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Ein fiktiver Einbrecher.

© dpa

Tipps vom Experten für Einbruchssicherung: "Die Täter mit Hebeln und Schlössern stoppen"

Ulrich Wollenberg ist Inhaber eines zertifizierten und vom Berliner Landeskriminalamt anerkannten Fachbetriebes für mechanische Sicherheitssysteme zum Schutz vor Einbrechern. Ein Interview zum Einbruchsschutz.

Herr Wollenberg, Sie und ihre Mitarbeiter werden pro Woche zu mehr als 40 Haus- und Wohnungseinbrüchen gerufen. Gehen die Täter heute anders vor als noch vor einigen Jahren?
Ja, früher waren oft Einzeltäter unterwegs, die teils dilettantisch vorgingen. Seit einigen Jahren haben wir es verstärkt mit professionellen Banden von vier bis fünf Mann zu tun. Sie sind gut vorbereitet, aufeinander eingespielt und mit Brechwerkzeug bestens ausgerüstet. In Lichterfelde und Teltow gibt es gerade wieder solche Einbruchsserien, meist im Parterre oder im ersten Stock.

Welche Schwachpunkte nützen die Einbrecher aus?
Sie kommen meist über die Terrasse oder den Balkon, also von der Hinterseite des Hauses. Die erste Etage erreichen sie zum Beispiel über Markisen, die Klettermöglichkeiten bieten. Mit Kuhfuß und Stemmeisen hebeln sie Türen oder Fenster auf und schlagen, falls nötig, Scheiben ein.

Was setzt man dem am besten entgegen?
Ebenso wie die Polizei empfehlen wir zuerst eine klassische mechanische Grundsicherung. Hinter der Wohnungstür lohnen sich auf jeden Fall starke Stangenschlösser oder Panzerriegel. Bei Doppelfenstern und -türen im Altbau empfehlen wir zum Beispiel abschließbare Hebel, die sich von innen vorlegen lassen und Aufstemmen verhindern.

Bei modernen Fenstern bauen wir verdeckte Pilzkopfbeschläge und abschließbare Fenstergriffe ein, um ein Durchgreifen nach dem Zerschlagen des Glases zu verhindern. Nur selten zwängen sich Täter durch eingeschlagene Scheiben. Sie fürchten die Verletzungsgefahr und Blutspuren, die sie per DNA-Analyse überführen könnten.

Kann das die Täter wirklich bremsen?
Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber die Täter wollen ja rasch und unbemerkt eindringen. Stoppt man sie massiv ab, geben sie nach kurzer Zeit auf. Das haben wir gerade erst in Mahlsdorf erlebt. Da wurden zwei mutmaßliche Einbrecher von einer über der Terrasse verdeckt angebrachten Kamera heimlich gefilmt (siehe oberes Foto). Sie versuchten vergeblich, die gesicherten Türen und Fenster aufzubrechen, dann schlugen sie gegen das Glas, aber es handelte sich um kaum zerstörbares Sicherheitsglas. Nach sieben Minuten zogen sie ab.

Haben Sie noch weitere Tipps?
Im Garten lohnen sich Bewegungsmelder, die automatisch Licht einschalten. Sie müssen aber ausreichend hoch und so gesichert installiert sein, dass man sie nicht zerstören kann. Und sie sollten erst ab einem Meter Höhe Bewegungen melden, damit nicht jedes Tier sie auslöst. Sonst hat das An und Aus des Lichts keine Warnfunktion mehr, weil man sich daran gewöhnt.

Ulrich Wollenberg.
Ulrich Wollenberg.

© privat

Und noch ein Tipp: Ganz wichtig ist eine nachbarschaftliche Vernetzung. Wenn jeder auch aufs Nachbargrundstück achtet, ist viel gewonnen. Dazu sollten Grundstücke aber von nebenan einsehbar sein. Wer sich total mit Sichtschutz umgibt, hat ein höheres Risiko.

Lohnen sich besondere teure Sicherungen wie Alarmanlagen und Tresore?
Das hängt vom jeweiligen Gebäude und den Bewohnern ab. Zum Beispiel davon, wie viele Wertsachen aufbewahrt werden. Aber eines gilt in jedem Fall: Alle zu Hause aufbewahrten Wertsachen müssen dokumentiert sein. Man muss die Existenz der gestohlenen Dinge der Versicherung nachweisen können.

Welche Zeiten bevorzugen die Täter?
Meistens kommen sie zwischen 16 und 20 Uhr in der dunklen Jahreszeit.

Ulrich Wollenberg (48) ist Inhaber eines zertifizierten und vom Berliner Landeskriminalamt anerkannten Fachbetriebes für mechanische Sicherheitssysteme zum Schutz vor Einbrechern.

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