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Darauf fliegen Kinder. Das Deutsche Technikmuseum mit seinem Wahrzeichen, einem Rosinenbomber.

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Was macht die Familie?: Das Technikmuseum - der Joker fürs Familienwochenende

Wenn dem Autor unserer Vaterkolumne als Programmpunkt nichts mehr einfällt, spielt er einen Trumpf aus - und geht ins Technikmuseum.

Früher habe ich mir manchmal ausgemalt, wie ich gerne als Vater wäre. Mir fielen dann furchtbar viele sensationelle Dinge ein, die ich machen würde. Ich würde die Bauweise des Papierfliegers revolutionieren, selbst geschriebene Gute-Nacht-Geschichten vorlesen und den Nachfolger der Cupcakes backen, der sich in Kreuzberger Szenebäckereien in Windbeuteleile durchsetzt. Jetzt ist mein Sohn gerade vier geworden und ich habe nicht mal eine Laubsägearbeit hingekriegt. Bei meiner Kreativität ist noch dermaßen viel Luft nach oben. Ich beruhige mich manchmal damit, dass man als Vater eben auch seine Standards haben darf. Die Nudeln mit Tomatensoße unter den Programmpunkten. Ein Trumpf, der immer sticht. Bei schlechtem Wetter. Oder schlechter Laune.

Für mich ist das unter anderem das Technikmuseum. Darauf können sich mein Sohn und ich wirklich jedes Mal verlassen. Wenn wir zu viele Dampflokomotiven gesehen haben, machen wir eben bei den Schiffen weiter. Wenn wir da durch sind, dann sind die Flugzeuge dran. Das Technikmuseum gibt einem das Gefühl, nie fertig zu sein und dass gleich um die Ecke das nächste Riesending wartet, das sich im Idealfall noch per Knopfdruck bewegen lässt und dazu Geräusche macht. Für einen verregneten Sonntag ist das nicht das Schlechteste.

Im Technikmuseum kann mein Sohn jedenfalls in wenigen Minuten vom Lokführer im ICE zum Piloten werden und darauf zum Steuermann eines mittelalterlichen Handelsschiffs. Ich will das Museum aber auch nicht besser machen, als es ist. Das hier soll ja eine journalistische Kolumne sein, da muss man auch mal knallhart die Missstände aufdecken. Ich muss einräumen, dass sich die des Museums und meine eigenen Schwächen leider ergänzen. Das Museum erklärt an vielen Stellen Technik einfach zu wenig. Und ich komme dort oft auch nicht weiter. Wenn ich mit meinem Sohn gleich im Eingangsbereich vor dem riesigen Rad einer Dampfmaschine stehe und er erst „Was ist das?“ und nach meiner Antwort noch zweimal „Warum?“ fragt, würde ich mir das schnelle Eingreifen der modernen Museumspädagogik wünschen. Wenn ich stattdessen noch etwas von der danebenstehenden Tafel vorlese, bekomme ich nur noch mehr Warums zu hören.

Ich suche dann oft nach Geschichten, die das Museum erzählt, zum Beispiel die der chinesischen Dschunke Tek Sing, die 1822 gesunken ist und von der 1999 hunderttausende Geschirrteile mit chinesischem Porzellan geborgen wurden. Was meinem Sohn beim letzten Mal am besten gefiel? „Der Mann mit der Musik.“ Es war ein Dudelsackbläser, der im Park gegenüber vor sich hin spielte.

Deutsches Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, Berlin-Kreuzberg. Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 9 bis 17.30 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr. Kinder unter sechs Jahre haben freien Eintritt.

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