürlich erlebt Zwille auch wieder Abenteuer. Es erscheint hoffentlich nächstes Jahr im Frühjahr.
Bereits 2013 hat Seyfried für die Linke gearbeitet - hier lesen Sie mehr dazu.
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