zum Hauptinhalt
Berlin hat genug Kinderärzte.

© dpa

Übersicht der Bezirke: Wohin es Kinderärzte in Berlin zieht

Berlin hat mehr Kinderärzte als nötig. Dennoch ist es eine Frage des Wohnbezirks, ob man problemlos einen Arzttermin bekommt.

Rasant entwickelt sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 18. Allein seit 2014 wuchs diese Altersgruppe um rund 350 00 Einwohner auf 575 000. Was diese Entwicklung für die Kitas und Schulen bedeutet, ist inzwischen bekannt. Jetzt hat der CDU-Abgeordnete Danny Freymark nach einem anderen Aspekt gefragt, der weniger im Fokus steht.

„Unsere Kinder in Berlin – Ärztliche Grundversorgung sichergestellt?“, lautet die Anfrage, die er an die Senatsverwaltung für Gesundheit gestellt hat. Aus der Antwort geht hervor, dass es eine Frage der Wohngegend ist, ob man problemlos einen Arzttermin bekommen kann.

Vergleichsweise ungünstig ist es demnach, in Neukölln oder Reinickendorf zu leben: Hier gibt es im Verhältnis zur Kinderzahl die wenigsten Pädiater. Die empfohlene Arztdichte wird hier nur zu rund 90 Prozent erreicht. Dennoch hat Berlin mehr Kinderärzte als nötig: 126 Prozent beträgt der Versorgungsgrad. Anders ausgedrückt: Berlin hat 307 Kinderärzte, würde aber mit 244 auskommen, wenn man die maßgeblichen Berechnungen des "Gemeinsamen Bundesausschusses“ von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Deutschen Krankenhausgesellschaft zugrunde legt.

Ungleichverteilung des Kinderbooms

Der rechnerische Überschuss konzentriert sich am deutlichsten auf die ebenso gutbürgerlichen wie kinderarmen Bezirke Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf, die aufgrund ihrer guten Sozialstruktur offenbar extrem attraktiv für Kinderärzte sind: Sie haben rund 70 Prozent mehr Pädiater als nötig, also einen Versorgungsgrad von 170 Prozent. Selbst das extrem kinderreiche Pankow hat einen Versorgungsgrad von 145 Prozent: Hier lassen sich die Ärzte offenbar ebenfalls gern nieder, weil es nicht nur viele Kinder, sondern auch ein sozial entspannteres Klima gibt als in vielen anderen Bezirken.

So hat etwa Mitte fast 10 000 Kinder mehr als Steglitz-Zehlendorf, aber etwa gleich viele Pädiater. Die Zahlen, die die Gesundheitsverwaltung liefert, geben aber auch Aufschluss über die Ungleichverteilung des Kinderbooms: So waren zum Stichtag im Juni 2016 in Pankow fast zwölf Prozent der Einwohner unter 18 – fast doppelt so viele wie in Treptow-Köpenick.

Infolge der Überversorgung mit Kinderärzten sei „ aktuell nicht mit Neuzulassungen zu rechnen“, schreibt Gesundheits-Staatssekretär Boris Velter (SPD). Es könne jedoch zu Verlagerungen von Arztsitzen „aus besser in weniger gut versorgte Bezirke kommen, wenn es zu Nachbesetzungsverfahren von bereits bestehenden Kinderarztsitzen in 2017 kommt“. Wie berichtet, beklagen Eltern in Bezirken wie Lichtenberg immer wieder lange Wartezeiten in den Sprechstunden.

Zur Startseite