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Frithjof Zerger will vor allem "konstruktiv" sein mit seiner Partei

© Lia Avant

Bundestagswahl 2017: Mit Hip Hop in den Bundestag

Er ist kein Rapper – aber der erste Direktkandidat von „Die Urbane – eine Hip-Hop-Partei“. Frithjof Zerger tritt in Kreuzberg an, wo die Zahl von Splitterparteien stetig wächst. Unser Blendle-Tipp.

Als er an einem Freitag Ende Juli den ungemütlichen Saal 484 verlässt, im vierten Stock des Wahlamtes Friedrichshain-Kreuzberg gelegen, breitet sich ein Kribbeln in seinem Bauch aus. Frithjof Zerger läuft beschwingt die Treppen hinunter und tritt durch die Eingangstür auf die dicht befahrene Frankfurter Allee, wo nach Tagen des Regens auf einmal wieder die Sonne scheint. Er denkt sich: „Ist das geil. Ich habe es geschafft.“

Doch keiner der vielen Menschen, die im Berufsverkehr an ihm vorbeieilen, bemerkt seine Hochstimmung. Es kennt ihn niemand, keiner weiß, dass er gerade amtlich als Direktkandidat der neu gegründeten Partei „Die Urbane – eine HipHop-Partei“ für die Bundestagswahl am 24. September zugelassen wurde.

Die Bürger auf der Frankfurter Allee ahnen nicht, dass dieser Frithjof Zerger, 48 Jahre alt und so unbekannt wie jeder andere hier, etwas Besonderes ist. Er gehört zu der wachsenden Zahl an Menschen, die sich in Kleinstparteien oder als Einzelkandidaten politisch engagieren. Zu denen, die „Lust auf Demokratie“ haben, wie er es ausdrückt, oder die denken, wie es der Generalsekretär der Partei, Rapper SirQlate, formuliert: „Scheiß aufs Meckern!“

Wie Eminem im Film „8 Mile“

Seit 2002 ist die Zahl der zugelassenen Parteien in Deutschland stetig gestiegen, von 24 auf nun 42. Und in Berlin, im Wahlkreis 83, der die Stadtteile Friedrichshain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg Ost umfasst, treten neben elf Parteien sogar noch sieben Einzelkandidaten an – das ist Rekord in Berlin und sagt nicht nur etwas aus über diesen Wahlkreis, sondern womöglich über den Zustand der Demokratie an sich.

Anfang September sitzt Frithjof Zerger in einem Café in der Kreuzberger Gneisenaustraße, vor ihm ein alkoholfreies Bier, und sagt, bald werde er mit seinen Mitstreitern ein „Wahlkampf-Ding“ in der U-Bahn drehen. Man wisse nur noch nicht so genau wie. Jedenfalls sei er „ready to battle“.

Es soll wohl so klingen, als würde er gleich wie Eminem in dem Film „8 Mile“ in irgendeinem engen Keller in Kreuzberg auf die Bühne steigen und den Wahlkampf mit einem politischen Pamphlet rocken. Aber Frithjof Zerger ist weder Rapper noch Hip-Hopper, er sieht eher aus wie George Clooney, auch wenn sein graumeliertes Haar weniger gestylt ist. Manchmal hat Zerger das Gefühl, er müsse „cool“ sein, wegen seiner Partei, dabei ist er an sich ein Mensch, den man automatisch sympathisch findet, weil er einfach nett ist. Seine sanfte Stimme ist nicht hip, klingt aber ...

Den vollständigen Text lesen Sie für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.

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