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© Ullstein

Heilstätten: Beelitzer Heilungsprozess

Der Verfall der geschichtsträchtigen Heilstätten in Beelitz scheint gestoppt: Das Gelände wurde verkauft. Eine Mischung aus Medizin und Wohnen soll entstehen.

Unkraut frisst sich durch die Steinplatten, Gestrüpp versperrt den Weg. Nach jahrelangem Verfall der ehemaligen Beelitzer Heilstätten gibt es jetzt neue Hoffungen für das riesige Areal. Der auf dem Gelände seit einiger Zeit wohnende Architekt Torsten Schmitz und ein Geschäftspartner haben 17 und damit fast alle leer stehenden Gebäude auf dem 75 Hektar großen bebauten Gebiet gekauft. „Wir wollen hier eine Mischung aus Medizin und Wohnen verwirklichen“, sagte Schmitz. Details und Angaben zum Kaufpreis wollte er nicht nennen. Er habe mit Insolvenzverwalter Gerrit Heublein Stillschweigen vereinbart. Heublein bestätigte den Abschluss des Kaufvertrages.

Seit Anfang 2001 stand das Gelände unter Zwangsverwaltung. Damals war Immobilienunternehmer Roland Ernst, der die Heilstätten 1995 gekauft hatte, pleite gegangen. Das lag weniger an dem Plan, auf dem von Wald umgebenen und günstig an der Bahnlinie zwischen Berlin und Dessau gelegenen Grundstück eine Gesundheitsstadt zu bauen. Die von ihm verkündete Investitionssumme von einer halben Milliarde Euro nahm sich im Vergleich zu den Bauvorhaben in der Berliner Friedrichstraße, in Leipzig oder Dresden geradezu bescheiden aus. Doch das Überangebot an Büroflächen in den Großstädten ließ das Projekt scheitern. Die Folge: Insolvenz.

Ministerien, BND, Unis: Niemand wollte nach Beelitz

Dabei ging es in Beelitz zwischen 1995 und 2000 noch gut voran. „Deutschlands größter Immobilienentwickler“, wie sich der 71-jährige Roland Ernst nannte, eröffnete eine neurologische Rehabilitationsklinik, ein Krankenhaus für Kinder und Jugendliche, eine Parkinson-Klinik, eine Langzeitpflegestation und eine Akademie zur Ausbildung von Pflege- und Gesundheitsberufen. Zwei Gaststätten, ein Hotel und Privathäuser folgten. Aber mehr als drei Viertel des größten Brandenburger Flächendenkmals lagen fortan brach. Nach Abzug des Wachschutzes stand es offen.

Der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) sprach immer wieder von der „intensiven Suche“ nach Investoren. „Die Heilstätten können nur als ganzer Komplex entwickelt werden.“ Dementsprechend wurden im Rathaus hinter vorgehaltener Hand große Namen als Interessenten gehandelt: die Bundesregierung mit mehreren Ministerien, das Brandenburger Landesbehördenzentrum, eine Privatuniversität, eine internationale Schule und zuletzt der Bundesnachrichtendienst. Doch der baut an der Chausseestraße, im Zentrum Berlins.

Jetzt ist Bürgermeister Wardin erleichtert, dass ein Käufer gefunden wurde. Beelitz bewirbt sich um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2013, bei der den Heilstätten eine zentrale Rolle zukommen soll. Die Gartenschauen in Luckau, Eberswalde und Rathenow zeigten, wie erfolgreich mit Einsatz von Fördermitteln alte Substanzen gerettet werden können.

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