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Was zockst du? Heute kennen schon Achtjährige den Gamer-Jargon.

© dpa

Was macht die FAMILIE?: Tacken und fernschimmeln

Wie eine Mutter die Stadt erlebt. Fatina Keilani probiert an ihren Kindern angebliche Jugendwörter aus.

Von Fatina Keilani

Na, dann wollen wir mal einen Gesprächsversuch mit dem Nachwuchs starten. „Wisst ihr, was fermentieren ist?“ „Nö, was soll das sein?“ „Hier steht: kontrolliertes Gammeln. Angeblich sagen Jugendliche das.“ „Sagen wir nicht.“ „Es wird nämlich jetzt das Jugendwort des Jahres gesucht, 30 Begriffe sind in der Endauswahl, und die wollte ich jetzt mal an euch ausprobieren. Was ist mit gefresht?“ „Nee, höchstens fresh.“ „Und was heißt das?“ „Das heißt gut.“ „Hat es mit trinken zu tun?“ „Nein.“ „Angeblich soll es bedeuten, dass man keinen Durst hat.“ „Nein.“ „Sagt ihr wenigstens Nicenstein?“ „Nee, aber das gibt es.“

Tja, der Diskurs mit vier Kindern im Alter zwischen acht und zwölf kann zäh sein, doch bei aller Coolness ist nun etwas Neugier geweckt. „Was für Wörter sind da noch?“ „Fernschimmeln.“ „Was ist das?“ „Mal woanders chillen als sonst.“ „Nicht schlecht, aber sagen wir nicht.“ „Was ist mit GEGE?“ „Das heißt GG“, sagt der Kleinste. „Das sagen Gamer, gutes Spiel, good game. Aber das schreibt man ohne E. Das spricht man dschidschi.“

Keine Chance mehr, ins Bad zu kommen

Sieh an, was er alles weiß. Vielleicht sollte ich mal schauen, was er so zockt. „Ich glaube, du zockst zu viel.“ „Boah Muttern, chill mal!“ „Das höre ich zwar ständig, aber es steht nicht auf der Liste. Aber da steht noch Napflixen, kennt ihr das?“ „Nee, aber wann kriegen wir endlich Netflix?“ „Äh, und dann steht da noch … zum Beispiel looten, ähm, vom englischen Wort für Beute, das soll wohl einkaufen heißen.“ „Einkaufen heißt bei uns shoppen.“

Einige Tage später setzen wir das Gespräch fort: „Gewonnen hat übrigens ,I bims‘“, sage ich. „Das kennen wir und sagen wir auch manchmal.“ „Na, immerhin hat ein Wort gewonnen, das auch benutzt wird. Das schien ja schon unwahrscheinlich zu sein.“ Dann der Zwölfjährige: „Aber dieses Wort hat einer erfunden, der YouTuber Phil Laude, das ist also künstlich.“ Laut Internet hat aber vor allem ein Typ mit Brille und Pappnase, der sich Willy Nachdenklich nennt, die „vong-Sprache“ erfunden, und zu dessen erweitertem Wirkungskreis gehört wohl auch „I bims“, das zudem laut „Süddeutscher Zeitung“ als Wortmarke eingetragen ist.

In meiner kleinen Umfrage hatte ich nur einen Fehler gemacht. Ich hatte auch nach „tacken“ gefragt. Es bedeutet, auf dem Klo zu sitzen und … äh … dabei Textnachrichten zu schreiben. Kannte keiner. Und jetzt – kennen es alle. Und benutzen es auch. Ins Bad kommt man jetzt noch seltener als vorher.

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