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Die Arbeit danach. Wenn Kabeldiebe zuschlagen, müssen die Leitungen hinterher oft mühsam neu gelegt werden. Zugfahrten fallen dann aus. Mit neuer Technik, die in Berlin erprobt wird, will die Bahn den Dieben das Leben schwerer machen. „Hörende“ Kabel sollen verdächtige Geräusche melden. Ein Computer wertet die „digitalen Fingerabdrücke“, die vorher gespeichert worden sind, aus und kann Alarm schlagen.

© Patrick Pleul/dpa

Test in Berlin-Wannsee: Bahn geht mit Laser gegen Kabeldiebe vor

Im Kampf gegen Diebstahl, Hangabrutsche und Anschläge setzt die Bahn auf eine neue Technik, die akustische Signale auswertet.

Die Bahn hört mit. Sie will künftig ein Ohr am Gleis haben – und so gegen Kabeldiebe vorgehen. Oder ihre Gleisanlagen überwachen. Oder drohende Hangabrutsche frühzeitig erkennen. Eine neue Technik, „Fiber Optic Sensing (FOS)“ genannt, soll dies möglich machen. Dabei werden Schallwellen durch Lichtreflexionen sichtbar gemacht. In Berlin soll die Technik bis Mitte 2018 an einer S-Bahn-Strecke im Bereich Wannsee installiert werden.

Beim „FOS“ werden Laser-Impulse durch eine Glasfaser geleitet, die neben den Gleisen liegt. Trifft ein Geräusch von außen auf die Faser, verändert sich dadurch das Signal im Kabel. Aus den Daten, die nahezu mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden, kann die Elektronik erkennen, wo was passiert. Sie „hört“ Schritte, Geräusche beim Graben oder Sägen, Steinschläge oder Erdrutsche. Jede akustische Quelle habe einen eigenen „digitalen Fingerabdruck“, beschreibt die Bahn die Technik. Ein Rechner vergleicht permanent die eingehenden Akustikdaten mit eingegebenen „digitalen Fingerabdrücken.“ Spezielle Filter liefern den Sicherheitszentralen oder auch dem Stellwerk vollautomatisch Meldungen mit Typ, Ort und Zeit des Ereignisses. Und die Bahn kann dann schnell reagieren.

In Berlin richtet sich der Test vornehmlich gegen Kabeldiebe. Die Zahl der Diebstähle ist nach Angaben der Bahn in den vergangenen fünf Jahren zwar zurückgegangen, aber jeder Fall wirkt sich meist massiv auf den Zugverkehr aus. Signale und Weichen funktionieren nicht mehr, Züge fallen aus oder verspäten sich.

Künstliche DNA hilft der Bahn seit 2012 dabei Kabeldiebe zu ermitteln

Bei Kabeldieben setzt die Bahn schon seit 2012 auf Technik – mit einer künstlichen DNA. Dabei wird eine mit dem Auge nicht erkennbare Flüssigkeit auf das Material gesprüht. Unter einem Mikroskop wird dann ein holografisches Logo der Bahn auf metallenen Mikropartikeln erkennbar. So lassen sich gestohlene Kabel eindeutig zuordnen. Die Technik greift aber erst nach der Tat. Immerhin kann sie dazu beitragen, die Diebe zu ermitteln.

„FOS „dagegen ist vorbeugend angelegt. Auch Anschläge sollen so leichter verhindert werden. Mehrfach sind schon Kabelschächte in Brand gesetzt worden, was oft zu tagelangen Reparaturarbeiten führte. Diesen Tätern kann ebenfalls ein „digitaler Fingerabdruck“ zugeordnet werden.

Über die Kosten erteilte die Bahn keine Auskunft

Das neue System kann aber noch viel mehr. An der vor einem Jahr eröffneten Schnellfahrstrecke Halle/Leipzig–Erfurt überwacht „FOS“ den Zustand der Gleisanlagen. Die Schienen liegen dort auf einer sogenannten festen Fahrbahn aus Beton und nicht auf Schotter. Und auf der rechten Rheinstrecke erprobt man, wie „FOS“ rechtzeitig vor einem Hangabrutsch oder vor Steinschlag warnen kann. Mit der Technik solle die Sicherheit und Qualität des Bahnbetriebs weiter erhöht werden, sagte ein Sprecher.

Angaben zu den Kosten gab es nicht. Auf einem Großteil des Netzes liegen die Kabel bereits. Durch sie werden vorwiegend Signale für die Leit- und Sicherungstechnik geleitet. In der Regel sind in den Kabeln nicht alle Fasern belegt, sodass sich meist eine freie für die „FOS“-Technik finden lässt.

Erst nach Abschluss der Testphase will die Bahn entscheiden, ob „FOS“ flächendeckend eingeführt wird.

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