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Neue Heimat. Rafik Usta ist Ur-Schweriner, wie er sagt. Seit 35 Jahren.

© Manuela Kosta

Ausstellung in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern: Lass dich nieder

Wo leben wir, wo kommen wir her? Die Fotografin Manuela Koska hat Menschen in Mecklenburg-Vorpommern porträtiert.

Ein Gesicht. Ein Lachen. Ein unverwandter Blick. Ein Kleidungsstück. Eine Pirouette, eine Harke, ein Buch – oder auch nur die ganz besonders lässige Manier, sich auf einen Stuhl zu setzen.

Was ist Heimat? Keine leichte Frage, gerade in diesen Tagen, wenn so viele Menschen nach Hause fahren, zu ihren Liebsten oder jedenfalls zur sogenannten Herkunftsfamilie. Heimat kann der Himmel sein oder die Hölle. Das, von wo du wegmusst, weil Krieg herrscht oder Hungersnot. Das, von wo du wegwillst, wegen der Enge und weil der Sauerstoff fehlt. Und kaum bist du weg, wird Heimat schnell zum heimwehmütigen Sehnsuchtsort, dem immer schon Verlorenen. Nirgends wird Heimat mehr geliebt als in der Fremde: Gerade Flüchtlinge wissen das.

Heimat ist im Herzen, heißt es gern. Aber was bedeutet das? Wenn die Sprache Heimat ist, die Erinnerung, die Kindheit, dieses entrückte Paradies?

Die Fotografin Manuela Koska hat den schillernden, strapazierten, missverstandenen, missbrauchten und ja speziell deutschen Begriff in ihrer eigenen Heimat, Mecklenburg-Vorpommern, einer schlichten Versuchsanordnung unterzogen. Sie machte sich mit Kamera und mobilem Studio, sprich: mit einer neutralen Leinwand, auf den Weg und fotografierte Menschen in der Region. Wer lebt hier eigentlich, wo kommen die Leute her?, wollte sie in den Interviews dazu wissen. Koskas Ausstellung „Ich bin ein Mensch – Heimat“ macht gerade in Berlin Station, in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern, nach Präsentationen in Schwerin und Stralsund.

Heimat ist gelebte Identität

Sie hat die „Ureinwohner“ aufgesucht, wie sie sagt, aber auch Zugewanderte und Eingemeindete. Das Spektrum der 76 Protagonisten aus 42 Ländern ist groß, sie stammen aus Marokko, Indien, Mosambik und Sri Lanka, sie leben in England oder eben Schwerin. Mit Bedacht verzichtet Koska auf jegliches spezifische Ambiente, auf Haus oder Hof oder Interieurs. Heimat ist das, was du am Leib trägst, die faltige Gesichtshaut, die Tränensäcke – gelebte Identität. Der gebürtige Kanadier Bruce Johnston kommt mit Heugabel ins Bild, die Punkerin Lucy mit Stachelkette, eine andere Frau mit Reithelm und Blockflöte. Ob die in sich selbst verschlungene Ballerina oder der Rasta-Typ mit geschlossenen Augen: „Die Gesellschaft sollte sehen, dass alle Leute ein Teil von ihr sind“, sagt einer der Interviewten, Joao Pereira Rocha aus Portugal.

Heimat, das bist am Ende du selbst. Die Art, wie du dich niederlässt.

Landesvertretung MV, In den Ministergärten 3. Wieder ab 27. 12. bis 12. 1., Mo–Fr 9–17 Uhr. An Feiertagen geschlossen. Der Fotoband „Ich bin ein Mensch – Heimat“ ist bei Hinstorff erschienen (176 S., 24,99€).

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