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Wiedereröffnung des Zoo-Palasts: Standing Ovations gleich zu Beginn

Knapp drei Jahre lang mussten Kinogänger auf die Wiedereröffnung des Zoo-Palasts in der City West warten. Das hat sich gelohnt. Rund 850 Gäste folgten der Einladung - wohl auch wegen Liselotte Pulver, der Hauptperson des Abends.

„Von Liebe reden wir später.“ Gern, aber... „Hokuspokus.“ Ja, natürlich.... „Zeit zu leben und Zeit zu sterben.“ Das auch. „Dann mein dritter Spessart-Film.“ Einmal angetippt, und schon sprudelt es aus Liselotte Pulver heraus: Filme, die sie in Berlin drehte, deren Premieren sie hier feierte, wie 1957 die „Zürcher Verlobung“, der erste Film im Zoo-Palast. „Mein 15. Film.“ Na, wenn sie sich da mal nicht verrechnet hat. „Gefiebert haben wir damals:Wie kommt er an?“ Denn man sei sich damals ganz und gar nicht sicher gewesen, ob es ein Erfolg wird.

Ein großer Abend

Was für ein Abend! Die Eröffnung des Zoo-Palasts an diesem vernieselten Mittwochabend hat noch gar nicht begonnen, die Prominenten schieben sich erst herein, bevölkern langsam das Foyer, jetzt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Iris Berben soll auch schon da sein, Romy Haag und dieser und jene. Und da steht sie doch tatsächlich vor einem, ganz in Türkis, Lilo Pulver, 84 Jahre alt, an sich die Hauptperson des Abends, später immer wieder beklatscht, mit Standing Ovations gleich zu Beginn, als sie von der Bühne aus begrüßt wird. Der „Abendschau“ stand sie schon Rede und Antwort, Radioreportern hat sie in die Mikrofone diktiert, dass es ja „wie in alten Zeiten“ sei, dass die Menschen offenbar wieder massenhaft ins Kino strömen. Auch zu künftigen Filmplänen musste sie antworten, die es doch gar nicht mehr gibt. „Man hat schon Lust dazu, aber es gibt ja kein Drehbuch, und ich wüsste nicht mit wem.“

All dies ist für alle bestimmt, aber jetzt, gegenüber dem Tagesspiegel, liegt ihr eines besonders am Herzen: Man habe sie doch angerufen neulich, hatte ein Anliegen zur Eröffnung des Kinos. Aber dann habe sie die Telefonnummer in ihren Aktenkoffer gesteckt und den irgendwo stehen gelassen. „Bitte richten Sie Ihrer Kollegin aus, dass es mir leid tut. Es lag nur am Aktenkoffer.“ Aber gern, Frau Pulver. Ein gelungener Abend also mit rund 850 Gästen, schon wegen Lilo und auch sonst. Die übliche Berliner Premierenmischung, nur feiner gekleidet als sonst. Wenn sie wollen, können sie. Auch das Programm schon am Anfang kurzweilig, heiteres Filmeraten nach den Melodien von Joja Wendt, Pianist mit komischem Talent. Erst „As Time Goes by“, dann „Hatari“, und jedesmal gibt es ein Küsschen von Moderatorin Collien Ulmen-Fernandez, wenn auch nur keusch auf die Wange.

Historisches Filmchen mit Lilo Pulver

Ein historisches Filmchen gab es auch, natürlich wieder mit Lilo, wie sie 1957 zur Eröffnung des Zoo-Palasts das Band durchschnitt. Und Reden wurden gehalten, die manchmal hätten kürzer ausfallen können. Nicht jeder ist ein Entertainer wie Berlinale-Chef Dieter Kosslick, der den echten Berlinale-Bären von 1951 dabeihatte und gleich wieder mitnahm. Klaus Wowereit musste die erwartbaren Witzeleien zum BER überstehen, und Hans-Joachim Flebbe, künftig Herr im Hause, wurde mit Lob von allen Seiten überschüttet und durfte von Kosslick den roten Berlinale-Regisseursschal und von Jürgen Büllesbach, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des Bauherrn Bayerische Hausbau, eine Titelseite der „Filmwoche“ von 1919 zum Start des Ufa-Palasts am Zoo sowie ein Plakat der „Zürcher Verlobung“ von 1957 entgegennehmen. Die gab es später auch noch zu sehen.

Nun war wieder ein Band zu durchschneiden. Wer wäre dafür prädestinierter gewesen als Lilo Pulver? Auch 1994, als das Kino schon einmal runderneuert wurde, war sie dabei, noch mit Paul Hubschmid und Bernhard Wicki, ihren Partnern von 1957. Diesmal wurde ihr von Matthias Schweighöfer assistiert, sie machte schnipp und das Haus war eröffnet, mit all seinen Möglichkeiten. Regengüssen auf der Bühne etwa, und dazu „I’m singin’ in the rain“. Noch später konnte man zwischen drei Filmen wählen, „Fack ju Göhte“, „ Tribute von Panem“, „Das kleine Gespenst“. Welchen sie sich gern ansehen würde, wurde Lilo Pulver gefragt. Sie musste sie nicht lange überlegen: „Das kleine Gespenst“.

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