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Düster-dynamisch: Eine Bildfolge aus dem aktuellen zweiten Band von "Annas Paradies".

© Splitter

„Annas Paradies“ von Daniel Schreiber: Sympathie für die Teufelin

Eigentlich wollte Daniel Schreiber seine Geschichte eines gefallenen Todesengels als Film erzählen. Dann wurde eine Fantasy-Comicreihe draus – und zwar eine ziemlich gute, wie der soeben erschienene zweite Band zeigt.

Ein vom Bösen abgefallener Todesengel und seine diabolischen Gegenspieler mischen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine deutsche Kleinstadt auf: In düster-dynamischen Bildern erzählt der 1973 geborene Kölner Autor, Zeichner und Filmemacher Daniel Schreiber in seiner Fantasy-Albenserie „Annas Paradies“ eine religiös-mythologisch und historisch aufgeladene Geschichte, die mit dem aktuellen zweiten Band langsam an Kontur gewinnt.

Schreibers ausdrucksstarke, leicht karikierende Zeichnungen und die stimmungsintensiven Kulissen erinnern an den französischen Großmeister Loisel. Dank der Verortung in der deutschen Nachkriegsgeschichte findet Schreiber jedoch einen ganz eigenen Stil, der jetzt im zweiten Band noch deutlicher erkennbar wird. Dazu tragen auch die dramatischen Bildschnitte und spektakulären Perspektivwechsel bei, die die filmische Ausbildung des Autors erkennen lassen.

Pathetische Auftritte diverser Höllengestalten

Ursprünglich war geplant, „Annas Paradies“ als Film umzusetzen, doch dann verwandelte Schreiber das von ihm geschriebene Drehbuch kurzerhand in ein Comicexposé – mit einem Ergebnis, das umso beachtlicher ist, wenn man weiß, dass es das Debüt eines Künstlers ist, der eher zufällig zum Comic fand und sich mit der Kunstform zuvor kaum beschäftigt hatte.

Seine von einer düster-gothischen Stimmung geprägte Erzählweise macht neugierig auf den Fortgang der Geschichte um den teuflischen Engel Anna, der nicht mehr morden will, sich seine Flügel abschneidet und fortan unter den Menschen wandelt. Stellenweise trägt die Geschichte allerdings etwas sehr schwer an ihren bedeutungsschwangeren Dialogen.

Schön böse: Die Hauptfigur auf dem Cover des zweiten Albums.
Schön böse: Die Hauptfigur auf dem Cover des zweiten Albums.

© Splitter

Als sympathische Gegengewichte zu den teils arg pathetisch inszenierten Auftritten diverser Höllengestalten fungieren einige recht realitätsnahe Figuren, wie ein fürsorglicher Kleinkrimineller und ein offenbar mit besonderen Gaben ausgestattetes Waisenmädchen. Gelungene Fortsetzung einer viel versprechenden Reihe, die auch Leser ohne übermäßige Fantasy-Leidenschaft gut unterhalten kann.

Daniel Schreiber: Annas Paradies, Splitter Verlag, bislang zwei Bände, 60/56 Seiten, je 13,80Euro. Eine Leseprobe gibt es auf der Website des Verlages.

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