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Zeitlos: Eine Szene aus „Der Stab des Plutarch“.

© Carlsen

70 Jahre Blake und Mortimer: Rüstige Retter

Seit 70 Jahre schützen die Comic-Helden Blake und Mortimer die Welt vor Bösewichten - von denen einer dem Schöper der Reihe ähnelt. Jetzt gibt's ein neues Album.

Francis Blake und Philip Mortimer führen seit 70 Jahren erfolgreich den Kampf gegen technisch hochgerüstete Wahnsinnige, die die Welt übernehmen wollen. Sie tun das als eine Art Doppel-Bond: Captain Blake, in Eton zur Schule gegangen, ist Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes; der rotbärtige Mortimer ist Schotte und Atomphysiker. Der erste Gegner der beiden Freunde war der asiatische Diktator Basam-Damdu vom „Gelben Reich“, der die Welt kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs an den Rand ihrer Vernichtung führt: Der Doppelband „Der Kampf um die Welt“, 1946 erschienen, ist das Meisterwerk von Edgar Pierre Jacobs, einem der führenden Vertreter der franko-belgischen Comic-Schule.

Jacobs, geboren 1904, hatte schon eine Karriere als Grafiker und Opernsänger hinter sich, als er in das Atelier von Hergé eintrat und ihm bei der Überarbeitung und Kolorierung einiger Tim-und-Struppi-Bände assistierte. In der Comic-Zeitschrift „Le Journal de Tintin“ begann dann seine eigene futuristische Serie mit den beiden Briten als Hauptfiguren, für die Jacobs sowohl Texter als auch Zeichner war. Sein ausgeprägter Realismus und die aufwändigen Szenarien führten dazu, dass Jacobs in 25 Jahren nur zehn Bände publizierte, darunter Klassiker wie „Das Gelbe M“. Jacobs’ Leben ist inzwischen selbst als Comic-Biografie nachzulesen („Der Fall E. P. Jacobs“).

Für den Schurken war der Autor sein eigenes Vorbild

Die Abenteuer von Blake und Mortimer werden seit dem Rückzug ihres Erfinders 1970 von unterschiedlichen Szenaristen und Autoren wie Bob de Moor fortgeführt, mal in der Science-Fiction-Tradition der ersten Bände, mal als Krimis in Englands holzgetäfelten Herrenhäusern.

Der gerade erschiene neue Band der Serie, „Der Stab des Plutarch“ (Carlsen, 64 S., 12 €), für den wieder Yves Sente (Text) und André Juillard (Zeichnung) verantwortlich sind, spielt 1944 und ist ein Prequel – er erzählt elegant die Vorgeschichte zum „Kampf um die Welt“:

Moderner Klassiker: Das Cover des aktuellen Blake-und-Mortimer-Albums.
Moderner Klassiker: Das Cover des aktuellen Blake-und-Mortimer-Albums.

© Carlsen

In den letzten Kriegsjahren wird Großbritannien Opfer eines Spionageangriffs, der die beiden Helden in der geheimen Basis Scaw-Fell zusammenbringt und über die Dechiffrierungszentrale der Briten in Bletchley Park nach Gibraltar führt – in Unkenntnis ihres wahren Gegners. Dabei kommt es auch zum ersten Zusammentreffen von Blake und Mortimer mit Colonel Olrik. Beim Zeichnen von Olrik, dem stets wiederkehrenden Großbösewicht der Serie, hatte sich Edgar P. Jacobs äußerlich an einem lebenden Vorbild orientiert: sich selbst.

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