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Karl-Georg Wellmann und Thomas Heilmann müssen noch mal gegeneinander antreten.

© Nandor Hulverscheidt

Update

Wellmann gegen Heilmann: Berlins Südwest-CDU einigt sich nicht auf Bundestagskandidaten

Eine Marathonsitzung der CDU Steglitz-Zehlendorf endet im Patt: Karl-Georg Wellmann und Thomas Heilmann bekommen jeweils 245 Stimmen. Überraschend kandidierte auch eine Frau.

Von Sabine Beikler

Der Gewinner sollte am Mittwoch um kurz vor Mitternacht feststehen. Aber das Ergebnis verblüffte alle anwesenden Mitglieder: Es gab nach elektronischer und manueller Auszählung ein Patt zwischen Thomas Heilmann und Karl-Georg Wellmann von 245 zu 245 Stimmen bei zwei Nein-Stimmen bei der Wahl zum Bundestagskandidaten der CDU in Steglitz-Zehlendorf. Nach einer Debatte, wie nun weiterverfahren werden soll, stimmten um 0.20 Uhr die noch anwesenden Mitglieder mit großer Mehrheit für den Abbruch der Versammlung.

Wann der nächste Termin zur Wahl des Wahlkreiskandidaten und der Delegierten zur Landesvertreterversammlung stattfinden wird, ist offen. Für die Fortsetzung ihrer Versammlung muss die Südwest-CDU eine Ladungsfrist von zwei Wochen einhalten. Bei einer neuen Zusammenkunft beginnt direkt und ohne weitere Aussprache der neue Wahlgang. Der Wahlkreiskandidat muss bis zum 25. März feststehen.

Ob der Bundestagsabgeordnete Wellmann, der seit 2005 drei Mal das Direktmandat im Südwesten errungen hat, oder der Berliner Parteivize, Ex-Senator und Kreisvorsitzende Thomas Heilmann gewinnt, sollte ein zweiter Wahlgang entscheiden. Im ersten Anlauf wurden 555 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf Wellmann 259, auf Heilmann 257 und auf die dritte Kandidatin Katharina von Falkenhayn 37 Stimmen bei zwei Enthaltungen.

Falkenhayn, 45, Referentin für Frauenpolitik in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bewarb sich überraschend. Die promovierte Philosophin hatte sich kurzfristig entschieden. „Mir ist der politische Wettbewerb der Ideen wichtig. Ich stehe für Sacharbeit und Inhalte. Die Berliner CDU braucht frischen Wind, deshalb sind personelle Alternativen gut“, sagte Falkenhayn dem Tagesspiegel. Sie sei von Parteifreunden motiviert worden, sich zu bewerben. „Als berufstätige Mutter von zwei Kindern bin ich nah an den Alltagsthemen der Menschen dran.“ Aber durchsetzen konnte sie sich letztlich nicht. Auch die Frauenunion wusste vorher nichts von ihrer Kandidatur.

Im mit 2200 Mitgliedern größten Kreisverband der Berliner CDU waren am Mittwochabend alle im Bezirk wohnenden Mitglieder aufgerufen, ihren Wahlkreiskandidaten zu wählen. 600 Parteimitglieder kamen gegen 19 Uhr in die Aula der John-F.-Kennedy-Schule in Zehlendorf. In einer Vorstellungsrunde war Falkenhayn für einen Neuanfang und eine Familienpolitik ohne Bevormundung. Wellmann hob hervor, was er für den Bezirk tun werde und forderte, die CDU müsse wieder zur Geschlossenheit finden. Heilmann sagte, er wolle sich im Bund für innere Sicherheit einsetzen und betonte, den „Charme des Konservativen“ neu entfachen zu wollen.

Nach der Vorstellungsrunde kamen etwa 30 Wortmeldungen von Mitgliedern. Die hatten kaum Fragen an die Kandidaten, sondern sprachen sich mal für Wellmann, mal für Heilmann, mal für Falkenhayn aus. In dem über eineinhalb Stunden andauernden Ping-Pong-Spiel zwischen den Wellmann- und den Heilmann-Anhängern war eine leichte Tendenz zugunsten von Heilmann zu erkennen.

Wellmann will für Vorsitz des Kreisvorstands kandidieren

In diesem Jahr werden turnusmäßig auch die Kreisvorstände gewählt. Wellmann hatte am Abend angekündigt, dass er bereit sei, für den Vorsitz zu kandidieren. Vorausgesetzt, er trete als Direktkandidat im Südwesten an. Der bisherige Kreisvorsitzende Thomas Heilmann wird wohl erneut kandidieren, sollte er die CDU in Steglitz-Zehlendorf im Wahlkreis vertreten.

Drei für Steglitz-Zehlendorf. Bei der CDU bewarben sich Karl-Georg Wellmann, Thomas Heilmann und Katharina von Falkenhayn.
Drei für Steglitz-Zehlendorf. Bei der CDU bewarben sich Karl-Georg Wellmann, Thomas Heilmann und Katharina von Falkenhayn.

© Nándor Hulverscheidt, Baris Cihan/promo

Wer letztlich als Wahlkreiskandidat nominiert wird, erhebt wohl auch Anspruch auf einen guten Platz auf der Landesliste. Diese wird auf einer Landesvertreterversammlung am 25. März festgelegt. Und der Kampf um die besten Plätze ist in der Landes-CDU schon munter im Gange.

Henkel und Grütters wohl auf vorderen Plätzen

Am Dienstagabend setzte sich, wie berichtet, im Kreisverband Mitte der Ex-Parteichef und Ex-Senator Frank Henkel gegen den Bundestagsabgeordneten Philipp Lengsfeld durch. Henkel, der auch CDU-Kreisvorsitzender in Mitte ist, will als Wahlkreiskandidat auch für einen vorderen Listenplatz kandidieren. Mitte ist neben den starken Kreisverbänden im Westen der Stadt einer der wichtigsten: Ost-West und dazu im Regierungsviertel. CDU-Parteimitglieder aus Mitte werden sich wohl andere Kreisverbände als Verbündete suchen, um ihrem Kandidaten Henkel einen vorderen Listenplatz zu sichern.

Die CDU-Landesvorsitzende und Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, ist auf Platz eins gesetzt. Da die aktuellen Umfragewerte für die Berliner CDU aktuell bei nur 21 Prozent liegt, würde es nur noch für sechs Mandate im Bundestag reichen. Mit einem Listenplatz fünf soll zumindest die bisherige Neuköllner Bundestagsabgeordnete Christina Schwarzer abgesichert werden.

In der laufenden Legislaturperiode ist die Berliner CDU mit neun Abgeordneten im Parlament vertreten – und alle neun CDU-Politiker wollen wohl auch wieder in den Bundestag: Neben Schwarzer, Grütters und Wellmann, der noch mit Heilmann um die Kandidatur ringt, sind das Kai Wegner (Spandau), Frank Steffel (Reinickendorf), Jan-Marco Luczak (Tempelhof-Schöneberg), Klaus-Dieter Gröhler (Charlottenburg-Wilmersdorf) und Martin Pätzold (Lichtenberg). Auch Gottfried Ludewig aus Pankow will dem Vernehmen nach auf die Landesliste.

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