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Bob Dylan

© dpa

Bob Dylan: Der Godfather

Was gibt es Neues von Bob Dylan, der nächste Woche den Literaturnobelpreis nicht in Empfang nehmen wird? Wir haben nachgeschaut.

Nächste Woche ist es dann so weit. Bob Dylan bekommt den Nobelpreis für Literatur und geht nicht hin. Die Zeremonie am 10. Dezember in Stockholm findet ohne den Künstler statt. Er habe andere Verpflichtungen, ließ er mitteilen. Ein offizieller Konzertauftritt kann es jedenfalls nicht sein, Dylans Tourkalender ist abgearbeitet für dieses Jahr. Und sonst? Herrscht normaler Verkehr bei Dylan digital. Auf www.expectingrain.com, der besten Bob-Site, ging es am Mittwoch mal wieder um die sechziger Jahre, als Dylan seinen Sound elektrifizierte. Bemerkenswert die Strecke mit 88 Fotos, auf denen er lächelt, präsentiert von einem Radiosender.

Und dann doch das eine oder andere aus dem Nobeldunst: In Hibbing, Minnesota, wo Dylan vor gut 75 Jahren geboren wurde, gibt es am 10. Dezember einen Empfang mit Cocktails und Häppchen, dazu tragen Sänger aus dem Ort Lieder von Bob Dylan vor. Die Feier findet in der Elk’s Lodge statt. In Dover, irgendwo in New England, lädt die Buchhandlung Baldface Books ein, es spielt The Bob Band. Die „Canadian Jewish News“ weisen darauf hin, dass die Zeremonie auf den Sabbat fällt, für Orthodoxe ein Problem. Sie preisen Isaac Bashevis Singer, der 1978 den Nobelpreis für Literatur bekam. Er hielt Teile seiner Rede auf Jiddisch, weil das niemand zuvor getan habe und weil es vermutlich auch nie wieder geschehen werde. „MarketWatch“ erinnert an Marlon Brando. Der „Godfather“ tauchte 1973 nicht zur Oscar-Verleihung auf, sondern schickte Sacheen Littlefeather. Die Indianerin beklagte den Umgang Hollywoods mit den native Americans.

Wer wollte ihm vorschreiben, was er zu tun hat?

Wäre auch eine Idee für Dylan. Die Nobel-Bühne nutzen und der Welt zeigen, was US-Konzerne und die Regierung in Washington in North Dakota durchziehen – eine Pipeline über Indianergebiet, die das Trinkwasser von Millionen Amerikanern gefährdet. Neil Young hat Präsident Obama zum Eingreifen aufgefordert. Aber der hat das Projekt mit genehmigt. In vielen Belangen wird es zwischen ihm und seinem Nachfolger keine großen Unterschiede geben. Nicht für die Indianer in Standing Rock. Das Protestdorf erwartet eine brutale Räumung.

Eine Einladung von Barack Obama ins Weiße Haus hat er übrigens auch ausgeschlagen. Das alte Lied: Dylan schweigt, da kann die Welt untergehen. Dylan ist nicht Neil Young. Und wer wollte ihm vorschreiben, wohin er zu gehen, was er zu tun und zu sagen hat? Wenn er sich für Gott hält, dann ist es gut; von der Seite kommt auch wenig zur Lage in der Welt. Dylan, die Sphinx, der Abgewandte, das kennt man. Doch diesmal schmerzt die Enttäuschung. Weil die Freude so groß war, als die noble Nachricht aus Stockholm kam. Zu viel der Ehre? Think twice, it’s not all right.

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