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Symbol des Kiez-Protestes. Die Cuvrybrache wurde 2014 wurde geräumt. Kurze Zeit später übermalten Berliner Künstler die berühmten Graffiti des Street-Art-Künstlers Blu – mit dessen Einverständnis.

© Thilo Rückeis

Umstrittene Cuvryhöfe in Berlin-Kreuzberg: Hallo, Cuvrybrache - ist da wer?

Beste Ecke in Kreuzberg: Das berühmte Camp ist seit zwei Jahren Geschichte. Der Senat sagt nun: „Bis zum Winter hat der Investor noch Zeit, dann …“.

Der Anruf bei Terra Contor endet nach wenigen Sekunden. „Wir geben dazu keinen Kommentar ab“, sagt eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. Das Unternehmen gehört dem Münchener Investor Artur Süßkind, er ist Eigentümer der Cuvrybrache in Kreuzberg, die vor gar nicht so langer Zeit mal im Mittelpunkt stand und „Favela“ genannt wurde. Passiert da eigentlich was?

Im März sind die Bebauungspläne („Cuvryhöfe2“) auf dem Gelände gescheitet. Auf dem Grundstück in bester Lage zwischen fensterlosen Brandwänden und der Spree wächst Gras über die Geschichte. Auch aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung heißt es lediglich, man warte darauf, dass der Investor anfängt zu bauen. „Bis zum Winter hat er Zeit, dann wird die Baugenehmigung nicht mehr verlängert“, sagt der Sprecher Martin Pallgen.

Symbol für Berlins Baupolitik

Unweit dem Schlesischen Tor, umgeben von Clubs, Bars und Cafés, standen auf dem Brachland bis 2014 Zelte und Wellblechhütte. Darin hausten Obdachlose, Aussteiger und Idealisten, die mit dem ganzen „Geld-Scheiß“, wie es eine ausdrückte, nichts zu tun haben wollten. Nach der Räumung durch 120 Polizisten im September 2014 muss das Gelände bewacht werden, damit es sich die damaligen Bewohner nicht zurückholen. Wochenlang gab es kein anderes Thema: Die einen wollten die „Freie Cuvrybrache“ retten, andere waren froh, dass das Müll- und Schnapslager endlich aufgeräumt wurde. Die berühmten Graffiti an der Wand wurden durch einen Mittelfinger auf schwarzem Grund ersetzt.

Der Investor plante dort 250 Luxuswohnungen, Büros und Läden, der Senat wollte einen Uferweg, eine Kita und 25 Prozent Sozialwohnungen. Die geforderte soziale Infrastruktur war dem Artur Süßkind aber zu viel. Süßkind wollte die Quote von 25 Prozent Sozialwohnungen nicht erfüllen, mehr als zehn Prozent sei nicht drin, hieß es. Es ist bereits der dritte Bauplan für die Cuvrybrache, der seit den 90ern gescheitert ist.

Vor den Nullerjahren war das Grundstück zwischen Cuvrystraße und Schlesischer Straße lediglich eine leere Fläche, als in Kreuzberg Baugrund noch einfach vergessen wurde. Als mit dem Investorenprojekt Mediaspree das Spreeufer bebaut werden sollte, regte sich Widerstand im Kiez. Die Cuvrybrache wurde über die Jahre zum Symbol des Protests. Seit der Räumung ist es vor allem ein Symbol für Berlins Baupolitik.

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