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Kultur: Ach, Männer

Lucia Ronchettis „Last Desire“ im Schiller Theater

Salome ohne Salome – wie geht das? Vier Männer warten in Salomes Zimmer auf deren Rückkehr, ängstlich bis lüstern. Doch Salome kommt nicht. Eine aparte Idee der Komponistin Lucia Ronchetti, die in „Last Desire“ in der Werkstatt des Schiller Theaters vermehrt mit eklektischen Versatzstücken arbeitet und mit Zitaten von Purcell über Rossini bis Schumann. Allerdings bleibt die Publikumserwartung bei der Umsetzung ähnlich unbefriedigt wie die der Männer. Das beginnt bei den stimmlichen Charakteren: Der unbescholtene Knabe mit reinem Sopran, der die Frau idealisierende junge Mann mit Countertenor, der ältere Herr, dessen sexuelle Unruhe in falsettierendem Bass Ausdruck gewinnt, sowie „ein Mann“, dessen Stimme die Viola ist. Diese Anlagen potenziert Regisseur Elmar Supp noch, so dass dem Mann als Mann kaum Differenzierung zukommt und man sich unschlüssig zwischen Melos und Farce hin und her geworfen fühlt. Während der metrosexuelle junge Mann eine Projektion der Frau ansingt, verschafft sich der alte Lüstling in Unterhose Erleichterung mit der Hand. Die Stimmungen wechseln zwischen Lust und Frust, schließlich ist der junge Mann zur Frau mutiert, der Alte hüpft mit heruntergelassener Hose unter einer Plastikplane auf und ab, und natürlich muss auch der Bratscher die Hose runterlassen und ein Paillettenkleid anlegen. Ganz so simpel sind sie nun doch nicht, die Männer, oder? Wenn sich die vier zum Schluss fragen, ob überhaupt etwas geschehen ist und stumm die Rollen wechseln, ist man geneigt, sich ihnen anzuschließen – wäre da nicht der phänomenale Countertenor von Valer Barna-Sabadus, der den Abend zum Ereignis macht. Barbara Eckle

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