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Die doppelte Lolita. Nini (Flora Li Thiemann, li.) und Jameelah (Emily Kusche) in einer Szene des Films „Tigermilch“.

© dpa

"Tigermilch" startet in den Kinos: Milch mit Weinbrand auf der Leinwand

Der Großstadtfilm „Tigermilch“ erzählt, wie zwei Berliner 14-Jährige erwachsen werden - konfrontiert mit Abschiebung und Sexarbeit.

Sommerferien in Gropiusstadt – wie langweilig. Also klauen die beiden 14-jährigen Freundinnen Jameehla und Nini aufreizende Ringelstrümpfe, turnen damit auf dem Babystrich am Kurfürstendamm herum und versuchen so, die drohende Abschiebung von Jameelah und ihrer Mutter zu verdrängen. Dabei trinken sie sehr viel Milch mit Maracujasaft – und billigem Weinbrand: Tigermilch, so heißt das Getränk und danach auch der Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt.

Mit dem wilden Leben der Protagonistinnen im Film haben die beiden Hauptdarstellerinnen Flora Li Thiemann und Emily Kusche privat nicht viel gemeinsam, erzählen sie am Montagnachmittag in einem Hotel in Prenzlauer Berg, bevor sie sich abends zur Premiere in der Kulturbrauerei aufmachen.

Zwar sind beide echte Berlinerinnen – allerdings nicht aus Gropiusstadt. „Wir sind sehr behütet aufgewachsen, im positiven Sinne. Behütet klingt ja fast wie eingesperrt“, sagt Ninis Darstellerin Flora, die in Pankow aufgewachsen ist und in Mitte aufs Gymnasium geht. Emily, die das irakische Mädchen Jameelah spielt, wohnt im echten Leben in Prenzlauer Berg. Die beiden 15-jährigen Mädchen kommen nach den Sommerferien in die zehnte Klasse.

Freundschaft steht im Vordergrund

Beide verbinden ein starkes Heimatgefühl mit der Stadt, deren dunkle und teils gefährliche Seiten glücklicherweise immer von ihnen ferngehalten wurden. „Klar haben wir auch mal vom Auto aus Frauen auf der Straße gesehen, die sich anbieten, aber das war es dann auch“, erzählt Flora.

Die Szenen, in denen beide in Ringelstrümpfen und Shirt über den nachgestellten Kurfürstendamm stolzieren, waren auch für Emily vor dem Film die einzige Berührung mit dem Thema Sexarbeit. Natürlich haben beide „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gesehen, in dem Christiane F. mit Prostitution ihren Heroinkonsum finanziert. „Der Film ist toll! Aber unser Film ist ein bisschen anders“, meint Emily. „In „Tigermilch“ steht die Freundschaft im Vordergrund, das Erwachsenwerden, die Internationalität – und natürlich Jameelahs drohende Abschiebung.“

Stars des Abends. Die beiden Hauptdarstellerinnen Emily Kusche (li.) und Flora Thiemann bei der Premierenveranstaltung des Films „Tigermilch“.
Stars des Abends. Die beiden Hauptdarstellerinnen Emily Kusche (li.) und Flora Thiemann bei der Premierenveranstaltung des Films „Tigermilch“.

© dpa

Schulklassen mit vielen Nationalitäten kennen die Berliner Schülerinnen immerhin. „Schon in der Grundschule haben wir auch Migranten aufgenommen, die dann in unsere Klassen kamen“, erinnert sich Emily. Sie schätze Berlin für seine Buntheit.

Soziale Unterschiede oder Migrationsgeschichten seien aber in der Schule nie wirklich ein Thema gewesen, auch Abschiebungen von Klassenkameraden mussten sie nie erleben. Die Dreharbeiten haben beide für das Thema sensibilisiert: Den Fall der Duisburger Schülerin Bivsi, die nach Nepal abgeschoben wurde, haben beide in den Medien verfolgt.

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