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Nach der Pleite im ersten Relegationsspiel liegt Herthas Lewan Kobiaschwili enttäuscht auf dem Platz.

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Relegationsspiel in Düsseldorf: Schicksalstag für die Hertha

Beim zweiten Relegationsspiel in Düsseldorf entscheidet sich heute die Zukunft von Hertha BSC – und damit auch die von Ex-Düsseldorfer und Hertha-Manager Michael Preetz. Der tut sich schwer mit eigenen Fehlern.

Heute gibt es das letzte Saisonspiel. Ein Finale, in dem es für beide Mannschaften um alles geht. Die Anspannung wird, je näher es zum Anstoß geht, steigen. Die Spieler werden versuchen, gegen Düsseldorf ein gutes Spiel zu machen, an die guten Auswärtsleistungen anzuknüpfen und ihre Chance suchen. Am Ende müssen sie es auf dem Platz machen. Wichtig ist, dass sie um 20.30 Uhr die richtigen Dinge auf dem Platz machen. Da wird jeder zu einhundert Prozent wissen, um was es geht.

Es sind solche Sätze, eins zu eins wiedergegeben, an denen sich Michael Preetz zum Schlusspunkt der Saison entlang hangelt. Selbstverständlichkeiten, Offensichtliches, Banales, alles inhaltlich nicht falsch, aber dennoch so aussagelos wie die Fernsehanalysen der Wahlverlierer in NRW. Und dennoch: Bei Preetz verbirgt sich dahinter die Sorge, um den Verein, aber vor allem auch um sich selbst.

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Der Manager von Hertha BSC starrt während solcher Aussagen immer wieder nach unten, auf seine Hände, mit denen er Allgemeinplätze zu kneten scheint. Dahinter verschanzt der Mann seine Emotionen. Denn es geht um eine Menge für ihn: Wird zum zweiten Mal in drei Jahren eine von ihm zusammengestellte Mannschaft absteigen? Wie wird es danach für ihn in Berlin weitergehen?

Im Falle eines Abstieg hätte Preetz ihn zu verantworten und müsste den Mitgliedern einiges erklären. Wird Präsident Werner Gegenbauer ihn weiter stützen können? Wird Preetz bei seiner Ankündigung bleiben, darum zu kämpfen, seinen bis 2014 laufenden Vertrag zu erfüllen?

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Das Schicksal hat es so gewollt, dass ein großer Teil der Antworten auf diese Fragen mit dem Ausgang eines Spieles zu tun hat, das in Preetz’ Geburtsstadt stattfindet. Vor fast 45 Jahren in Düsseldorf geboren, in der Altstadt aufgewachsen, Balljunge bei der Fortuna und später Profi. Der Präsident des Vereins, Peter Frymuth, trainierte den jungen Stürmer in der Kreisauswahl der C-Jugendspieler. Zwei Stunden, nachdem Hertha es in die Relegation geschafft hatte, bestellte Preetz bei Frymuth Karten, um die Fortuna zu beobachten.

Die Drähte sind noch kurz in die alte Heimat, aber Preetz sieht sich als Berliner. „Die persönliche Note spielt keine Rolle, dafür ist das Spiel zu wichtig für Hertha BSC“, sagt Preetz, fast beschwörend. Wie es in ihm aussieht, will er nicht zeigen. Der frühere Publikumsliebling, mittlerweile längst beim eigenen Anhang in der Kritik, umschmeichelt lieber die Fans: „Sie haben es verdient, dass Hertha BSC nächstes Jahr in der Bundesliga spielt.“ Und er?

Was aus dieser Saison bleibt? Unglückliche Eindrücke

Allein auf weiter Flur. Im Falle eines Abstiegs würde es bei Hertha BSC wohl einsam werden um Michael Preetz.
Allein auf weiter Flur. Im Falle eines Abstiegs würde es bei Hertha BSC wohl einsam werden um Michael Preetz.

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Es bleiben unglückliche Eindrücke zurück aus dieser Saison, egal wie es ausgeht. Die wenig souverän moderierte Trennung von Markus Babbel. Der Nachfolger Michael Skibbe, der nur 51 Tage blieb und ebenfalls im Unfrieden schied. Preetz’ Interview mit sich selbst sprach für sich selbst. Und nacheinander die Trainer Michael Skibbe und Otto Rehhagel zu verpflichten, darauf wäre nicht jeder gekommen.

Aber Preetz, der sechs Jahre hinter Dieter Hoeneß auf seine Chance als Verantwortlicher wartete, will nicht so schnell aufgeben. Das zeichnete ihn schon zu Beginn seiner Spielerkarriere aus. „Er kam damals vom Gymnasium zum Profi-Training und machte nebenher sein Abitur“, erinnert sich Aleksandar Ristic, der Preetz in seinen Anfangsjahren in Düsseldorf trainierte. „Das war nicht einfach, denn ich war ein harter Trainer.“ Preetz habe dabei wegen seiner Körpergröße von 1,92 Meter Koordinationsprobleme gehabt.

In Bildern: Hertha und die Eigentore

Es sei ihm daher zunächst schwer gefallen, sich gegen manndeckende Zweitligaverteidiger durchzusetzen. „Er war ein schlauer Junge, aber auch sehr emotional“, sagt Ristic. „Man hat gesehen, dass es für ihn nicht leicht war, wenn er nicht spielte oder einen Fehler machte.“ Irgendwann habe er der starken Konkurrenz wegen sein Glück woanders gesucht. Er fand es spät in Berlin, wo er Rekordtorschütze und Nationalspieler wurde.

Bis heute leidet er auf der Trainerbank mit, als stünde er selbst auf dem Feld. Und mit eigenen Fehlern tut er sich immer noch schwer. Der Eindruck des Aufstiegsjahres, in dem ihm gutgeschrieben wurde, Hertha näher an Berlin gebracht zu haben, ist verblasst. Dass der Verein aufrief, am Sonntag zum Training zu kommen und keine 100 Menschen kamen, spricht Bände. „Die Mannschaft braucht die Unterstützung in den Spielen“, sagt Preetz nun. Er will sich nicht aus der Reserve locken lassen, die Fassung wahren.

Dass die Düsseldorfer schon nach dem Hinspiel auf dem Flughafen feierten und angeblich eine Aufstiegsparty mit den Toten Hosen planen – das muss doch eine Motivation sein? Preetz schaut auf seine Hände, ob dort ein Allgemeinplatz versteckt ist. Und blickt dann hoch und sagt: „Ja, das kann man so sehen.“

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