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Teil der Teheraner Sammlung: „The American Indian“ von Andy Warhol.

©  Tehran Museum of Contemporary Art

Ausstellung in Neuer Nationalgalerie Berlin: Sammlung aus Teheran wird vorerst nicht gezeigt

Berlin wollte als Erstes die spektakuläre Sammlung moderner Kunst aus Teheran zeigen. Jetzt wird die Eröffnung verschoben.

Gespannt wartet die Kunstwelt auf die bereits mehrfach angekündigte Ausstellung „Die Teheran Sammlung. Das Teheran Museum für Zeitgenössische Kunst in Berlin“. Die Neue Nationalgalerie wollte sie in der großen Wandelhalle der Gemäldegalerie ab dem 4. Dezember zeigen. Doch die Eröffnung dieser spektakulären Ausstellung ist ohne neuen Termin verschoben worden. Grund dafür ist eine Umgestaltung des iranischen Kabinetts, die Präsident Hassan Ruhani Mitte Oktober vorgenommen hatte. Drei  Minister sind von ihren Posten zurückgetreten, neben den Ministern für Jugend und Sport sowie Erziehung auch der liberale Minister für Kultur, Ali Jannati, der für die Verhandlungen mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Museo nazionale delle arti del XXI seccolo (Maxxi) in Rom zuständig war.

Zum ersten Mal sollten 30 Werke der westlichen und ebenso viele Stücke der iranischen Moderne Teheran verlassen und in Berlin und Rom ausgestellt werden. Eine kleine Vorschau hätte am 21. Oktober in Rom im Maxxi eröffnet werden sollen. Doch der Rücktritt des Kulturministers durchkreuzte diese Pläne.

Minister Seyyed Reza Salehi Amiri übernahm am 1. November die Amtsgeschäfte. Wie Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dem Tagesspiegel sagte, ergebe sich nun eine Verzögerung von einigen Wochen, da der neue Minister alle Genehmigungen zur Ausfuhr der wertvollen Kunstwerke seinerseits ebenfalls unterzeichnen muss. Von iranischer Seite gebe es explizit eine Zusage, auch von dem neuen Amtsinhaber. Das bestätigt auch die deutsche Botschaft in Teheran. Die Ausstellung werde noch voraussichtlich im Dezember eröffnet.

„Scratches on the Earth“ von Mohsen Vaziri-Moghaddam (Ausschnitt).
„Scratches on the Earth“ von Mohsen Vaziri-Moghaddam (Ausschnitt).

© Tehran Museum of Contemporary Art

Das Teheran Museum für zeitgenössische Kunst (TMoCA) wurde 1977 von Farah Pahlavi, der Frau des Schahs, in einem von Kamran Diba entworfenen Bau inmitten eines Parks eröffnet. Die Sammlung gilt als die größte westlicher moderner Kunst außerhalb Europas und der USA. „Unter Farah Pahlavi wurde innerhalb kürzester Zeit eine erlesene Sammlung zusammengekauft. Geld spielte keine Rolle“, sagt Hermann Parzinger. Man wollte Größe zeigen, nicht nur militärisch, sondern auch durch den Aufbau einer beeindruckenden Kunstsammlung. Und so konnten die Iraner auf dem internationalen Kunstmarkt einkaufen, was Rang und Namen hatte und wozu der Neuen Nationalgalerie damals schlicht das Geld fehlte. Nach langen Verhandlungen habe man die Ausstellung nach Berlin geholt, mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes. Wenn es so weit ist, werden die einzigartigen Arbeiten von Jackson Pollock, Mark Rothko, Francis Bacon, Andy Warhol und Duane Hanson das Bild der Kunst der 60er und 70er Jahre ergänzen. „Es kommen Werke von Jasper Johns, aber auch unbekannte Werke bekannter Künstler“, schwärmt Joachim Jäger, stellvertretender Leiter der Neuen Nationalgalerie. Er hatte den Stein ins Rollen gebracht, als er in Teheran eine Ausstellung über Otto Piene kuratierte. Bei dieser Gelegenheit besuchte er auch die Sammlung des Teheraner Museums, das nach der iranischen Revolution und dem Sturz des Schahs 1979 geschlossen und erst 2000 wieder geöffnet wurde. Seitdem sind einige Werke schon einmal im Ausland gezeigt worden, aber die Berliner Ausstellung wird eine Premiere sein.

Weil die Bilder so lange im Depot unter Verschluss waren, ist ihre Farbigkeit offenbar einzigartig. Man darf auch auf die 30 Arbeiten der iranischen Moderne gespannt sein, die hierzulande fast unbekannt ist. Zu den großen Künstlern der 70er Jahre zählen Faramarz Pilaram, Mohsen Vaziri-Moghaddam und Behjat Sadr, um nur einige zu nennen. „Wir helfen auch bei der Restaurierung von Werken der frühen Moderne und schicken dafür Leute nach Teheran“, erzählt Parzinger. Begleitet werden soll die Schau in Berlin von einem umfangreichen Iran-Rahmenprogramm des Goethe-Instituts.

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