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Ein Abend im Neu lässt Gerrit Bartels in seiner Plattensammlung kramen.

© Angelika Warmuth dpa/lno

Ausgehen: Das Neu im Bötzow-Viertel: Nostalgie noch und nöcher

Magnet und Knaack-Club sind nicht mehr, das Neu aber hat sich gehalten - und lässt Gerrit Bartels zurückdenken an die New-Wave- und Gruftdiscos der achtziger Jahre.

Es war dann wieder mal so eine Freitagnacht, in der einen die Erinnerungen heimsuchten, eine Nacht, die mehr von der Vergangenheit als der Gegenwart geprägt wurde. Um 23 Uhr im Winsviertel, wo kann man denn da vernünftig etwas trinken gehen? Klar, im Neu in der Greifswalderstraße 218, das es seltsamer- und glücklicherweise noch gibt, trotz eines ewigen Gerüstes am Haus.

Auf dem Weg dorthin geht es an einem Bio-Supermarkt vorbei, hier war doch mal das Magnet, erinnerten wir uns, und genau, ein paar Schritte hinter dem Neu, da war doch der Knaack-Club, wo jetzt die Stadthäuser der sogenannten Schweizer Gärten stehen. Prenzlauer Berg und Ausgehen passt bekanntermaßen schon länger nicht mehr zusammen. Das Neu mit seinem kaputten, düsteren Charme ist da inzwischen eine Insel für die Verlorenen. Drinnen am DJ-Pult stand eine Frau, sicher nicht älter als 30, und legte Platten von Siouxie and The Banshees, Alien Sex Fiend und Propaganda auf – und wir befanden uns urplötzlich tief in den achtziger Jahren, in Braunschweiger und Göttinger New-Wave- und Gruftdiscos, im Leukoplast, im Pink, wo aber nicht nur der Düsterkram, sondern auch die Hits der Zeit liefen, New Orders „Blue Monday“ oder Heaven 17s „Let Me Go“.

Und wo liegen die Ultravox-Platten?

Wieder zu Hause waren wir irgendwie noch nicht fertig mit dem Erinnerungsfluten und hörten dann B 52s und Flock of Seagulls, aber auch die Wipers, Jesus & Mary Chain und Cure- und Madonna-Coverversionen von Dinosaur jr und Sonic Youth. Kreuz und quer ging es, Nostalgie noch und nöcher war im Haus, ach, aber warum auch nicht? Und lagen nicht noch Ultravox-Platten unten im Auto, die ich vom Weihnachtsbesuch bei meinen Eltern mitgebracht hatte? Zusammen mit dem Kraftwerk-Album „Radio-Aktivität“, auf dem auch noch das 14,90-DM-Preisschild des „Pressezentrums Salzmann“ klebt? Es ist dann aber doch keiner mehr von uns nach unten gegangen, um sie zu holen. Sie liegen noch immer im Auto. Reichte dann auch – tagsüber ist es ja durchaus schön in Prenzlauer Berg.

Neu! Bar
Greifswalderstraße 218
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 20.00-03.00 Uhr

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