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Blühende Landschaften: Am Gründonnerstag öffnet die IGA in Marzahn ihre Tore.

© Kitty Kleist-Heinrich

Von der "Berliner Gartenschau" zur IGA: Als Marzahn zum ersten Mal aufblühte

1987 wurde die „Berliner Gartenschau“ in Marzahn eröffnet. Die DDR zeigte: der Osten kann auch gärtnern. 30 Jahre später beginnt am gleichen Ort die internationale Gartenschau.

Es gab einen Naturlehrpfad und einen Streichelzoo, zwischen Bäumen und Sträuchern standen Märchenfiguren, Hauptattraktion waren die tanzenden Fontänen unter einem Zeltdach. 1987, zur 750-Jahrfeier der Stadtgründung, wurde die „Berliner Gartenschau“ in Marzahn eröffnet. Die DDR-Führung wollte zeigen, dass auch der Osten gärtnern kann und so was wie die Bundesgartenschau in Britz (1985) allemal in den Schatten stellt. Der Eintritt war mit einer Ostmark vergleichsweise günstig.

Die historische Ironie, dass 30 Jahre später am gleichen Ort eine „Internationale“ Gartenschau beginnt, ist überdeutlich. Doch den Machern der IGA ist das keine Zeile wert. Dort reicht die Erinnerung nur bis zur Umbenennung der Gartenschau in „Erholungspark Marzahn“ 1991, nach einem Umbau der Parkanlage.

Neun Jahre später dann die zweite Umbenennung in „Gärten der Welt“. Als erste von neun Gartenanlagen entstand 2000 der Chinesische Garten, mit 2,7 Hektar angeblich die größte chinesische Gartenanlage in Europa. Der eigentliche Name ist „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ und soll an die Wiedervereinigung der Stadthälften erinnern. Die Planung bezahlte die Stadt Peking, als Geschenk an ihre Partnerstadt Berlin. Sämtliche Materialien stammen aus China, der gesamte Bau wurde von Facharbeitern aus Peking ausgeführt.

Englischer Garten wird mit der IGA eingeweiht

Die Verdoppelung der Fläche der Gärten der Welt von 21 auf 43 Hektar ist bereits seit Langem geplant, doch solche Projekte, gefördert im Wesentlichen aus dem EU-Haushalt, haben eine lange Vorlaufzeit. 2010 erwarb der Senat 22 Hektar für die geplante Erweiterung, doch einen konkreten Zeitplan für die Realisierung gab es noch nicht. Als mit den Protesten gegen die Pläne für einen Landschaftspark auf dem Tempelhofer Feld auch die dort angesiedelte IGA ins Wanken geriet, hatte der Senat den rettenden Gedanken, die IGA mit der Erweiterung der Gärten zusammenzulegen. Die Marzahner fühlten sich geschmeichelt, die Tempelhofer und Neuköllner durften ihr Feld unbeschadet von weiteren Planungen für Sport und Guerilla-Gärtnern in Beschlag nehmen. Bis auf einige Naturschützer vor Ort gab es wenig Kritik, auch in den Parteien ist die Standortwahl kaum strittig. Die IGA soll helfen, die tief sitzenden Vorurteile über den Plattenbaubezirk zu zerstreuen.

Mit der IGA–Eröffnung wird zugleich der zehnte Garten der Welt eingeweiht: der Englische Garten mit einem reetgedeckten Cottage als zentralem Bauwerk, Obstwiese, Rosengarten und natürlich perfektem englischen Rasen. Neu ist auch das Amphitheater mit 5000 Plätzen als modernes Pendant der Waldbühne in Charlottenburg. Die „Promenade Aquatika“ mit ihren Kaskaden und Silhouetten ergänzt die vielen Wasserspiele in den Gärten. Die vergleichsweise kleinen „Gartenkabinette“, gestaltet von Landschaftsarchitekten aus fünf Kontinenten, sind Visionen einer künftigen Gartengestaltung. Erhalten bleiben wird auch das zentrale Besucherzentrum am Eingang Blumberger Damm.

Nach der IGA werden die Gärten der Welt endgültig zu den bewährten Berliner Sehenswürdigkeiten zählen. Die lange Anfahrt aus dem Stadtzentrum sollen auch Gäste in Kauf nehmen, die nur ein paar Tage für die Hauptstadt Zeit haben. Sie passen perfekt ins neue Leitbild des Berlin-Tourismus: Stadtverträglich und nachhaltig soll er sein, was nur funktioniert, wenn die ausgetretenen Pfade zwischen Ku’damm und Alexanderplatz durch Besucherziele außerhalb der Innenstadt entlastet werden.

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