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DIE GEISELNEHMER - ZEUGNISSE AUS DER IS-HÖLLE

© SWR/DR/SWR/DR

Tagesspiegel Plus Tagestipp

Doku über IS-Geiselnehmer: Im Gespräch mit „Dschihad-Ringo“

Schockbilder von IS Geiselnahmen. Der Film ist ein moralisches Experiment: Zeigen die IS-Henker einen Hauch von Bedauern für ihre Opfer?

Am 19. August 2014 erschien auf YouTube ein wahres Horror-Video. Es zeigt den enthaupteten Leichnam des US-Journalisten James Foley. Mitglieder des sogenannten islamischen Staates hatten ihn nach zweijähriger Entführung ermordet. Foley zählte zu mindestens 27 weiteren Geiseln, die zwischen 2012 und 2015 von Islamisten gekidnappt worden waren. Elf von ihnen kehrten nicht nach Hause zurück.

In ihrem Dokumentarfilm zeichnet die preisgekrönte dänische Filmemacherin Puk Damsgaard Andersen mit ihrem Kollegen Søren Klovborg nach, wie die IS-Terrormiliz Schockbilder von ihren Gefangenen verbreitete, um so die Lösegeldsummen in die Höhe zu treiben. Wie dies im Detail vor sich ging, berichtet der dänische Kriegsfotograf Daniel Rye. 2014 konnten seine Eltern ihn mit zwei Millionen Euro vom IS freikaufen.

Um ihnen Namen zu geben, bezeichneten die Geiseln ihre maskierten Peiniger aufgrund ihres britischen Akzents als „Die Beatles“. Der Film begleitet James Foleys Freund, den englischen Journalisten Sean Langan. Ihm gelang es, zwei der „Beatles“ aufzuspüren, nachdem sie 2018 von Kurden ergriffen worden waren.

Langan, der 2008 selbst zwölf Wochen lang von den Taliban gefangen gehalten wurde, versucht vor laufender Kamera zu ergründen, wie Alex Kotey („Dschihad-George“) und El Shafee Elsheikh („Dschihad-Ringo“) zu ihren Gräueltaten stehen. Der Film führt die inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilten Killer nicht vor. Er ist ein moralisches Experiment: Zeigen die IS-Henker einen Hauch von Bedauern für ihre Opfer? Im Zuge einer emotionalen Konfrontation entblößt einer der beiden sein wahres Gesicht. Und das ist beinahe schockierender als das Enthauptungsvideo.

Titel:
Die Geiselnehmer - Zeugnisse aus der IS-Hölle
Wo:
ARD