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An der Bar des 808 wird es vor allem Cocktails geben.

© Thilo Rückeis

Tanzen im Berliner Westen: Neuer Club im Bikini-Haus

Das neue „808“ will Bar- und Clubkultur zusammenführen. Mit reservierbaren Tischen und ohne Techno neben dem alten "Linientreu".

In der Schlange stehen, mit etwas Glück am strengen Türsteher vorbeikommen, Eintritt bezahlen – das sind die klassischen Rituale, die man hinter sich bringen muss, wenn man an einem Wochenende in Berlin einen Club besucht, um in diesem die Nacht durchzutanzen. In dem an diesem Wochenende eröffnenden neuen Club „808“, der zum Shoppingcenter Bikini Berlin in der Budapester Straße gehört, sollen diese Rituale für Berliner Verhältnisse dramatisch umgestaltet werden. Das Eintauchen ins Partyvergnügen soll hier wie ein dynamischer Prozess ablaufen, der Rausch der Nacht sorgsam vorbereitet werden.

Ein Abend im 808

Wer den Charlottenburger Club betritt, der gleich neben dem zum Bikini-Haus gehörenden 25hours hotel gelegen ist, wird erst einmal von einer Hostess empfangen, die als eine Art Concierge fungiert. „International ist das gang und gäbe, bloß in Deutschland noch nicht“, sagt Babak Tajbakhsh, einer der vier Betreiber, die es wagen, endlich mal wieder im alten Westen Berlins einen Club zu eröffnen, nachdem sich in den letzten Jahren das Nachtleben eindeutig in Richtung Osten verlagert hat.

Die Hostess, erklärt Tajbakhsh, werde mit dem Gast eventuelle Tischreservierungen durchgehen und ihn dann weiterleiten in den Barraum mit Lounge-Atmosphäre, in dem ein DJ noch niedrigtourig Platten auflegen wird. Der Abend wird noch jung sein, in das 808 soll man nicht, wie sonst üblich in Berlin, erst zwischen Mitternacht und Morgengrauen kommen, sondern weit früher. Am Donnerstag beispielsweise wird der Club bereits um 20 Uhr seine Pforten öffnen.

Bevorzugtes Getränk des Gastes soll nach der Vorstellung Tajbakhshs einer der ausgefallenen Cocktails sein, die an der Bar kredenzt werden und bei deren Beschreibung Tajbakhsh gar nicht mehr aufhören kann zu schwärmen. Noch aber wird der Gast das eigentliche Ziel seines Besuchs nicht erreicht haben – der Raum mit dem Dancefloor, in dem sich auch die reservierbaren Tische befinden, wird noch geschlossen sein. Erst kurz nach Mitternacht wird es dann passieren, eine Art Garagentor sich öffnen, und man wird an den eigentlichen Ort der Verheißungen gelassen, an dem die Party endgültig gezündet wird. „Bar- und Clubkultur“, erläutert Tajbakhsh, „sollen so bei uns zusammengeführt werden.“

Ein Laden mit garantiert sauberen Gläsern

Hostess, Cocktailbar, Tischreservierungen – ist das nicht der ganze Schnickschnack, den Clubbesucher in Berlin gerade nicht wollen? Oder muss das alles so sein, weil man sich hier eben im gediegeneren Charlottenburg und nicht im etwas unfeineren Friedrichshain befindet? Babak Tajbakhsh und Behnam Mashoufi, einer seiner drei Partner neben den Investoren Stephan und Valentin Gerhard, glauben im Gegenteil, dass nicht nur Charlottenburg, sondern ganz Berlin auf einen Club wie den ihren gewartet hat.

Die beiden Mittdreißiger haben bereits acht Jahre lang den Club "Tube Station" in der Friedrichstraße mitbetrieben, den sie für ihr neues Engagement im 808 aufgegeben haben. Ihnen sei von Gästen immer wieder die Sehnsucht nach einem etwas anderen Ausgehen in Berlin angetragen worden. „Die Leute wollen einen Laden“, so Mashoufi, „wo man sich sicher sein kann, dass auch das Glas, aus dem man trinkt, wirklich sauber ist.“ Er und sein Partner sehen ihren Club auch gar nicht als eine Art Edeldiskothek, sondern als einen Laden, der sicher etwas schicker daherkommt als die einstige Bar 25 in Friedrichshain, die nicht viel mehr war als eine Bretterbude.

Das 808 sei im Kontext Charlottenburg eher unprätentiös. Champagner trinken in der VIP-Lounge könne man hier in der Gegend woanders, betonen die beiden unisono, im 808 soll weniger für Glamour denn für gute Partystimmung gesorgt werden. „Bei uns“, verspricht Mashoufi, „soll man auch die Sau rauslassen, dabei aber mehr Service geboten bekommen als sonst in Berliner Clubs.“

Die Zeit sei einfach reif, an einem Ort wie diesem eine neue Ausgehmöglichkeit zu etablieren, glaubt er. Hier in Charlottenburg, wo es in den Achtzigern noch richtig wild zuging, und dazu gleich neben der Stelle, an der einst das "Linientreu" residierte, ein Laden, den noch David Bowie und Nick Cave frequentierten. Der Westen, so glaubt er, sei nun eben wieder schwer im Kommen. „Neue Gastro-Konzepte, egal ob ungewöhnliche Orte zum Frühstücken oder innovative Bars, entstehen gerade hauptsächlich im Westen. Der Osten ist einfach übersättigt, während sich der Westen gerade erst neu entwickelt.“

"Musik, um sich gut zu fühlen“

Mashoufi und Tajbakhsh sind beide in Charlottenburg geboren, „wir sind Westkinder“, sagen sie. „Und nun wollen wir auch im Westen etwas erschaffen, etwas Frisches, Cooles.“ Für frischen Wind in der Berliner Clublandschaft dürfte jedenfalls schon die Musik im 808 sorgen. Herrscht ansonsten in Berliner Ausgehläden das eiserne Gebot, dass der DJ Techno, House und unter Umständen auch mal Disco aufzulegen hat, wird es im 808 Soul, Funk, R&B und Hip-Hop zu hören geben, „Musik, um sich gut zu fühlen“, wie Mashoufi das formuliert.

Die Drum-Machine TR-808 der japanischen Firma Roland, nach der sich der neue Club in Charlottenburg benannt hat, war einst immens einflussreich für die Entwicklung von House und Techno. Das weiß in Berlin jeder Raver. Doch nicht minder bedeutend war das Gerät auch für die Entstehung von Hip-Hop. Da kann es nicht schaden, dass ein Westberliner Club daran erinnert.
Club 808, Budapester Straße 38–40 in Charlottenburg, Eröffnung am Freitag, 24. November, 22 Uhr, Tel. 98 32 08 420

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