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Das „Rotblinken“ hat sich bei einem Test für Verbesserungen an Fußgängerampeln in Berlin am besten bewährt.

© Mike Wolff

Verkehr in Berlin: Blinklicht soll Ampeln fußgängerfreundlicher machen

Viele Ampelphasen sind zu kurz. Das „Rotblinken“ soll die Sicherheit erhöhen, doch ein Test blieb folgenlos. Jetzt drängt der Senat auf eine bundesweite Initiative.

Der Senat will die viel kritisierten Ampelschaltungen fußgängerfreundlicher machen. Ein Blinken vor dem Umschalten auf Rot soll signalisieren, dass die Ampel in wenigen Sekunden umspringt. So bleibt Fußgängern Zeit, die Straße ohne Gefahr zu überqueren – und wartende Autofahrer können erkennen, dass der Fußgänger schon bei Grün die Fahrbahn betreten hat. Zuletzt hatten Tagesspiegel-Leser, wie berichtet, in großer Zahl bemängelt, dass die Grünphasen für Fußgänger häufig zu kurz seien und es dadurch zu gefährlichen Konfrontationen mit Autofahrern komme.

Um das „Rotblinken“ einführen zu können, müsste allerdings die Straßenverkehrsordnung (StVO) geändert werden, teilte die Senatsverkehrsverwaltung auf Anfrage mit. Zuständig dafür ist der Bund. Der Senat wolle dem Bundesverkehrsministerium deshalb empfehlen, Modellversuche zu initiieren und das „Rotblinken“ bundesweit auszuprobieren. Aus dem Haus von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gab es dazu auf eine Tagesspiegel-Anfrage keine Stellungnahme.

"Rotblinken" ist für Fußgänger die sicherste Variante

Berlin hat den Test schon hinter sich. Mit einer Ausnahmegenehmigung hatte das Land 2012 einen zweijährigen Modellversuch mit unterschiedlichen Ampelschaltungen gestartet: Ein „Countdownsignal“ in Form eines symbolisierten Zebrastreifens, der sich langsam aufbaute, zeigte die Zeit an, in der Fußgänger die Fahrbahn noch sicher räumen können. Beim ersten Aufleuchten des Zebrastreifens darf die Straße nicht mehr betreten werden.

Im Test waren auch „Grün-“ und „Rotblinken“. Beim grünen Versuch blinkten die letzten drei Sekunden, in denen die Fußgänger noch auf die Straße durften. Das „Rotblinken“ begann unmittelbar nach dem Grün. Die Straße sollte dann nicht mehr betreten werden.

Zum Versuch gab es unter anderem Befragungen von Fußgängern, Videoaufzeichnungen und Verkehrszählungen. Zudem wurde nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung das Unfallgeschehen betrachtet. Dabei habe sich herausgestellt, dass das „Rotblinken“ die für Fußgänger sicherste Variante sei. Die wahrgenommene Verbesserung und das Sicherheitsempfinden hätten dafür den Ausschlag gegeben, heißt es in der Kurzfassung der Auswertung. Der Abschlussbericht sei derzeit in der „Endredaktion“ und werde dann dem Bundesverkehrsministerium mit der Bitte um weitere Versuche in anderen Städten übermittelt, sagte der Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Martin Pallgen.

Fußgänger haben auch noch eine "Räumzeit" für das Verlassen der Fahrbahn

Nach dem Ablauf der für zwei Jahre geltenden Ausnahmegenehmigung seien die blinkenden Ampeln wieder auf die herkömmlichen Anzeigen umgestellt worden. Die „Countdownampeln“ würden bei Instandsetzungsarbeiten an den Ampelanlagen in den nächsten Jahren außer Betrieb genommen.

Dass es Konflikte zwischen abbiegenden Autofahrern und parallel dazu laufenden Fußgängern gibt, bestätigt bereits der vorliegende Kurzbericht. Häufig bedrängen Autofahrer Fußgänger, sobald deren Ampel auf Rot springt. Für die Fußgänger gilt aber auch noch eine „Räumzeit“ für das Verlassen der Fahrbahn, die von Autofahrern ebenfalls beachtet werden muss.

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Ein weiteres Problem sind Ampelschaltungen an Straßen mit einem Mittelstreifen. Häufig reicht die Grünzeit zusammen mit der Räumzeit nicht, um die gesamte Straße überqueren zu können. Der Komfort für den Fußverkehr könne spürbar erhöht werden, wenn man die Wartezeiten verringert, heißt es im Kurzbericht weiter. Bisher hat die Verkehrslenkung Berlin längere Grünphasen für Fußgänger, wie berichtet, meist abgelehnt.

Die Planer haben die Schaltung so berechnet, dass Fußgänger mit einer Gehgeschwindigkeit von exakt 1,2 Meter in der Sekunde zwei Drittel des Weges bei Grün schaffen, wenn sie nach dem Umschalten sofort losgelaufen sind. Die tatsächliche Grünphase dauere häufig sogar wesentlich länger, sagte Pallgen. Zudem seien die Schaltphasen in Berlin überdurchschnittlich kurz, die Wartezeiten bei Rot deshalb relativ gering.

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