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Berlinale: Das Brot der kargen Jahre

Die Pressekonferenz zu Wes Andersons "Grand Budapest Hotel": Warum Bill Murray trotz Hungergage mitgespielt hat und Tilda Swinton gern Putzfrau wäre.

Es ist wohl noch zu früh, um von einem Trend zu sprechen, aber er deutet sich an: Filmteams rücken jetzt gern in mittlerer Kompaniestärke an oder doch knapp darunter. „Monuments Men“? Fast alle Kunstretter wollen kommen. „The Grand Budapest Hotel“? Neben Wes Anderson neun weitere Beteiligte, der Tisch auf der Bühne im Grand Hyatt am Donnerstag reichte kaum aus. Und fast alles große Nummern. Bill Murray sehr hübsch mit Strickmütze, Ralph Fiennes überaus bärtig, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Tilda Swinton, Edward Norton, dazu die Youngster Saoirse Ronan und Tony Revolori – den Star-Guckern am roten Teppich wird am Abend richtig was geboten.

Nicht dass jeder auch groß zu Wort gekommen wäre. Die Fragen waren sehr ungerecht verteilt, und gleich hinter der ersten klaffte ein kultureller Abgrund. Stefan Zweig? Nie gehört, bekennt ein Journalist aus Boston. Wer denn das sei, auf dessen Geschichten sich Anderson im Abspann beruft? In den USA ist Zweig in der Tat kaum bekannt, stimmt Anderson zu, in Europa kenne ihn jeder. Er habe seine Romane gelesen, auch die Memoiren. Doch liege dem Film kein bestimmtes Buch zugrunde, es sei mehr eine Sache der Atmosphäre: „Wir wollten unsere eigene Zweig-Geschichte erzählen.“ Aber die einleitenden Worte des Rahmenerzählers, über die Geschichten, die der Schriftsteller sich nicht ausdenkt, die ihm zugetragen würden – das sei im Grunde Zweig. Natürlich gibt es weitere Einflüsse, sagt Anderson später, nennt Filme wie „Menschen im Hotel“ und „Sein oder Nichtsein“, Regisseure wie Lubitsch, Kubrick, Bergman.

Zutaten zu einer magischen Welt, wie Murray es ernsthaft nennt, der in der halben Stunde im Hyatt sonst lieber den Komiker gibt. „Lange Arbeitszeit, wenig Lohn, trockenes Brot“ – das seien die Arbeitsbedingungen gewesen, für ihn ein Zuschussgeschäft: Er habe mehr Trinkgelder gegeben, als Gage erhalten.Dennoch, er ist zufrieden, sieht es ähnlich, wie es Ralph Fiennes formuliert: „Wir durften eine große Reise mitmachen.“

Fast alle haben sie vielfache Berlinale-Erfahrung. Allen voran Tilda Swinton, die auf dem Festival immer das Gefühl hat, „als ob ich nach Hause komme“. Fast alles habe sie hier schon gemacht, ob sie nicht mal als Putzfrau arbeiten könne, habe sie Festivalchef Kosslick gefragt. Eine Oscar-Preisträgerin, die den roten Teppich saugt? Wäre eine Premiere.

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