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Das kleine Stadion der Köpenicker ist stets gut besucht, der Klub will gern nach oben und seine Arena bis 2020 ausbauen.

© imago/foto2press/träger

Umbau des Stadions des 1. FC Union: Wie sollen 37.000 Fans nach Hause kommen?

Der 1. FC Union spielt wieder An der Alten Försterei. Der Klub will die Tribünen ausbauen. Aber der Verkehr ist am Limit.

Am Freitagabend, dem 24. November, ist wieder Heimspiel im Lieblingsstadion der meisten Ostberliner, der Alten Försterei. Dann wissen die Köpenicker, was ihnen im Berufsverkehr blüht: Proppevolle S-Bahnzüge, zugestaute Straßen, singende Fanpulks, die sich den Weg durch das Verkehrschaos bahnen.

„Störanfällig“ nennt die Verkehrsverwaltung Spiele des 1. FC Union an Werktagen wie diesem, wenn der Klub gegen Darmstadt antritt. 22 000 Besucher fasst das Stadion an der Alten Försterei – die S-Bahn kann 14 000 von ihnen pro Stunde und Richtung hin- oder wegtransportieren, die Straßenbahnen 3000.

Aber diese Kapazitäten bestehen nur theoretisch, denn die Züge sind ja nicht komplett leer, wenn sie an der Tram-Station Alte Försterei oder den nahegelegenen S-Bahnhöfen Köpenick und Wuhlheide ankommen. Und die meisten Fans fahren Richtung Innenstadt.

"Organisiert wie bei einem Dorfverein"

Schon seit vielen Jahren wird die desolate Verkehrsanbindung des 1920 errichteten Stadions bedauert, geschehen ist wenig. Union will in die erste Liga aufsteigen, plant ein neues Stadion für rund 37 000 Menschen, doch das wird nur funktionieren, wenn auch S-Bahn und Straßenbahn ihre Kapazitäten ausbauen. Wie das gehen soll, ist unklar. Anders als das Olympiastadion hat die Alte Försterei keinen eigenen Bahnhof, nur eine einfache Tramstation – selbst zum nächstgelegenen S-Bahnhof Köpenick müssen die Fans eine Viertelstunde laufen, erst durch den Wald, dann am Bahndamm entlang. „Das ist nicht anders als vor 30 Jahren“, sagt ein treuer Fan, „organisiert wie bei einem Dorfverein“.

Der Verein will das leidige Verkehrsproblem nicht mehr kommentieren. Das „komplexe“ Thema werde jetzt „grundsätzlicher“ angegangen, sagt Union-Sprecher Christian Arbeit. „Aus diesem Grund werden wir in Kürze einen fachkundigen Dienstleister beauftragen, im Rahmen eines Verkehrsgutachtens den Ist-Zustand zu analysieren, wahrscheinliche Veränderungen zu prognostizieren und mögliche Maßnahmen zu erarbeiten.“

Bei einem Stadion-Neubau müsste ohnehin von Amts wegen ein Verkehrskonzept vorgelegt werden – das neue Stadion soll nach derzeitigem Stand 2020 fertig sein, zum 100. Geburtstag der Alten Försterei.

Die S3 fährt inzwischen über das sanierte Ostkreuz von Köpenick bis zum Westkreuz, alle zehn Minuten. Eigentlich müsste man den Takt nur auf fünf Minuten verdichten, um die Kapazität zu verdoppeln, aber das ist nicht so einfach wie es klingt. „Für einen reinen 5-Minuten-Takt ab Köpenick Fahrzeuge bereitzustellen, ist auch außerhalb der Hauptverkehrszeit kritisch, dann würde in den Regelfahrplan eingegriffen werden“, sagt Karin Schwelgin von der Bahn.

Realistisch sei ein zusätzlicher Zug von Köpenick nach Ostkreuz alle 20 Minuten, aber „nur außerhalb der Hauptverkehrszeit“. Was auf jeden Fall geht, ist ein zusätzlicher „Verfügungszug in Richtung Innenstadt“ mit 1000 Plätzen, „zur Abreisespitze“. Das reicht aber nicht.

Union sträubt sich gegen Kombitickets

Drei Tramlinien halten am Stadion, im 20-Minuten-Takt. Eine zusätzliche Bahn pro Richtung und Stunde sei möglich, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz, vorausgesetzt, die wenigen Zugreserven werden nicht schon an anderer Stelle eingesetzt. Für weitere „Verstärkerfahrten“ bräuchte es eine Wendeschleife am Stadion – „das haben wir Union auch schon vorgeschlagen“.

Käme die Schleife, wäre aber der Engpass im Wagenpark der BVG noch nicht behoben. Im Clinch liegen BVG und Verein auch bei den Kombitickets. Bei Hertha BSC ist längst Usus, dass Stadionkarten auch für den Nahverkehr gültig sind, doch Union sträubt sich bislang, befürchtet Einnahmeverluste. Häufig entsteht nach einem Spitzenspiel so viel Durcheinander wegen wild parkender Autos und Polizeieinsätzen zum Geleit gegnerischer Fans, dass die Straßenbahnen an der Wuhlheide stecken bleiben.

Der SPD-Abgeordnete Lars Düsterhöft kennt sich gut mit dem Verkehrsgeschehen in Treptow-Köpenick aus. Er findet das Kombiticket unerlässlich, ebenso die Wendeschleife für die Tram. Längerfristig könne die TVO, die Tangentialverbindung Ost, die von Adlershof über die Wuhlheide nach Marzahn führen soll, Abhilfe schaffen, denn neue Planungen sehen vor, neben der Straße auch eine S-Bahnlinie zu bauen. In Höhe der Straße an der Wuhlheide könnte ein neuer S-Bahnhof entstehen, schlägt Düsterhöft vor, ein richtiger Stadionbahnhof mit mehreren Bahnsteigen für wartende Sonderzüge. Das wäre noch nicht so luxuriös wie bei Hertha, aber schon mal ein wichtiger Fortschritt.

Das sind Planungen, die frühestens in zehn Jahren zum Zuge kommen würden, aber schon jetzt Teil eines Verkehrskonzeptes für Union als Erstligamannschaft sein sollten. „Ein größerer Wurf und ein bisschen Mut sind nötig“, sagt Düsterhöft. Und erfolgreicher Fußball.

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