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André Maeder

© Mike Wolff

Geschäftsführer André Maeder im Interview: Wie sich das KaDeWe neu erfindet

Bloß nicht auf den Märchenprinzen warten: Das KaDeWe will in den kommenden Jahren mehr als 300 Millionen Euro investieren. Und auch sonst hat Geschäftsführer André Maeder einiges vor.

Der Geschäftsführer der KaDeWe Group empfängt nicht im mondänen Kaufhaus des Westens, sondern in der Firmenzentrale einige hundert Meter weiter hinter dem Intercontinental Hotel. André Maeder erzählt entspannt von den umfangreichen Plänen der Gruppe, die in den nächsten Jahren rund 300 Millionen Euro in die Umstrukturierung ihrer drei Luxuskaufhäuser in Berlin, Hamburg und München investieren will.

Herr Maeder, lassen Sie uns über Luxus sprechen. Oscar Wilde sagte dazu: "Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Von allem nur das Beste."
Das trifft es gut. Ich glaube, dass Luxus etwas ist, was jeder für sich definieren muss. Ich glaube nicht, dass der Überbegriff für alle dasselbe bedeutet. Luxus ist das, was jeder sich leistet, gönnt oder auch rausnimmt, um sich glücklich und zufrieden zu fühlen.

Was bedeutet Luxus für Sie persönlich?
Im Alltag ist es schön, Zeit zu haben. Zum Nachdenken, zum Lesen, um sich inspirieren zu lassen. Luxus ist für mich auch, reisen zu dürfen, Neues kennenzulernen, egal, wo und wie, von den Bergen bis zu den Städten. Keine Luxusreisen, sondern das Reisen an sich ist mein Luxus.

Sie haben lange bei Harrods in London gearbeitet. Wie war es für Sie, nach Berlin zu kommen?
Berlin gehört für mich zu den Top Fünf der Welt, mit Paris und London zusammen zu den Top Drei in Europa. Ich war von 1995 bis 2002 in London, Berlin erinnert mich durchaus an diese Zeit. London war noch nicht so etabliert wie andere Großstädte, trotzdem auf dem Weg dahin: frech, sexy, lustig, aber auch seriös, schön, manchmal gediegen. So ist Berlin heute auch. Genau der Mix, den wir übrigens auch ins KaDeWe bringen.

Das KaDeWe steht bei vielen Berlinern gar nicht so sehr für Exklusivität, eher für eine Mischung aus luxuriösem Shoppen und täglichem Einkauf…
Stimmt, wir sind weder ein Haus, das reinen Luxus verkauft, noch sind wir ein alleiniger Nahversorger. Knapp 50 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Touristen, inklusive der Besucher aus dem restlichen Deutschland. Aber 50 Prozent unserer Kunden sind die Berliner. Der eine kauft sich sein Croissant auf dem Weg ins Büro, die nächste Besucherin ihre Beautycreme, und ein Tourist kauft sich eine Designertasche, die er exklusiv bei uns findet – wir können all diese Bedürfnisse in jeder Preislage abdecken.

Ist das Prinzip KaDeWe also ein zutiefst demokratisches?
Absolut. Wenn Häuser dieser Größe nur teure Produkte führen, funktionieren sie nicht und sind zudem langweilig. Unser Anspruch ist, das Exklusivste, das Schönste, das Lustigste zu bieten, was von diversen Marken da ist, aber eben für viele Geldbeutel und für viele Geschmäcker.

Spielen denn Kunden aus Asien und dem arabischen Raum eine große Rolle für die Umsätze im Luxussegment?
Ja, aber nicht mehr federführend. Wir haben zwar immer noch Prinzen oder Oligarchen als Kunden, die große Mengen an Luxusgütern einkaufen, aber vor allem auch viele ausländische Kunden aus der Mittelschicht. Es ist also nicht so, dass wir unbedingt auf den Märchenprinzen warten. [...]

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