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Ausgebleicht. Einen traurigen Eindruck macht der einstige Stolz der deutschen Industrie.

© dpa/ Friso Gentsch

Magnetschwebebahn Berlin-Hamburg: Jetzt wird der letzte Transrapid versteigert

Bis nach Hamburg schaffte er es nie. Nun werden auch noch die letzten Fahrzeuge des Berliner Transrapid verkauft.

Nach Berlin wird er es wohl nicht mehr schaffen – der Transrapid, der einst die Stadt mit Hamburg verbinden sollte. Die Planer rechneten mit rund 14,5 Millionen Passagieren im Jahr, die in etwa einer Stunde zwischen beiden Städten hin und her schweben. Das Projekt scheiterte – und jetzt wird das letzte Versuchsfahrzeug versteigert. Gebote sind noch bis zum heutigen Dienstag möglich.

Interessenten gibt es bereits. Zu einem Besichtigungstermin auf der ehemaligen Teststrecke im niedersächsischen Lathen sei ein knappes Dutzend Interessenten gekommen, sagte Claus Richter, Verkaufsleiter bei dem Unternehmen Vebeg, das im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums den einstigen Zug der Zukunft versteigern soll. Berliner sind nach derzeitigem Stand wohl nicht dabei.

Der Transrapid sollte der Zug der Zukunft sein

Nach langem Suchen nach einer geeigneten Strecke hatte man sich in den 1990er Jahren für die Verbindung Hamburg–Berlin entschieden. Der Widerstand war jedoch gewaltig; sogar eine Volksinitiative gegen den Bau gab es, die erfolgreich war. Das Schweben verhinderte am Ende aber der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, dem die Kosten, an denen sich die Bahn beteiligen sollte, zu hoch waren. Mit 6,1 Milliarden Euro waren sie veranschlagt. Die Summe reiche nicht, hatten damals das Eisenbahn-Bundesamt und der Bundesrechnungshof prognostiziert. Die Bahn baute stattdessen die vorhandene Bahnstrecke für Tempo 230 aus. Dort sind die ICE-Flitzer inzwischen nur gut eine halbe Stunde langsamer als der geplante Transrapid.

Ursprünglich sollte die Magnetbahn in Berlin am Stadtrand enden, dann am Westkreuz und schließlich im damals noch nicht gebauten Hauptbahnhof. Auch eine Verlängerung gen Süden war erwogen worden, zum damals noch möglichen BER-Standort in Sperenberg oder gleich weiter nach Leipzig. Von den Plänen ist nichts übrig geblieben als eine freigehaltene Trasse zwischen dem Bahnhof Spandau und den dortigen Arcaden.

Später gab es noch Ideen für einen Transrapid nach Warschau oder gleich nach Moskau, doch auch daraus wurde nichts. Konkret wurden dann noch einmal woanders Pläne entwickelt: In München sollte der Transrapid den Hauptbahnhof und den gut 40 Kilometer entfernten Flughafen verbinden. Doch auch diese Idee scheiterte an den Kosten. Inzwischen ist auch die Versuchsanlage in Lathen, auf der es 2006 einen schweren Unfall mit 23 Toten und mehreren Verletzten gegeben hatte, außer Betrieb; die technischen Anlagen sind bereits entfernt. Nur die aus Beton und Stahl gebaute Fahrbahn steht noch da. Bund und Industrie streiten sich über die Kosten des Abrisses.

Auch die Magnetbahn-Technik für den Nahverkehr ist nicht zum Schweben gekommen. In Berlin hat es zwar in den 1980er Jahren eine Teststrecke zwischen dem Gleisdreieck und der Philharmonie gegeben, doch nach der Wende musste die Anlage der heutigen U-Bahn-Linie U 2 weichen, auf deren Trasse sie teilweise stand.

Fahrzeuge beider Systeme sind in verschiedenen Museen gelandet. Auch die Gemeinde Lathen will jetzt ein eigenes Museum zur Magnetschwebetechnik bauen und steigert jetzt wohl mit. Und in einem Museum würde dann auch Berlin eine Rolle in der Transrapid-Geschichte übernehmen.

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