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Szene aus Alain Gomis Félicité.

© Celine Bozon

Berlinale Wettbewerb: Harte Linie oder Schmusekurs

Vor dem großen Finale am Samstag: Wer gewinnt die Bären bei der 67. Berlinale? Eine Prognose.

Von Andreas Busche

Die Fragen beschäftigt Filmpreis-Auguren jedes Jahr aufs Neue: Wird sich eine frühe Festivalpremiere nachteilig auf die Bären-Chancen auswirken? Kritiker und Jury-Mitglieder verfügen bekanntlich über ein kurzes Gedächtnis – auch die großen Hollywoodstudios schieben die Starts ihrer Oscar-Kandidaten in den sogenannten „heißen Herbst“, um bei den Nominierungen von der Academy nicht versehentlich übergangen zu werden.

Auf der Berlinale scheinen in diesem Jahr andere Regeln zu herrschen – was auch daran liegen könnte, dass die Zahl der Bären-Kandidaten überschaubar ist. Der Eröffnungsfilm „Django“ (wer erinnert sich noch?) hatte sich gleich zu Beginn aus dem Kreis der Mitbewerber verabschiedet. Dafür ist – berücksichtigt man die Stimmung am Potsdamer Platz und die Bewertungen in unserem Filmkritiker*innen-Spiegel – „On Body and Soul“ von Ildikó Enyedi von Beginn an in den Umfragen vorne dabei. Und Alain Gomis’„Félicité“ erwies sich als „Schläfer“, den viele erst mit einigem zeitlichen Abstand zu schätzen lernten.

Jury-Präsident Verhoeven mag es fies

Womit wir bei der entscheidenden Frage wären, welche Kriterien wohl die Jury unter Paul Verhoeven anlegen wird. „On Body and Soul“ und „Félicité“ überzeugen sowohl erzählerisch als auch dank ihrer Frauenfiguren – für Verhoeven, der beim Patt das letzte Wort hätte, ein gewichtiges Argument . Deren Hauptdarstellerinnen Alexandra Borbély und Véro Tshanda Beya haben auch gute Chancen auf den Silbernen Bären.

Auch „The Party“ befindet sich im engeren Kandidatenkreis, zumal Sally Potters Komödie den Vorstellungen Verhoevens von einem politischen Kino entspricht: explizit, aber unterhaltsam. Dass sich die Jury für die anderen beiden „Crowdpleaser“, Hong Sangsoos „On the Beach at Night Alone“ und Aki Kaurismäkis „The Other Side of Hope“, entscheidet, ist unter Verhoeven, der es fies mag, wohl unwahrscheinlich.

Und die deutschen Filme? Die werden eher keine Rolle spielen. Thomas Arslans „Helle Nächte“ kommt allenfalls für den Alfred-Bauer-Preis infrage, Andres Veiels hat vielleicht Chancen auf den neuen Dokumentarfilm-Preis. Neue Perspektiven eröffnen beide nicht.

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