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Wäre doch für Touristen auch mal spannend: Ein bisschen Platte in Reinickendorf.

© imago/Schöning

Tourismus in der Hauptstadt: Das wahre Berlin

Spandauer Absturzkneipen, Reinickendorfer Plattenbausiedlungen: Unser Autor plant tolle Entdeckungsreisen für Touristen in die Außenbezirke.

Nachhaltig und stadtverträglich wünscht sich Wirtschaftssenatorin Ramona Pop von den Grünen den künftigen Berlin-Touristen. Weil nicht jeder Chinese, Brasilianer oder Untertürkheimer genau versteht, was damit gemeint ist, hier ein paar Verhaltensregeln: Kreuzberg, Mitte und Prenzlauer Berg sind aus Lärmschutzgründen in der Zeit von 14 bis 4 Uhr unbedingt zu meiden, ebenso Hostels mit mehr als zehn Betten.

Der Kauf von Kaffeebechern mit Brandenburger Tor-Motiv aus China, kolorierten Mauerstücke aus Mexiko oder „I love Berlin“-T-Shirts aus Kambodscha ist den Behörden anzuzeigen, die Einführung von Strafzöllen wird vorbereitet. Rollkoffer ohne Flüsterreifen werden bereits am Flughafen eingezogen. Beschwerden über schnoddrige Busfahrer oder das Baustellenchaos Unter den Linden belasten das Verhältnis zu den Ureinwohnern, deshalb bitte unterlassen... äh, also, das wär’s erstmal.

Zu viele Regeln passen ja auch schlecht zur Verbotsvermeidungskultur der Grünen. Man muss die Touristen einfach an die Hand nehmen und ihnen das wahre, touristisch unverfälschte Berlin zeigen: Spandauer Absturzkneipen, Treptower Industrieruinen, Köpenicker Nazi-Treffs, Lichtenberger Auto-Magistralen, Reinickendorfer Plattenbausiedlungen. Dann kommen sie so schnell nicht wieder, das wäre dann total stadtverträglich und super nachhaltig.

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